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FC Bayern: Tuchel beantwortet "vergiftete" Kimmich-Frage


Neue Diskussionen um Nationalspieler
Tuchel beantwortet eine "vergiftete" Frage


Aktualisiert am 08.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Champions League: FC Bayern motiviert für das Spiel gegen den türkischen Rivalen. (Quelle: reuters)

Ist der FC Bayern ohne Kimmich besser? Diese Diskussion hat sich nach der Rotsperre und dem 4:0 gegen Dortmund neu entsponnen. Doch ist sie auch berechtigt?

Nach dem TV-Streit am Samstag beim 4:0 des FC Bayern in Dortmund ließ Thomas Tuchel Dietmar Hamann und Lothar Matthäus zwei Tage lang widerspruchslos gewähren. Die beiden Sky-Experten nutzten die Zeit für den Versuch, gleich die nächste Debatte rund um den FC Bayern auszulösen.

"Nach gestern musst du sagen: Ist es ohne Kimmich eine bessere Mannschaft?", fragte Hamann zunächst am Sonntag bei "Sky90", nachdem Joshua Kimmich das Topspiel gegen den BVB rotgesperrt verpasst und Leon Goretzka sowie Konrad Laimer in Abwesenheit des Nationalspielers gegen den BVB überzeugt hatten.

Die Sache mit der "vergifteten" Frage

Er warf mit dieser brisanten Personaldebatte eine "vergiftete" Frage auf, wie die spanische Sportzeitung "Mundo Deportivo" schrieb. Die Zeitung steht dem FC Barcelona nahe, bei dem Kimmichs Qualitäten aufs Höchste geschätzt werden. Auch Hamann musste einräumen: "Ich habe keine Antwort."

Am Dienstagvormittag legte Lothar Matthäus in seiner Kolumne dann noch einmal nach und brachte plötzlich wieder eine mögliche Versetzung von Kimmich ins Spiel, raus aus dem zentralen Mittelfeld. "Leon Goretzka und Konrad Laimer waren überragend", schrieb Matthäus und mutmaßte: "Durch ihr Zusammenspiel hat der Trainer vielleicht auch eine Möglichkeit im Kopf, die er schon im nächsten Spiel umsetzen könnte – mit Kimmich auf der rechten Abwehrseite."

Tuchel und das verbale Stoppschild

Gegen 13.30 Uhr meldete sich Tuchel in der Allianz Arena bei seiner Abschlusspressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen Galatasaray selbst zu Wort – und setzte den beiden Experten zumindest indirekt das nächste verbale Stoppschild.

"Jo (Kimmich; Anm. d. Red.) ist ein absoluter Stammspieler und Fixpunkt in unserer Mannschaft. In meinen Planungen wird er morgen spielen", sagte Tuchel und ließ damit keinen Zweifel daran, dass er weiterhin auf seinen dritten Kapitän vertrauen wird. Das sei ganz normal und gebe ihm abgesehen davon zusätzlich "die Möglichkeit, jemand anderem dafür ein paar Minuten zu sparen, weil wir wissen, dass er am Samstag nicht spielen kann".

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Bayern
651012:6+616
2
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Kopenhagen
62228:808
3
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Galatasaray
612310:13-35
4
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ManUnited
611412:15-34

Denn da wird Kimmich im Heimspiel gegen Heidenheim die zweite und letzte Partie seiner Rotsperre absitzen müssen, die er sich vergangene Woche gegen Darmstadt (8:0) eingehandelt hatte. In Anbetracht der nach wie vor äußerst angespannten Personallage beim FC Bayern wäre es ohnehin geradezu fahrlässig von Tuchel, wie von einigen Experten und Fans gemutmaßt, nun freiwillig auf einen seiner besten Spieler zu verzichten. Der Bayern-Coach betonte explizit nochmals: "Das ist aber auch eine grundsätzliche Thematik: Josh wird spielen und seine Qualitäten zeigen."

Wer auf eine Fortsetzung der Debatte um den 28-Jährigen hoffte, der wurde enttäuscht. Denn Tuchel ließ mit seinem Statement für Kimmich als zentralen Fixpunkt seiner Mannschaft keinen weiteren Interpretationsspielraum offen.

Video | Tuchel schießt gegen Hamann und Matthäus
Quelle: Glomex

Die Alternative Laimer

Als Rechtsverteidigeroption sah Tuchel Kimmich noch nie und nannte stattdessen nun erneut einzig Konrad Laimer als Alternative. Bereits vor dem Dortmund-Spiel hatte er den Ausfall von Kimmich als "Schlüsselspieler in der Mitte" beklagt, der gerade in großen Partien darauf brenne, "dem Spiel den Stempel aufzudrücken und den Unterschied zu machen".

"Joshua fühlt sich in der Mitte am wohlsten, er will jeden Ball, duckt sich nie vor Verantwortung", sagte Tuchel. "Das fehlt uns alles. Auch gefährliche Freistöße und Chipbälle."

Mit seinen Ausführungen am Dienstag schloss sich Tuchel nun dem Plädoyer an, das unmittelbar zuvor an gleicher Stelle bereits Manuel Neuer für Kimmich gehalten hatte. Auch der Bayern-Kapitän war auf die Meinung einiger Fans angesprochen worden, die sich in den sozialen Netzwerken und einer von Sky lancierten Abstimmung für eine Aufstellung ohne Kimmich ausgesprochen hatten.

"Es wird immer viel diskutiert", sagte Neuer, "aber wenn ich mir die Mannschaft aussuchen kann und der Jo steht zur Verfügung, will ich immer mit Jo spielen." Warum? "Ich bin ein Fan von ihm. Er ist ein Leader. Jemand, der, wenn er auf dem Platz steht, den unbedingten Willen hat, die Spiele zu gewinnen", so Neuer weiter. "Ich fühle mich immer wohl mit ihm auf dem Platz."

Trotzdem polarisiert Kimmich wie kaum ein anderer Bayern-Profi oder Nationalspieler. Lange wurden ihm seine vermeintlich schlechten Ecken vorgehalten. Dabei sind die viel besser als ihr Ruf. Insgesamt bereitete er in seiner Karriere damit nämlich bereits 38 Tore vor, womit er einen Rekord (seit der Datenerfassung 1992) hält.

Beste Laufleistung

Seine Laufleistung ist mit durchschnittlich 12,1 Kilometern pro Spiel bei Bayern zudem momentan mal wieder die beste. Und abgesehen von seinem Siegeswillen sind unter anderem seine präzisen Chip- sowie Diagonalbälle, mit denen er immer wieder Treffer vorbereitet, bei den Gegnern gefürchtet.

Mit mehreren individuellen Fehlern hatte Kimmich seinen Kritikern zuletzt allerdings trotzdem Angriffsfläche geboten. Beim Hinspiel vor zwei Wochen in Istanbul (3:1) verursachte er ungestüm den Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich und leistete sich kurz vor der Halbzeitpause dann noch einen haarsträubenden Ballverlust, der beinah zu einem weiteren Gegentor geführt hätte.

Rote Karte in der vierten Minute

In einer ähnlichen Situation sah er eine Woche später nach seiner Notbremse gegen Darmstadt bereits nach vier Minuten die Rote Karte. Das anschließende Pokal-Aus bei Drittligist Saarbrücken, bei dem seine Sperre nicht galt, markierte für Kimmich und die Bayern schließlich den negativen Höhepunkt der bisherigen Saison.

Kimmich, der für seinen unbändigen Ehrgeiz bekannt ist, ärgert sich über all das am meisten. Schließlich versteht er sich selbst als sein größter Kritiker. Individuelle Fehler analysiert er genau, schaut sie sich noch einmal an und zieht seine Schlüsse daraus. Wie t-online erfuhr, war das auch nach seinen Patzern in Istanbul und gegen Darmstadt nicht anders.

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Vertrag bis 2025

Kimmich brennt darauf, wieder auf dem Platz zu stehen und es besser zu machen. Dass sein Ehrgeiz und seine Motivation immer bei 100 Prozent am Anschlag sind, war in dieser Woche bereits wieder im Training zu beobachten.

Wie Tuchel nun verriet, werden sich seine Beobachter davon auch morgen gegen Istanbul ihr eigenes Bild machen können. Matthäus und Hamann werden dabei ganz genau hinschauen.

Das gilt mit Sicherheit ebenso für die Klubbosse der Bayern. Kimmichs Vertrag läuft schließlich nur noch bis 2025. "Natürlich wollen wir ihn so lange wie möglich für uns am Ball sehen und werden ihm das auch in den Vertragsgesprächen vermitteln", sagte Präsident Herbert Hainer zuletzt der "Sport Bild" und eröffnete damit bereits den Poker um eine mögliche Verlängerung.

Ob Kimmich, der die Vertragsgespräche wie schon bei seiner bislang letzten Verlängerung 2021 erneut selbst – und ohne Berater an seiner Seite – führen wird, dazu gewillt ist, darüber wollen die Bayern spätestens bis Sommer Klarheit. Nur dann könnten sie nämlich noch eine Ablöse mit Kimmich erzielen, falls der seinen Kontrakt nicht verlängern und den Verein möglicherweise verlassen will.

Hainer hat da aber ganz andere Pläne. "Joshua Kimmich steht für den FC Bayern – uns gefällt, dass er immer Verantwortung übernimmt und vorangeht", sagte der Präsident. "Er ist einer unserer Kapitäne und einer dieser Spielertypen, die einem Team die Richtung vorgeben. Ich würde mir wünschen, er beendet hier bei uns seine Karriere – aber das eines fernen Tages."

Wie Kimmich darüber denkt, dazu hält er sich bislang bedeckt. Klar ist, dass der nächste Vertrag, den der 28-Jährige unterschreiben wird, einer der wichtigsten seiner Karriere sein wird. In den kommenden Wochen und Monaten wird er also gewissermaßen um seine Zukunft spielen. Er wird dabei auch Antworten liefern, ob Bayern mit oder ohne ihn eine bessere Mannschaft ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressekonferenz mit Thomas Tuchel und Manuel Neuer am 7. November
  • Aussagen von Dietmar Hamann am 5. November bei "Sky90"
  • sport.sky.de: Kimmich hinten rechts? "Könnte die Lösung für Tuchel & Nagelsmann sein"
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