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Jan Age Fjörtoft vor Bundesliga-Finale: "Bei Uli Hoeneß gibt es nur Plus oder Minus"


Ex-Frankfurter Fjörtoft
So kann die Eintracht den Bayern gefährlich werden

InterviewVon Patrick Mayer

17.05.2019Lesedauer: 4 Min.
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Von 1999 bis 2001: Jan Age Fjörtoft (r.) erzielte für Eintracht Frankfurt als Aktiver 14 Treffer in 52 Spielen. Im Interview spricht er über das Duell seines Ex-Vereins in München.Vergrößern des Bildes
Von 1999 bis 2001: Jan Age Fjörtoft (r.) erzielte für Eintracht Frankfurt als Aktiver 14 Treffer in 52 Spielen. Im Interview spricht er über das Duell seines Ex-Vereins in München. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Jan Age Fjörtoft gilt in Frankfurt bis heute als Held. Vor dem Showdown gegen Bayern sprach t-online.de mit ihm – über euphorisierte Hessen, Druck von Karl-Heinz Rummenigge und die Haare von Niko Kovac.

"Das Training von Felix Magath ist wie ein Zahnarzttermin. Man fürchtet sich vorher, aber hinterher geht’s einem besser" – Kult-Fußballer Jan Age Fjörtoft ist für seinen Humor bekannt. Einst rettete der Norweger Eintracht Frankfurt im "Wunder von 1999" vor dem Abstieg.

Der heute 52-Jährige ist aber nicht nur humorvoll, sondern analysiert als "Sky"-Experte auch knallhart. Bei t-online.de spricht er über den Showdown der Eintracht beim FC Bayern. Und er erklärt, warum er in den Diskussionen um Niko Kovac Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge versteht.

t-online.de: Herr Fjörtoft, Sie haben das „Wunder von 1999“ geprägt. Am Samstag kann die Eintracht in die Champions League einziehen – muss dazu aber dem FC Bayern die Meisterschaft verbauen. Eine ähnliche Dimension?

Jan Aage Fjörtoft: Es ist sensationell, was die Eintracht in der Europa League und damit auch für den deutschen Fußball geschafft hat. Ich war im Halbfinal-Rückspiel dabei, was Frankfurt dort bei Chelsea geleistet hat, da ist auch was gegen Bayern drin. Jetzt ist die große Frage, ob sie die Energiequelle nochmal finden.

Sie sind zuversichtlich?

Für die Eintracht ist es einfacher, jetzt gegen die Bayern zu spielen als zu Hause gegen Mainz 05. Sie haben viel Euphorie durch die Europa League. Das sind die Gefühle, die es für die große Bühne braucht. Und welch‘ größere Bühne gibt es, als wenn der FC Bayern gegen einen um den Titel spielt?

Mancher Beobachter bemüht die These, dass die Eintracht nach dem knappen Aus in London schwer angeschlagen sein könnte.

Ich wurde letztes Jahr vor dem DFB-Pokal-Finale interviewt. Damals habe ich gesagt, dass es das einfachste Spiel der Saison ist, weil die Eintracht nur gewinnen kann. Jetzt ist es wieder so. Die Frankfurter haben in London sehr viel Energie gezeigt, und diese werden sie auch in München zeigen, weil es viel einfacher ist, nochmal in solch‘ einem Spiel mental hochzufahren.

Zumal die Bayern mit Gegnern nachweislich Probleme haben, die überfallartigen Tempofußball spielen, wie Frankfurt mit Ante Rebic und Luka Jovic.

Natürlich, es passt zur Dramaturgie. Bayern will sicher früh in Führung gehen, wird von Anfang an Druck machen. Und: Man hat gesehen, was Jovic und Rebic für ihre Tore brauchen – Platz. Ich bin auch ein großer Fan von Filip Kostic. Die Eintracht hat ihre Schlüsselspiele in Europa wegen der Offensive gewonnen.

Mats Hummels hat nach dem DFB-Pokal-Finale letztes Jahr gesagt, Rebic sei wie ein Pfeil. Er habe ihm zwei, drei Meter abgenommen. Kann der Weltmeister die große Schwachstelle sein?

Wenn die Bayern früh 1:0, 2:0 führen, nicht. Wenn die Bayern aber irgendwann mit der Viererkette hochstehen müssen, sicher. Doch: Kovac kennt die Frankfurter Spieler, hat genau diese Strategie gegen Hummels im Pokalfinale angewandt. Das Hauptproblem ist, dass die Bayern alles zu verlieren haben. Außer den Bayern- und Schalke-Fans hofft ganz Fußball-Deutschland darauf, dass es mal wieder einen anderen Meister gibt.

Zur Dramaturgie gehört auch, dass Kovac ausgerechnet gegen jenen Klub scheitern kann, mit dem er seinen bislang größten Erfolg als Trainer feierte.

Genau in dieser Situation denkt man: „Das kann doch nicht wirklich passieren.“ Aber hätte man gedacht, dass der BVB einen Neun-Punkte-Vorsprung an die Bayern verliert? Wenn Kovac jetzt zu Hause in München gegen seinen Ex-Verein verliert, ist es das Schlimmste, was für ihn passieren kann. Wenn Bayern zu Hause die Meisterschaft verliert, wird es spannend.

Frankfurt-Manager Fredi Bobic hat dem "Kicker" gesagt, dass Kovac bei Bayern zeitweise einen müden Eindruck auf ihn machte.

Mein Eindruck war, dass er allein gelassen wurde. Der Schlüssel zum Erfolg in Frankfurt war, dass Kovac und Bobic sehr eng zusammengearbeitet haben. Aber: Wenn du Bayern-Trainer wirst, weißt du, dass Karl-Heinz Rummenigge mitredet. Du weißt, dass Uli Hoeneß seit 40 Jahren immer mitgeredet hat. Bei Hoeneß gibt es nur Plus oder Minus, das ist die Kultur des FC Bayern. In das Jahr von Kovac fiel auch, dass Franck Ribéry und Arjen Robben nochmal eine Saison bekamen, um sich zu verabschieden. Das war was ganz Einmaliges im europäischen Spitzenfußball. Kovac hätte sich sicher mehr neue Spieler gewünscht. Trotzdem hat er die Chance, das Double zu holen.

Vorstandsboss Rummenigge stellt ihn bei jeder Gelegenheit infrage.

Ich kann Rummenigge verstehen. Bei Bayern gibt es keine Jobgarantie. Und beim FC Bayern gibt es zwei sehr starke Männer mit Führungsanspruch, Rummenigge und Hoeneß. Ich bekomme zwar nicht immer mit, was dort hinter den Türen passiert. Aber man sieht ja, dass Hoeneß und Rummenigge nicht immer einer Meinung sind. Diese Philosophie ist bekannt, Kovac wusste das. Wenn Rummenigge sagt, er habe keine Jobgarantie, hat Kovac trotzdem keine schlaflose Nacht.


Auf der Pressekonferenz hat Kovac jedoch erklärt, dass es in diesem Geschäft schwierig sei, Mensch zu bleiben.

Ich habe seine Zitate gelesen. Für mich ist das keine Schwäche, sondern eine Stärke. Ich habe das Privileg, für Sky Startrainer zu interviewen. Wir sollten nicht glauben, dass die Trainer die Stärksten sind. Sie sind dünnhäutig, sie sind dann und wann unsicher. Natürlich denkt sich Kovac: „Wow, was passiert, wenn wir verlieren, und dann spielen wir auch noch gegen RB Leipzig.“ Wenn er aber das Double gewinnt, rudert Rummenigge zurück. Und dann bekommt Kovac sicher eine Bierdusche. Seine Haare sehen eh aus, wie wenn er öfter eine Bierdusche hat, so gepflegt wie sie sind (lacht).

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