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Stefan Effenberg: Umbruch beim FC Bayern wird riesig – und muss jetzt beginnen


Gehen Trainer und Spieler?
Der Umbruch beim FC Bayern wird riesig

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 16.03.2021Lesedauer: 5 Min.
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Hansi Flick hat einen Vertrag bis 2023 beim FC Bayern, trotzdem ist ein Wechsel zum DFB nach wie vor Thema. Für Stefan Effenberg gibt es nur eine gute Lösung.Vergrößern des Bildes
Hansi Flick hat einen Vertrag bis 2023 beim FC Bayern, trotzdem ist ein Wechsel zum DFB nach wie vor Thema. Für Stefan Effenberg gibt es nur eine gute Lösung. (Quelle: Ulrich Hufnagel/imago-images-bilder)

Bleibt Hansi Flick beim FC Bayern oder geht er zum DFB? Was mir in der Debatte zu kurz kommt und welches Zeichen der Trainer setzen sollte.

Eigentlich ist alles klar. Hansi Flick hat beim FC Bayern einen Vertrag bis 2023 und bislang einen gigantischen Erfolg. Der macht ihn eigentlich unantastbar. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge formulierte es so: "Wir wären ja verrückt, wenn wir jetzt unseren Trainer vorzeitig gehen lassen würden." Und doch reißen die Spekulationen nicht ab, ob Flick am Ende der Saison bei Bayern Schluss macht und als Bundestrainer zum DFB wechselt. Er selbst hat mit seinen Aussagen natürlich nicht dazu beigetragen, dass die Diskussionen verstummen. Vielleicht aus einem guten Grund: die Debatte um die Zukunft von Flick!

Mir persönlich kommt dabei die Tragweite seiner Entscheidung zu kurz. Es geht nicht einfach nur darum, ob der FC Bayern in der nächsten Saison einen neuen Trainer braucht. Es geht darum, wer diesen riesigen Umbruch vorantreibt, der bei Bayern ansteht. Wer diesen Verein als Trainer in die Zukunft führt.

Schon in diesem Sommer werden David Alaba, Javi Martinez und Jérôme Boateng den Klub verlassen – und das ablösefrei. Das sind nicht irgendwelche Spieler, sondern drei wichtige Säulen der vergangenen Jahre. Die Verträge von Leon Goretzka und Niklas Süle enden 2022, was bedeutet: Bayern muss in den nächsten Wochen verlängern oder sie in diesem Sommer verkaufen, um nicht noch mal ohne Ablösesumme dazustehen. Und auch das ist noch nicht alles.

Das Jahr 2023 ist nicht mehr so fern wie es scheint. Und dann enden die Verträge von Robert Lewandowski, Manuel Neuer, Thomas Müller, Kingsley Coman, Serge Gnabry und Joshua Kimmich. Also von allen Spielern, die den FC Bayern ausmachen, die das Herzstück dieser Mannschaft bilden, teilweise aber dann vor dem Karriereende stehen.

Das heißt: Der FC Bayern muss JETZT damit beginnen, diesen Umbruch zu planen. Er muss alles tun, um die Verträge von Goretzka, Kimmich, Gnabry oder Coman zu verlängern und sich zudem auf die Nachfolge von Neuer und Lewandowski vorbereiten.

Macht Neuer 2023 Schluss? Will Bayern Alexander Nübel als neue Nummer eins aufbauen, müssen alle Beteiligten das wissen. Wer soll in die Fußstapfen von Lewandowski treten? Dortmunds Erling Haaland ist dafür gemacht. Aber er ist kein Backup, der im Sommer kommt und sich dann zwei Jahre auf die Bank setzt. Auch hier müssten alle Beteiligten wissen, wenn er 2023 Lewandowski ablösen soll. Lewandowski muss ja dann nicht seine Karriere beenden, aber vielleicht anderswo fortführen. Er ist dann 34 Jahre alt, dann wird es irgendwann schwierig auf dem Niveau.

Klar ist: Abwarten ist bei der Zukunftsplanung keine Option.

Dieser Umbruch wird größer als der zum Ende der Ära Franck Ribery und Arjen Robben. Und er wird auch größer als der am Ende der Ära Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.

Bayern muss bei Flick ein Zeichen setzen

Das alles hat Auswirkungen auf die Position des Trainers, beziehungsweise der Trainer hat Auswirkungen auf den Umbruch. Wenn Bayern neue Spieler verpflichten oder mit Goretzka oder Kimmich verlängern will, wollen die natürlich wissen, wer in den kommenden Jahren ihr Trainer ist.

Deshalb gilt es, diese Personalie zuerst zu klären – und zwar nicht bis 2023, sondern darüber hinaus. Ich persönlich würde mir wünschen, dass Hansi Flick nicht nach zwei Jahren wieder geht, sondern dass er eine Ära von sieben, acht Jahren gestaltet und damit auch den anstehenden Umbruch. Flick und Bayern müssen dafür allerdings den Vertrag verlängern, um ein Zeichen zu setzen. Tun sie das nicht, ist es auch ein Zeichen – sagt in meinen Augen allerdings aus, dass Hansi Flick wohl nicht der Mann sein wird, der diesen Umbruch vorantreibt.

Für mich spielen da übrigens die Unstimmigkeiten zwischen Flick und Sportvorstand Hassan Salihamidzic keine große Rolle. Im Sinne des Vereins und des Erfolgs muss es möglich sein, konstruktiv zusammenzuarbeiten.

Neben der Ungewissheit um Flick gibt es natürlich weitere Rahmenbedingungen, die die Zukunftsplanung erschweren. Der künftige Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn hat gerade gesagt, dass man nicht mehr "im Schlaraffenland“ lebe – sondern sich jede Investition gut überlegen müsse. Er hat damit einen ganz entscheidenden Punkt angesprochen und die Frage, ob der Fußball seine Lehren aus der Pandemie gezogen hat.

Die Lehren aus der Corona-Zeit

Die ersten Geisterspiele sind nun mehr als ein Jahr her. Ich habe große Sorge, ob die Zuschauer so zahlreich wie vor Corona wiederkommen, wenn sie wieder zugelassen werden. In der Saison 2019/20 hatten wir noch eine Stadienauslastung von 92,2 Prozent.

Der Fußball hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer weiter von den Fans entfernt – und die hatten nun Zeit, darüber nachzudenken. Sie haben sich auch noch daran gewöhnen können, die Spiele nicht unbedingt im Stadion zu verfolgen. Vielleicht hat die eine oder der andere durch die Pandemie auch noch den Job verloren.

Was ich sagen will: Als Familienvater überlege ich mir ganz genau, ob ich mein Geld für Tickets für die ganze Familie ausgebe, wenn ein Besuch samt Verpflegung dann 100 Euro oder mehr kostet. Die Bundesliga-Klubs müssen daraus die Konsequenzen ziehen und die Ticketpreise senken, nur dann werden die Stadien auch wieder voll.

Der Fußball muss natürlich auch insgesamt zusehen, dass er die Bodenhaftung wiedergewinnt und sich selbst reguliert. Ich denke nicht, dass das über Gehaltsobergrenzen funktioniert – sondern vielmehr über die Vereine. Sie müssen für sich entscheiden, die Schraube etwas zurückzudrehen, die sie in der Vergangenheit mit höheren Gehältern angezogen haben. Dabei geht es auch gar nicht um die Spitzengehälter für Top-Spieler. Es geht darum, dass Durchschnittsspieler fünf, sieben oder neun Millionen Euro im Jahr kassieren. Das ist es, was kein Fan versteht.

Fehlende Zuschauereinnahmen und sinkende Marktwerte der Spieler sind deshalb ein Risiko – aber auch eine Chance.

Es muss allen klar sein: Es wird nicht mehr so wie früher, vor der Pandemie.

Meine Alternative zu Flick

Und damit sind wir bei der Nationalmannschaft, die in den vergangenen Jahren auch ohne Pandemie bereits auf kleinere Stadien ausgewichen ist, weil sie die großen Arenen nicht mehr voll bekommen hat. Sie hat sich schon lange von den Fans entfernt – kann nun aber mit der Nachfolgersuche für Joachim Löw als Bundestrainer einen Schritt in die richtige Richtung machen.

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Vorweg: Die Entscheidung von Löw, nach der EM im Sommer Schluss zu machen, nötigt mir großen Respekt ab. Er hat große Erfolge gefeiert und sich nun konsequent für diesen Schritt entschieden, nachdem die in den vergangenen Jahren ausblieben.

Jürgen Klopp hat als möglicher Nachfolger abgesagt – und weil ich mir wünschen würde, dass Hansi Flick bei Bayern verlängert, heißt mein Favorit Lothar Matthäus. Er war ein überragender Spieler und hat eine positive Entwicklung genommen. Bei seinen Trainerstationen hatte er nicht überall Erfolg – aber er hat in den vergangenen Jahren als Experte bewiesen, dass er Ahnung hat und ganz sicher eine Bereicherung für den DFB wäre.

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Eine Entscheidung von DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Präsident Fritz Keller für Lothar wäre eine mutige – aber die richtige.

Natürlich wäre auch eine Entscheidung für Ralf Rangnick mutig – ich würde mir allerdings wünschen, dass er der neue starke Mann auf Schalke wird. Er ist der einzige, der Schalke retten und in zwei, drei Jahren wieder zu einem ordentlichen Bundesligisten machen kann. Was Rangnick dafür braucht, ist auch klar: Schalke muss ihn mit allen Befugnissen und aller Macht ausstatten. Wenn es dafür eine Satzungsänderung braucht, dann sollte man die herbeiführen. Andernfalls wäre es Wahnsinn, wenn ein Aufsichtsrat ihm permanent reinreden darf, dem es an Fußballkompetenz mangelt.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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