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Mangel an Dynamik und Intensität: Geht der Bundesliga die Puste aus?


Deutscher Fußball nur Mittelmaß
Geht der Bundesliga die Puste aus?


Aktualisiert am 04.04.2021Lesedauer: 3 Min.
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Kingsley Coman (re.): Der Bayern-Star ist einer der schnellsten Bundesliga-Profis, doch die Dynamik im Spiel um ihn herum nimmt ab.Vergrößern des Bildes
Kingsley Coman (re.): Der Bayern-Star ist einer der schnellsten Bundesligaprofis, doch die Dynamik im Spiel um ihn herum nimmt ab. (Quelle: Poolfoto/imago-images-bilder)

Die Bundesliga hat den Ruf, eine der dynamischsten Ligen in Europa zu sein: Sie wird für ihr hohes Tempo und ihre Intensität geschätzt. Analysen zeigen allerdings, dass dies nicht der Fall ist.

Der moderne Fußball wird mittlerweile auf vielerlei Weise vermessen. Seit nunmehr rund 20 Jahren versuchen Klubs wie Analysten, das Spiel in seine Einzelteile zu zerlegen und auszuwerten, was ein Spieler oder eine gesamte Mannschaft gut beziehungsweise schlecht macht. Eine der ersten Methoden war die Ermittlung von Laufdaten – anfangs vor allem mit GPS. Doch die Ungenauigkeiten der Messungen ließen Zweifel am Wert der Daten aufkommen.

Aus diesem Grund haben sich neue Unternehmen damit befasst, wie eine Auswertung von gelaufenen Kilometern und Sprints besser funktionieren kann. Zu den Marktführern in diesem Sektor gehört die Firma Skill Corner, die in den großen europäischen Ligen mittlerweile eine Vielzahl von Vereinen berät. Skill Corner wertet Fernsehbilder automatisiert aus und nutzt zudem Machine Learning, um die Laufwege der Spieler, die nicht im Bild sind, anhand typischer Bewegungsmuster zu ermitteln.

Mehr Intensität dank Taktik, Rasen und Wissenschaft

Historisch betrachtet hat sich der Fußball über die Jahrzehnte im physischen Bereich enorm entwickelt. Aber selbst seit der Jahrtausendwende gab es einen großen Sprung. "Bei der Premier League haben wir einen 40-prozentigen Anstieg an intensiven Läufen über 14 Jahre ermittelt. Das zeigt, wie sich das Spiel verändert", sagt Paul Neilson von Skill Corner. "Dafür gibt es diverse Faktoren: die Taktik, die Qualität der Rasen und die Einflüsse der Sportwissenschaften – Ernährung, Periodisierung der Trainingspläne und so weiter."

Um ganz oben mitzuspielen, brauche es gewisse athletische Standards. Deshalb seien die Klubs so interessiert an den Messungen der sogenannten "Mechanik der Spieler", worunter die Laufleistung und Geschwindigkeit fällt. Das kann schlussendlich bei Transfers eine entscheidende Rolle spielen.

Bundesliga international nur Mittelfeld

Nun besteht normalerweise die Annahme, dass die Bundesliga zu den physisch stärksten Ligen gehören sollte. Spätestens seit 2010, als Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp für Aufsehen sorgte und das intensive und fokussierte Pressingspiel Einzug in der gesamten Liga hielt, besitzt das Fußballoberhaus Deutschlands diesen Ruf. Die Auswertung der Daten von Skill Corner spricht jedoch eine andere Sprache.

Bei der Anzahl an Sprints zum Beispiel rangiert die Bundesliga nur im Mittelfeld Europas – weit hinter der englischen Premier League, spanischen La Liga und türkischen SüperLig und stattdessen auf Augenhöhe mit der schottischen Premiership und dänischen Superliga. Auch in puncto "High Intensity Distance", also der zurückgelegten Distanz bei einem Tempo höher als 19,8 km/h (5,5 m/s), liegt die Bundesliga hinter England und Italien, wie die untenstehende Grafik verdeutlicht.

"Hier wird es dann auch aus Sicht von Scouts richtig interessant. Viele Leute in England zum Beispiel haben in der Vergangenheit angenommen, dass die Bundesliga der Premier League in Sachen Physis und Intensität mehr oder weniger ähnlich ist. Sie ist es nicht", sagt Neilson. Die Analyse mit dem Auge allein genüge eben nicht, sondern es brauche Daten, die Annahmen entweder unterfüttern oder widerlegen.

Stuttgart ist die Tempotruppe der Liga

Anhand der Daten lassen sich viele Fragen beantworten: Welcher Spieler ist für sein Alter besonders schnell? Welcher Spieler erreicht im Durchschnitt die höchsten Spitzengeschwindigkeiten? Welches Team macht bei eigenem Ballbesitz oder ohne Ball besonders viele intensive Läufe? Mit Blick auf die Bundesliga lässt sich unter anderem feststellen, dass Borussia Dortmund die meiste Distanz in eigenem Ballbesitz bei über 19,8 km/h zurücklegt. Zu den Spitzenmannschaften in dieser Kategorie gehören noch VfB Stuttgart, Bayern München und Bayer Leverkusen.

Bei gegnerischem Ballbesitz sind es Mainz 05, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt sowie erneut die Stuttgarter, welche die meiste Distanz ab hoher Geschwindigkeit zurücklegen, also vor allem aggressives Pressing spielen. Der VfB legt zudem die meiste Distanz im Vollsprint aller Bundesligisten zurück. Die Spieler von Pellegrino Matarazzo werden also ihrem Ruf als athletische Tempotruppe gerecht.

Bei den Spitzengeschwindigkeiten liegen Dortmund und Bayern nahezu auf Augenhöhe und führen die Liga an. Also Qualität hat eben auch etwas mit Athletik zu tun. Die Tachonadel drehte in den letzten eineinhalb Jahren vor allem bei Alphonso Davies (34,9 km/h) und Kingsley Coman (33,5 km/h) auf. Skill Corner misst dabei nicht die reale Top-Geschwindigkeit, sondern wertet alle Aktivitäten ab einem Tempo von 14,4 km/h aus und gibt dann den Wert im 99. Perzentil an – unter der Maßgabe, dass eventuell nicht jeder Lauf von der Kamera eingefangen wird.

In dieser Kategorie mischen übrigens Davies und Coman auch europaweit ganz vorn mit und liegen noch vor Kylian Mbappé und Portos pfeilschnellem Außenverteidiger Zaidu Sanusi. Immerhin hier ist die Bundesliga absolute Spitze.

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