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Bayern-Blamage im DFB-Pokal: Druck auf Thomas Tuchel wächst


Kann das mit Tuchel noch gutgehen?
Pulverfass FC Bayern

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 02.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Thomas Tuchel: Der Trainer blamierte sich mit seiner Mannschaft im Pokal.Vergrößern des Bildes
Thomas Tuchel: Der Trainer blamierte sich mit seiner Mannschaft im DFB-Pokal. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Jenni Maul)

Mit dem blamablen Aus im Pokal ist der erste Titel für die Bayern futsch. Der Druck auf Trainer Tuchel steigt immer weiter.

Thomas Tuchel sah nicht nur enttäuscht aus, er war es auch. Und er wusste, dass diese Niederlage auch mit ihm in Verbindung gebracht werden würde. "Natürlich bin ich dafür verantwortlich. Aber wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen", analysierte der Bayern-Trainer die Pokalpleite seiner Mannschaft. Das war am 4. April 2023. Der FC Bayern hatte soeben in den Schlussminuten mit 1:2 gegen den SC Freiburg verloren – und war damit im Viertelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden. Damals war Tuchel gerade mal eine Woche im Amt.

Gut sieben Monate später erlebt der Bayern-Trainer ein Déjà-vu. Allerdings ein noch dramatischeres. Erneut ist der Rekordpokalsieger vorzeitig im DFB-Pokal ausgeschieden, dieses Mal jedoch nicht gegen einen Bundesligisten, sondern gegen den Tabellenfünfzehnten der dritten Liga. Und das bereits in der zweiten Runde.

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Quelle: t-online

Das 1:2 des FC Bayern in Saarbrücken ist ein historisches Debakel für den Klub, in dessen Selbstverständnis der Anspruch existiert, in jedem Wettbewerb bis zum Schluss um Titel mitzuspielen. Die Last-Minute-Pleite im Saarland setzt eine miserable Münchner Pokalserie fort, denn neben dem bereits erwähnten Viertelfinal-Aus gegen Freiburg war der FC Bayern auch in den Spielzeiten 2021/2022 (0:5 gegen Gladbach) und 2020/2021 (7:8 im Elfmeterschießen gegen Zweitligist Kiel) in der zweiten Pokalrunde ausgeschieden.

Tuchel rotiert – und verzockt sich

Hansi Flick, Dino Toppmöller (in Vertretung für den mit Corona infizierten Julian Nagelsmann) und eben zweimal Thomas Tuchel hießen die für die Pokalpleiten verantwortlichen Trainer, die letzte Finalteilnahme datiert bereits aus dem Jahr 2020. Trainer Tuchel ist nun derjenige, der sein Team wieder aufrichten muss. Am Wochenende geht's ausgerechnet zu Borussia Dortmund – doch mit welchem Personal?

Die Qualität und Größe des Kaders sind ein Thema, das den FC Bayern seit Saisonbeginn begleitet. Insbesondere auf den Defensivpositionen sind die Münchner Woche für Woche dünn besetzt. Doch auch eine B-Elf wie in Saarbrücken, bei der mit Eric Maxim Choupo-Moting, Frans Krätzig und Bouna Sarr drei Reservisten begannen, sollte stark genug sein, einen Drittligisten zu besiegen. Zumal die Münchner mit Konrad Laimer, Kingsley Coman, dem wieder genesenen Serge Gnabry und Jamal Musiala personell erstklassig einwechseln konnten. Harry Kane, den Tuchel in der Verlängerung bringen wollte, schmorte schlussendlich 90 Minuten auf der Bank.

Spiele

Eine Fahrlässigkeit des Trainers? Tuchels Gedanken, einigen Starspielern vor dem Gipfeltreffen mit Borussia Dortmund eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, waren grundsätzlich so verantwortungsvoll wie nachvollziehbar. Jedoch war es eine Entscheidung, mit der der Coach den ersten Titel der Saison opferte – und sich klar verzockte.

Tuchel wollte einige seiner wichtigsten Spieler schonen und etwaige weitere Verletzungen seiner Spieler vermeiden. Ein Unterfangen, das misslang, denn mit Matthijs de Ligt fällt ein Stammspieler wochenlang aus. Aufgrund der dünnen Personaldecke steht der Trainer damit vor dem Topspiel in Dortmund vor einem echten Problem.

 
 
 
 
 
 
 

Neben de Ligt ist auch der Einsatz von Dayot Upamecano, der bereits seit Wochen mit einer Oberschenkelverletzung ausfällt, mehr als fraglich. Als der FC Bayern in der ersten Pokalrunde in Münster bereits kaum Innenverteidiger zur Verfügung hatte, sprang Nationalspieler Leon Goretzka in die Bresche. Doch der fehlt aktuell wegen eines Handbruchs. Noussair Mazraoui fiel zuletzt krankheitsbedingt aus, könnte aber von rechts nach innen wechseln. Auf rechts wäre Konrad Laimer eine Option, der muss aber wohl ins Zentrum rücken, da auch noch Joshua Kimmich für das Duell mit dem BVB mit einer Rotsperre ausfällt. Der Rekordmeister geht auf dem Zahnfleisch – und das zur absoluten Unzeit.

Die Stimmung droht zu kippen

Zwar entscheiden sich die Titel nicht im Herbst 2023, doch bei einer Niederlage in Dortmund dürften die Alarmglocken in München lauter denn je schrillen. Und auch der Trainer dürfte dann mehr und mehr unter Druck geraten, auch wenn sich die bisherige Saisonausbeute mit wettbewerbsübergreifend zehn Siegen, zwei Remis und nun der ersten Niederlage in Saarbrücken als passabel liest.

Allerdings droht die Stimmung zu kippen – insbesondere dann, wenn das Thema Kaderplanung wieder aufploppen sollte. Dass Tuchel mit dem dünnen Kader unzufrieden ist, hatte er seit Saisonbeginn mehrfach zum Ausdruck gebracht. Nie motzig anschuldigend, aber doch klar. Ein Umstand, der auch den Bayern-Bossen auffiel, die daraufhin zum Konter ansetzten.

"Der Kader ist ein bisschen dünn, ein bisschen wenig. Wir haben sechs gelernte Defensivspieler für eine Viererkette, das ist auf Kante genäht", monierte der frühere BVB-Coach bereits Anfang September. CEO Jan-Christian Dreesen nahm Tuchel in die Pflicht. "Er muss ein wenig kreativer sein, das ist sein Job", so die lapidare Antwort Dreesens. Auch Präsident Herbert Hainer sprach davon, dass er ein "Top-Kader hat, um die Ziele zu erreichen". Eines davon ist bereits Geschichte. Das Konfliktpotenzial war bereits damals groß.

In Starstürmer Harry Kane und Abwehrass Min-jae Kim haben die Bayern im Sommer zwei Topspieler verpflichtet, auch Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro gehören zum oberen Regal, auch wenn Letztgenannter wegen mehrerer Verletzungen bislang noch kaum zum Zuge kam.

Viele defensive Abgänge – und der Fall Palhinha

Mit Lucas Hernández, Benjamin Pavard, dem ausgeliehenen João Cancelo und Josip Stanišić gab man allerdings auch vier Verteidiger ab. Insbesondere der nach Leverkusen ausgeliehene Stanišić, der beim aktuellen Bundesliga-Tabellenführer kaum ein Faktor ist, wurde ohne Not abgegeben.

Dazu platzte in letzter Sekunde die – insbesondere von Tuchel angetriebene – Verpflichtung des Sechsers João Palhinha vom FC Fulham. Ein Scheitern auf dem Transfermarkt, das sich auch Uli Hoeneß, Ehrenpräsident und Mitglied des Aufsichtsrats, zuschrieb. "Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein", hatte Hoeneß der "Süddeutschen Zeitung" nach dem geplatzten Transfer am "Deadline Day" gesagt.

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Keine Schuld trifft dabei den neuen Sportdirektor Christoph Freund, zu dem Tuchel ein gutes Verhältnis pflegen soll. Freund trat seinen Job erst mit dem Ende der Transferperiode an, für den Transfersommer 2023 war ein siebenköpfiger Sportausschuss, dem eben auch die Bayern-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge angehörten, verantwortlich.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Leverkusen
31256077:22+5581
2
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Bayern
31223689:38+5169
3
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Stuttgart
31204770:38+3264
4
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Leipzig
31195773:35+3862
5
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Dortmund
31169659:39+2057

Hoeneß war zuletzt bemüht, Druck aus der Kaderdebatte zu bekommen – und stellte seinem Trainer Verstärkung für den Winter in Aussicht. "Wenn gute Argumente dafür auf uns zukommen, sind wir grundsätzlich nicht dagegen. Vor allem, wenn wir weiterhin in drei Wettbewerben stehen, muss man analysieren, was benötigt wird", hatte sich der Ehrenpräsident am Montag bei einem Zirkusbesuch der Bayern-Profis über eine mögliche Transferoffensive geäußert.

Auch wenn sich das mit den drei Wettbewerben nun erledigt hat: Tuchel wird an diesem Angebot Hoeneß' festhalten. "Dann wird es teuer für ihn, wenn er das so gesagt hat. Dann holen wir das raus, sobald im Januar wieder die Transferperiode eröffnet wird", hatte er auf der Pressekonferenz vor dem Saarbrücken-Spiel noch mit einem Lachen auf die Aussagen von Hoeneß reagiert. Dieses dürfte ihm mittlerweile vergangen sein.

Bis Weihnachten heißt es nun durchhalten – und hoffen, dass sich nicht noch mehr Spieler verletzten. Ehe es in die Winterpause geht, warten auf den Rekordmeister noch zehn Partien, inklusive Länderspielreisen für die Nationalspieler sowie vier englische Wochen. Es wird davon auszugehen sein, dass das Thema Kadertiefe bis dahin noch das eine oder andere Mal auf den Tisch kommt. Das Konfliktpotenzial bleibt groß.

Verwendete Quellen
  • Aussagen von Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz vor dem Saarbrücken-Spiel
  • Aussagen von Uli Hoeneß am Montag
  • Interview von Uli Hoeneß in der Süddeutschen Zeitung (Print)
  • Aussagen von Thomas Tuchel nach der Pokalpleite gegen Freiburg in der ARD
  • Verletztenliste des FC Bayern auf transfermarkt.de
  • Eigene Recherche
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