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Das sagt Fritz von Thurn und Taxis zum TV-Debüt von Uli Hoeneß


TV-Kritik zur Expertenpremiere
Hoeneß hat den Finger in die Wunde gelegt

MeinungEine Gastkolumne von Fritz von Thurn und Taxis

Aktualisiert am 26.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Hoeneß als Fußballexperte bei RTL: Sein Debüt war gut, aber gerade zu Beginn angespannt, meint Fritz von Thurn und Taxis.Vergrößern des Bildes
Hoeneß als Fußballexperte bei RTL: Sein Debüt war gut, aber gerade zu Beginn angespannt, meint Fritz von Thurn und Taxis. (Quelle: dpa-bilder)

Uli Hoeneß hat sein Debüt als TV-Experte für RTL gegeben. Von der "Abteilung Attacke" war lange nichts zu sehen. Doch am Ende war Uli wieder Uli.

Uli Hoeneß und ich, wir kennen uns seit 50 Jahren und sind uns freundschaftlich verbunden. Umso gespannter war ich, wie nun sein Debüt als TV-Experte verläuft.

Die Frage war ja: Kann er dieser Rolle gerecht werden? Ist er wirklich geeignet für den Job? Und wie deutlich wird er in seinen Ausführungen live vor der Kamera?

Fritz von Thurn und Taxis gilt als eine der größten Kommentatorenlegenden des Fußball-Fernsehens. Seit den 1970er Jahren saß er am Mikrofon, zu Beginn für den Bayrischen Rundfunk, später für Sky. Aufgrund seiner Formulierungen und langgezogenen Aussprachen wurde er von Fans zum Kultkommentator gekürt.

Erst am Ende war er in seinem Element

Vorab: Natürlich ist Uli für den Job als TV-Experte geeignet. Aber er ist nicht der große taktische Analytiker, wie es ein Oliver Kahn oder Jens Lehmann in ihren Expertenjobs waren. Und das will er auch gar nicht sein.

Uli Hoeneß ist der Fachmann für die ganz großen Fußballthemen. Das wurde gestern wieder deutlich. Denn erst ganz am Ende der Sendung war er auf einmal so richtig in seinem Element. Doch der Reihe nach.

Zu Beginn des Auftritts war er angespannt. Andere würden das vielleicht nicht bemerken, aber ich kenne ihn ja sehr gut. Er wusste: Ich mache da etwas, was ich eigentlich nie machen wollte. Ehrlich gesagt: Seine Familie war auch nicht sonderlich begeistert, dass er diesen Job angenommen hat. Ich spürte: Er wollte sauber durch den Vorlauf kommen. Und das hat geklappt.

"Lass mer das Tool weg"

Natürlich ist er auch in die sportliche Analyse gegangen, aber dabei ging er nicht wirklich aus sich heraus. Uli Hoeneß mit Stift und Analysetool? Ausgeschlossen. "Lass mer das Tool weg", wird er gesagt haben. Der krumme Neuner, das ist nicht seins.

Hoeneß hat versucht seinen Rhythmus zu finden, sportliche Schlagzeilen hat er keine geliefert. Doch hätten Sie damit gerechnet, dass er etwas Außergewöhnliches zu einer 2:0-Pausenführung gegen Island sagen würde? Ich nicht. Die "Abteilung Attacke" war gestern zunächst noch nicht zu sehen. Aber wie soll er attackieren? Wenn das Spiel in die Hose gegangen wäre – okay. Aber Deutschland war gut und lag schnell 2:0 vorne. Attacke? Da noch nicht.

Die kam zum Schluss. Seine Kernsätze lieferte er weit nach der Partie. Da hat er den DFB in den Senkel gestellt. Es war herauszuhören: Mit Bierhoff sind sie gar nicht einverstanden beim FC Bayern. "Es ist ein Trauerspiel, was beim DFB abläuft", sagte er. Klar: Das wissen wir alle. Aber der Uli ist nun mal genau der richtige Mann, um das so deutlich zu sagen und den Finger in die Wunde zu legen.

Es waren die großen Themen, bei denen er gezündet hat: Löw-Nachfolge, Rummenigge zum DFB, der Amateurfußball. Da war er der Uli Hoeneß, wie man ihn kennt: emotional, direkt, klar. Auch bei der Bundestrainerfrage wurde er deutlich. Flick zum DFB? Das ist kein Thema. Den politisch-gesellschaftlichen Streit um die WM in Katar hingegen umschiffte er clever.

Eine Note und ein Vergleich

Müsste ich Uli für seinen ersten Auftritt eine Schulnote geben, würde er eine Zwei minus bekommen. Man kann darüber diskutieren, ob er möglicherweise erst zu spät in der Sendung glänzen konnte. Aber dir sind als Experte nun mal Grenzen gesetzt. Du kannst nicht vor Spielbeginn mit den Zankereien des DFB aufmachen.

Möglicherweise wird er bei den kommenden beiden Spielen noch selbstbewusster auftreten. Es wäre naiv zu glauben, dass er gleich wie ein Kahn, Scholl oder Hitzlsperger spricht. Günter Netzer (an der Seite von Gerhard Delling) war ein König auf diesem Gebiet, Hoeneß ist das noch nicht. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Eines ist wohl klar: Uli Hoeneß sucht Herausforderungen. Nur aufs Tegernseer Tal schauen? Das reicht ihm nicht. Er möchte wieder ins Rampenlicht. Und da habe ich ihn gestern auch gesehen.

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