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FC Bayern: Stefan Effenberg über Neuer, Müller und "ihre letzte Chance"


FC Bayern in der Champions League
Das wäre verheerend

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 30.08.2024Lesedauer: 5 Min.
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Aufgaben im Blick: Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Kader für die Länderspiele gegen Ungarn und die Niederlande nominiert.Vergrößern des Bildes
Aufgaben im Blick: Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Kader für die Länderspiele gegen Ungarn und die Niederlande nominiert. (Quelle: IMAGO/Goal Sports Images/imago-images-bilder)

Manuel Neuer und Thomas Müller treibt noch ein letztes großes Ziel an – das sich so wohl nicht mehr bieten wird, meint t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. Auch die deutsche Nationalmannschaft muss eine besondere Gelegenheit nutzen.

Ich gebe es zu: Bei der Auslosung der Champions League am Donnerstagabend musste auch ich wegen des neuen Formats hin und wieder zweimal hinschauen. Aber dennoch: Ich bin ein großer Fan dieses neuen Modus, den ich total spannend finde. Jetzt muss er erst einmal gespielt werden, um den Zuschauern auch die Möglichkeit zu geben, ihn anzunehmen – dann bin ich mir sicher, dass sehr viele die Vorzüge erkennen werden (mehr zum neuen Modus lesen Sie hier).

Das Taktieren aus der alten Gruppenphase, mit Hin- und Rückspielen, mit dem Gedanken an die Europa League – das wird es so nicht mehr geben. Und das spricht für mehr Spannung, für mehr Risiko – und genau das wollen wir als Fans doch sehen. Jedes Tor kann jetzt entscheiden über Top acht oder Play-offs, selbst bei einem verpatzten Start in den Wettbewerb ist noch alles drin. Ich sage ganz klar: Dieses Format wird sich durchsetzen.

Jetzt können wir uns auf viele spannende Spiele freuen – besonders für die deutschen Mannschaften. Bis auf Paris Saint-Germain und den FC Barcelona sind die Gegner des FC Bayern überschaubar. Vincent Kompany und seine Mannschaft sollten sich in dieser Konstellation durchsetzen und es unter die ersten acht schaffen. Die Bayern stehen aktuell in jeder Hinsicht vor PSG und Barça.

Und: Sie haben die Top-Motivation, das Finale im eigenen Stadion zu erreichen. Gerade für Manuel Neuer und Thomas Müller wäre ein Endspiel daheim noch einmal etwas ganz Besonderes – und auch eine Gelegenheit, die sich ihnen so wohl nicht noch einmal bieten wird. Mehr noch: Es ist ihre letzte Chance – und sie werden in jedem einzelnen Spiel alles dafür geben, dass der Traum vom "Finale dahoam" in Erfüllung geht. Ein ganz kleiner Vorteil übrigens, der aber letztlich doch den Unterschied machen kann: Die Bayern spielen auswärts gegen den ukrainischen Vertreter Schachtar Donezk – auf Schalke. Diese kurze Anreise und die damit eingesparten Reiseumstände sind nicht zu unterschätzen.

Jetzt kommt es auf diesen Samstag an

Die wichtigste Frage aber ist: Wann wartet welcher Gegner? Das klärt sich am Samstag, wenn die Uefa die Ansetzungen bekannt gibt. Das wird für die Vereinsverantwortlichen ein fast noch wichtigerer Termin als die Auslosung am Donnerstag. Der Samstag nun ist von extremer Bedeutung, ein ganz entscheidender Tag, das ist Fakt – ich spreche schließlich aus Erfahrung, ich habe da immer ganz genau hingeschaut.

Wenn RB Leipzig beispielsweise direkt zu Beginn nacheinander gegen den FC Liverpool, Inter Mailand, Juventus Turin und Atlético Madrid spielen muss – dann kann es ganz schnell passieren, dass sie hinterherlaufen. Gleiches gilt für Bayer Leverkusen, denen Inter, Liverpool, der AC Mailand und Atlético zugelost wurden – das sind harte, schwierige Gegner. Auch den VfB Stuttgart (PSG, Real Madrid, Atalanta Bergamo und Juve) und Borussia Dortmund (Real Madrid und Barcelona) hat es ordentlich erwischt.

Wenn du stattdessen aber zuerst gegen die vermeintlich leichteren Mannschaften spielst, dann kannst du dir für den weiteren Verlauf des Wettbewerbs schon früh einen Vorteil herausspielen. Besonders für Leverkusen, Leipzig und Stuttgart kommt es genau darauf an. Denn das sind die Spiele, die du gewinnen musst, in denen du dir schon einen taktischen Vorteil sichern kannst. Aber: Auch das ist nicht in Stein gemeißelt. Ein Spiel bei Roter Stern Belgrad, in Bratislava oder bei Feyenoord Rotterdam ist kein Vergnügen. Aber da musst du eben bestehen, wenn du es unter die Top acht schaffen willst.

Dass sie es dorthin schaffen, erwarte ich auch von Leverkusen, ganz unabhängig von der Ansetzung – wenn der deutsche Meister weiter das zeigt, was er über die letzte Saison hinweg und nun auch im Supercup und zum Saisonstart der Bundesliga gezeigt haben.

Ein wesentlicher Vorteil des Einzugs in die Top acht wäre auch: Du hast vor dem Achtelfinale zwei Spiele weniger – und das ist in einer dann intensiven Saisonphase ein großer Unterschied. Und: Es sind nicht nur zwei Spiele weniger – es ist auch weniger Reisestress, eine geringere mentale Belastung. Das ist ein Plus, das sich gerade die Spitzenteams nicht entgehen lassen wollen und auch können.

Ein Zeichen für die Zukunft

Die Belastung war auch ein Thema bei der Kaderbekanntgabe des DFB für die anstehenden Spiele in der Nations League gegen Ungarn und die Niederlande. Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann nun auf Spieler wie Verteidiger Antonio Rüdiger in Absprache mit ihm verzichtet, kann ich nachvollziehen.

Auch das ist ein Zeichen für die Zukunft: Wenn künftig einer der gesetzten Spieler anmeldet, eine Länderspielreise aufgrund der Belastung nicht mitmachen zu wollen, dann sollte man darauf Rücksicht nehmen, sofern es nicht gerade Qualifikationsspiele sind – das ergibt bei einem immer volleren Terminkalender nur Sinn. Und niemand sollte da mit dem Finger auf den Spieler zeigen, das ist kein Grund für Empörung. Es ist eine Win-win-Situation: Der Spieler bekommt eine eventuell dringend benötigte Pause – und Nagelsmann hat die Gelegenheit, auch anderen Kandidaten eine Chance zu geben.

Was mir beim Blick auf den Kader noch durch den Kopf ging: Wir können froh sein, dass sowohl Müller als auch Neuer ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft so zeitig verkündet haben. Auch bei İlkay Gündoğan und zuvor Toni Kroos war alles bereits früh klar. Da wusste auch Nagelsmann direkt, woran er ist – und wie er künftig planen kann und muss.

Das ist von extremer Bedeutung

Die Nominierung von Stuttgarts Angelo Stiller war nur eine logische Konsequenz. Stiller hat in der vergangenen Saison eine super Leistung gezeigt, stabil und konstant auf hohem Niveau gespielt. Das muss er jetzt natürlich auch in dieser Spielzeit bestätigen, gerade mit der neuen Herausforderung für den VfB in der Champions League. Der Druck auch im Verein steigt – und sicher auch der Druck, den sich Stiller selbst machen mag, nun sogar als Nationalspieler. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass er auch in dieser Situation bestehen kann.

Wie gefestigt er und auch Teamkollege Chris Führich sind, zeigt ja, dass beide nach dieser tollen Saison in Stuttgart geblieben sind, trotz anderer Angebote, die beide sicher hatten. Das spricht für ihren Charakter, auch für ihr Umfeld und den Klub.

Für die deutsche Mannschaft kommt es nun aber noch auf etwas ganz anderes an: Sie müssen die Begeisterung und das Interesse der Fans, das sie zuletzt so wunderbar zurückgewonnen haben, auch aufrechterhalten. Das ist von extremer Bedeutung.

Es kann nicht sein, dass es jetzt zwei mittelmäßige Spiele gegen Ungarn und die Niederlande gibt, in denen Deutschland nur einen Punkt holt. Das darf nicht passieren, das wäre verheerend – man würde direkt alles wieder zerstören, was man sich zuletzt unter großem Einsatz aufgebaut hatte. Auch deshalb sollten sie diese Spiele unbedingt ernst nehmen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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