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U21-EM: Yann Aurel Bisseck im Fokus – Will Inter Mailand den Verteidiger?


DFB-Talent vor Wechsel
Hinter ihm ist ein ganz Großer her

Von Benjamin Zurmühl

22.06.2023Lesedauer: 6 Min.
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Yann Bisseck: Der großgewachsene Innenverteidiger steht vor einem Wechsel in diesem Sommer.Vergrößern des Bildes
Yann Aurel Bisseck: Der großgewachsene Innenverteidiger steht in diesem Sommer vor einem Wechsel. (Quelle: IMAGO/Joaquim Ferreira)

Am heutigen Donnerstag spielt Deutschland bei der U21-EM gegen Israel. Dabei sind die Blicke einiger Zuschauer auch auf einen DFB-Verteidiger gerichtet.

Yann Aurel Bisseck fehlten nur 27 Tage auf Nuri Şahin, als er am 26. November 2017 sein Bundesliga-Debüt feierte. Der Innenverteidiger durfte für seinen 1. FC Köln gegen Hertha BSC sogar von Beginn an ran. Bisseck war zu dem Zeitpunkt 16 Jahre und 362 Tage alt und damit der zweitjüngste Spieler der Geschichte. Nur eben jener Nuri Şahin war 2005 etwas jünger, als er für den BVB debütierte.

Fast sechs Jahre später sind Bisseck und Şahin aus den Top fünf verschwunden. Gleich mehrere Talente feierten in noch jüngerem Alter ihr Debüt im deutschen Fußball-Oberhaus.

Im öffentlichen Fokus steht Bisseck aber immer noch, besonders in den kommenden Tagen und Wochen. Der inzwischen 22 Jahre alte Innenverteidiger ist Stammspieler in der deutschen U21-Nationalmannschaft, die an der EM teilnimmt und am Donnerstag auf Israel trifft (ab 18 Uhr im Liveticker bei t-online).

Bei dem 1,96 Meter großen Abwehrhünen schauen auch internationale Klubs hin. Champions-League-Finalist Inter Mailand zum Beispiel soll großes Interesse an Bisseck haben. Aber auch Eintracht Frankfurt hat den gebürtigen Kölner auf dem Zettel. Dabei war Bisseck noch vor wenigen Jahren meilenweit von solchen Teams entfernt. Der Innenverteidiger wechselte von einem Klub zum anderen und dachte sogar an ein Karriereende.

"Anfangs dachte ich, ich werde der nächste Kölner Superstar"

Sein Debüt gegen Hertha im November 2017 endete zwar mit 0:2, doch der junge Neuling Yann Aurel Bisseck hinterließ einen guten Eindruck. Vom "Kicker" gab es trotz der Niederlage mit zwei Gegentreffern eine 3,5 als Note. "Für mich war das eine Mischung aus Schockmoment und Riesenüberraschung, weil ich erst in der letzten Besprechung erfuhr, dass ich in der Startelf stehen würde. (...) Natürlich war ich nervös, aber Peter Stöger hat mir viel Gelassenheit vermittelt, indem er mir sagte: 'Junge, entspann' dich, genieße es. Du kannst das, du kannst Bundesliga spielen'", sagte er Jahre später im Gespräch mit "transfermarkt.de".

Eine Woche nach seinem Debüt setzte ihn Trainer Peter Stöger erneut ein, diesmal als Einwechselspieler. Zur Halbzeit ersetzte Bisseck gegen Schalke 04 (2:2) den verletzten Jorge Meré. Das junge Abwehrtalent schien endgültig im Kölner Profikader angekommen zu sein. Ihm selbst mangelte es nicht an Selbstbewusstsein: "Ich gebe offen zu: Anfangs dachte ich, ich werde der nächste Kölner Superstar, und ich habe das Rampenlicht auch genossen. Ich bin aber extrem froh, dass meine Familie und meine Freunde es nicht zugelassen haben, dass ich abheben konnte."

Für die Bodenhaftung brauchte Bisseck seine Familie aber bald nicht mehr, denn die Realität veränderte sich schnell. Das Schalke-Spiel war das letzte für Trainer Stöger. Stefan Ruthenbeck, zuvor U19-Trainer in Köln, wurde dessen Nachfolger. "Nach dem Trainerwechsel habe ich gedacht, jetzt habe ich meinen Stammplatz sicher, weil Stefan Ruthenbeck zur damaligen Zeit mein Förderer war", so Bisseck. Doch Ruthenbeck setzte im Abstiegskampf auf erfahrene Kräfte. Bisseck sollte nur noch 20 Bundesliga-Minuten für Köln spielen.

Fünf Klubs in vier Ländern

In der Rückrunde der Saison 2017/18 fand sich Bisseck also in der U19-Auswahl des 1. FC Köln wieder. Ein erster Dämpfer für das ambitionierte Talent. Ein neuer Anlauf bei den Profis im kommenden Sommer ließ aber auf sich warten. Im Sommer 2018 wurde Markus Anfang Trainer des abgestiegenen "Effzeh".

Der neue Coach bekam für die Mission Wiederaufstieg einen seiner Wunschspieler: Rafael Czichos. Der neue Innenverteidiger wurde Stammspieler unter Anfang. Bisseck blieb außen vor, verbrachte die Hinrunde bei der Regionalliga-Mannschaft der "Geißböcke".

Im Winter folgte dann der erste Wechsel. Zweitligist Holstein Kiel lieh ihn aus, anderthalb Jahre (bis zum Sommer 2020) sollte Bisseck bei den "Störchen" Spielpraxis sammeln. Doch schon nach einem halben Jahr mit drei Kurzeinsätzen und vielen Verletzungsproblemen in der 2. Liga wurde die Leihe vorzeitig abgebrochen. Für den Abwehrmann ging es erstmals ins Ausland. Der niederländische Zweitligist Roda JC aus Kerkrade schnappte ihn sich – ebenfalls per Leihe.

Aufgrund einer Fußverletzung musste Bisseck bis November auf sein Debüt warten. Anschließend pendelte er immer wieder zwischen Startelf und Bank, der Durchbruch wollte ihm aber nicht gelingen. So ging es nach einem Jahr wieder weiter. Diesmal wurde er nach Portugal verliehen, Vitória Guimarães nahm ihn unter Vertrag.

Wenige Tage vor Saisonstart dann der nächste Rückschlag: Bisseck riss eine Sehne im Knie. "In diesen Momenten denkst du dir: Was hast du nur verbrochen? Du bist sauer auf die ganze Welt. Du arbeitest extrem hart für diesen Erfolg – und dann spielt dein Körper nicht mit", erzählte er "transfermarkt.de". Für die erste Mannschaft von Vitória Guimarães macht er kein einziges Spiel. Es ging nach seiner Genesung in die B-Auswahl. Bisseck dachte damals sogar an ein vorzeitiges Karriereende, doch seine deutschen Teamkollegen Elias Abouchabaka und Jonas Carls hielten ihn davon ab.

Im Sommer 2021 stand der nächste Wechsel an. Das Ziel diesmal: Dänemark, Bissecks letzte Leihstation. Der Erstligist Aarhus GF holte ihn – und endlich konnte er sich durchsetzen. Bei "De Hvide", den "Weißen", verpasste er in der ersten Saison lediglich drei Pflichtspiele. Anschließend kauften ihn die Dänen vom 1. FC Köln und statteten ihn mit einem Vertrag bis 2026 aus.

Plötzlich Abwehrchef

In der zweiten Saison (2022/23) verpasste Bisseck kein einziges Spiel, in der Liga sogar keine einzige Minute. Zudem erzielte er als Innenverteidiger drei Tore und bereitete drei weitere vor. Einer von Bissecks Treffern wurde sogar zum "Tor des Jahres" in Dänemark gekürt.

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Bisseck war zweifellos zum Leistungsträger in Aarhus, Trainer Uwe Rösler legte großen Wert auf das deutsche Talent. In der dänischen Meisterrunde reichte es mit Aarhus am Ende für Platz drei, nach einem wilden 3:3 im Saisonfinale gegen Bröndby gab es sogar die Bronzemedaille. Es war wohl Bissecks letzter Auftritt für "De Hvide", ein Wechsel gilt als beschlossene Sache.

Wohin er geht, ist noch unklar. Doch zunächst liegt der Fokus auf der U21. Im Sommer letzten Jahres lief er zum ersten Mal für das Team von Trainer Antonio Di Salvo auf. Seitdem fehlte er bei keiner Nominierung. In Abwesenheit anderer Innenverteidiger wie Jordan Beyer (FC Burnley) und Armel Bella-Kotchap (FC Southampton), die beide verletzt fehlen, sowie Malick Thiaw (AC Mailand), der bei der A-Nationalmannschaft weilt, ist Bisseck inzwischen der Abwehrchef.

Noch mehr: Bisseck wurde von Bundestrainer Antonio Di Salvo für die EM zum Kapitän ernannt. Seine Führungsqualitäten und seine Erfahrung werden in der Defensive dringend gebraucht. Seine Achterbahn-Karriere hat den gläubigen Christen einiges gelehrt, was er nun an jüngere Teamkollegen weitergeben kann.

Guter Schlaf und viel Prävention

Für die Leistungsexplosion in Dänemark hat der Sohn kamerunischer Eltern einiges umgestellt. Gerade in Sachen Regeneration ist er neue Wege gegangen: "Ich habe mir viel Wissen in diesem Bereich angeeignet. So lege ich konsequent das Handy eine Stunde vor dem Schlafengehen zur Seite. Achte darauf, dass ich lange und ausreichende Tiefschlafphasen bekomme, indem ich versuche, jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ins Bett zu gehen und dabei auf mindestens acht Stunden Schlaf zu kommen." Ein weiteres Hilfsmittel: regelmäßiges Wechseln der Bettwäsche.

Aber nicht nur in Sachen Regeneration lebt Bisseck inzwischen bewusster. Auch in die Prävention investiert er mehr Zeit, arbeitete zuletzt in Aarhus eng mit dem Athletiktrainer zusammen. Vor allem an der Rumpfmuskulatur und der Stabilität hat er gearbeitet, um Verletzungen vorzubeugen.

Das macht sich bezahlt. Seit zwei Jahren ist Bisseck mehr oder weniger frei von Verletzungen, seine Physis zählt zu seinen größten Stärken, weshalb schon im Winter einige Klubs auf ihn aufmerksam wurden, wie er im März beim TV-Sender Sky erzählte: "Eintracht Frankfurt zum Beispiel. Ansonsten ein paar Vereine aus Italien und Frankreich. Ich habe Interesse geweckt, das ist ein positives Feedback und eine große Motivation."

"Ich darf nicht den Kopf verlieren"

Wenige Monate später ist das Interesse nicht abgeebbt, ganz im Gegenteil. Der italienische Transferexperte Gianluca Di Marzio brachte ihn zuerst mit Inter Mailand in Verbindung. Inzwischen berichten auch andere Medien, dass der italienische Champions-League-Finalist an ihm dran ist. Eine Ausstiegsklausel über rund sieben Millionen Euro macht einen Wechsel möglich. Nach der langen Leidenszeit ist Bisseck inzwischen eine der heißesten Aktien im deutschen Team.

"Jetzt zeigt sich genau die andere Seite der Medaille, man hat eher die Qual der Wahl", zitierte ihn jüngst der "Kicker". "Das genieße ich schon ein bisschen, weiß aber, dass ich den Kopf nicht verlieren darf. Der nächste Schritt ist schon sehr wichtig für mich, die sportliche Perspektive steht absolut im Vordergrund."

Knapp drei Jahre ist es her, dass er an sein Karriereende gedacht hat. Nun hat Bisseck eine vielversprechende Zukunft vor sich. Doch selbst für eine Laufbahn abseits des Fußballs wäre er vorbereitet gewesen. Bisseck absolviert nebenbei noch ein Fernstudium im Bereich Media und Marketing Management. Den Abschluss wird er zumindest vorerst nicht brauchen.

Verwendete Quellen
  • kicker.de: "Sahin nur noch Siebter: Die jüngsten Debütanten der Bundesliga-Geschichte"
  • transfermarkt.de: "Bisseck im Interview: 'Musste mir klarmachen, dass ich nicht der bin, den alle in mir sehen'"
  • transfermarkt.de: "Yann Aurel Bisseck"
  • youtube.com: "Auf einen Kaffee mit... Yann Aurel Bisseck"
  • twitter.com: Tweet von @Superligaen
  • skysport.de: "U21-Profi Yann Aurel Bisseck exklusiv: 'Dachte an Karriereende'"
  • gianlucadimarzio.com: "Inter, da Lukaku e Koulibaly a Onana: incontro in programma con il Chelsea" (ital.)
  • kicker.de. "Bisseck zu Inter? 'Warum sollte ich es mir nicht zutrauen …'"
  • Nachrichtenagentur dpa
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