Bayern - Niederlande: Die überflüssigste Partie des Jahres

Nach dem "Drama dahoam" müssen sich die niedergeschlagenen Stars des FC Bayern München zum "Arjen-Robben-Wiedergutmachungsspiel'" aufraffen. Dass der Hauptdarsteller in dieser Partie sogar noch geschont werden soll, führt die Partie des deutschen Rekordmeisters gegen die niederländische Nationalmannschaft endgültig ad absurdum.

"Den Sinn in diesem Spiel habe ich noch nie gesehen. Der sportliche Stellenwert der Partie ist gleich null. Es geht um wirtschaftliche Interessen, das müssen wir so akzeptieren", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. "Niemand braucht dieses Spiel. Die Bayern nicht, und wir auch nicht. Ich freue mich auf meine Rückkehr nach München, aber diese Partie ist überflüssig", sagte Hollands Kapitän Mark van Bommel.

Auch Hoeneß hat keine richtige Lust

"Es wäre ein schönes Spiel geworden, wenn wir das Finale gewonnen hätten. Da wäre das so ein richtig schöner Saisonabschluss", sagte FCB-Präsident Uli Hoeneß. Lahm, Schweinsteiger, Neuer und der Champions-League-Pokal - noch einmal hätten sich die Bayern-Profis in einer dann vermutlich sogar ausverkauften Allianz Arena abfeiern lassen können als Europas Beste. Jetzt kann stattdessen nur noch ein Schlussstrich unter den langwierigen und leidigen Streit zwischen den Bayern und dem niederländischen Fußballverband wegen der schweren Verletzung von Arjen Robben bei der WM 2010 gezogen werden.

Bayern macht Kasse

Ein halbes Jahr war Bayerns Flügelflitzer nach dem Südafrika-Trip verletzt ausgefallen. Die Vorstände und medizinischen Abteilungen des deutschen Rekordmeisters und des niederländischen Verbandes überzogen sich mit gegenseitigen Vorwürfen und teilweise auch Beleidigungen. "Das war eine ganz schwierige Situation, eine ganz schwierige Geschichte'", sagte Robben zu dem Konflikt, bei dem er als Spieler zwischen die Fronten geraten war. Den Bayern bringt das an eine Agentur verkaufte Kompensationsspiel einen "signifikanten Betrag" im siebenstelligen Bereich "zwischen null und fünf Millionen Euro", wie es jüngst bei einer Pressekonferenz in München hieß. Allerdings werden nach der Chelsea-Pleite nur noch knapp 25.000 Zuschauer erwartet, die Ticketpreise wurden deshalb prompt halbiert.

Setzt Van Marwijk Robben zunächst auf die Bank?

Für Hauptdarsteller Robben wird es drei Tage nach seinem folgenschweren Elfmeter-Fehlschuss in der Verlängerung gegen Chelsea auch kein Vergnügen. "Vielleicht spiele ich mit beiden Mannschaften", hatte er ursprünglich gesagt. Doch Bondscoach Bert van Marwijk, der nie seine Abneigung gegen das Spiel verhehlt hatte, hat mit Robben andere Pläne. "Es ist vertraglich festgelegt, dass er spielen muss. Aber es steht nirgendwo, wie lange", sagte van Marwijk im EM-Vorbereitungscamp der Niederländer in Lausanne. "Ich bin der einzige, der bestimmt, wann er reinkommt", sagte der Bondscoach.

Robben selbst wollte sich vor dem Match gegen seine Landsleute nicht äußern, wird aber auf der Bayern-Homepage mit den Worten zitiert: "Das ist natürlich eine ganz besondere Geschichte, ein ganz besonderes Spiel." Für seine Teamkollegen ist es eher eine lästige Pflicht, sie beschränken ihren Aufenthalt in München auf das Nötigste. Erst wenige Stunden vor dem Anpfiff reisen sie aus der Schweiz ein und fliegen am Mittwochmorgen gleich wieder zurück.

Löw bangt um seine Stars

Auch wenn der sportlicher Stellenwert nicht vorhanden ist, wird Bundestrainer Joachim Löw wohl einen bangen Blick nach München werfen. Immerhin gehören acht Bayern-Profis zu seinem Kader für die EM in Polen und der Ukraine. Der DFB-Coach muss darauf hoffen, dass die nach drei Vize-Titeln ohnehin angeschlagenen FCB-Spieler sich in dem Freundschaftsspiel nicht verletzen. Immerhin steht bereits in drei Wochen das EM-Gruppenduell Deutschland gegen Niederlande in Charkow auf dem Programm. Es hätte auf alle Fälle einen pikanten Beigeschmack, sollte sich ein Münchner Nationalmannschaftsakteur jetzt ausgerechnet in dem Robben-Match gegen das Oranje-Team verletzen.