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Was ist das Rentenniveau – und warum sinkt es?


Altersvorsorge
Das Rentenniveau sinkt – ist meine Rente in Gefahr?


Aktualisiert am 16.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Rentensystem in Deutschland: Wie es derzeit noch funktioniert und warum es ein akutes Problem gibt. (Quelle: t-online)

Oft heißt es in Deutschland, dass die Renten sinken. Ein zentraler Begriff in der Debatte ist das Rentenniveau. Doch was genau ist das eigentlich?

Geht es um die Altersvorsorge, fällt ein Satz immer wieder: "Das Rentenniveau in Deutschland sinkt." Doch was ist damit gemeint? Was ist das Rentenniveau überhaupt?

Das Rentenniveau ist der zentrale Indikator dafür, wie sich die Rente eines Durchschnittsrentners im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen verhält. Es handelt sich also um eine Prozentangabe. Deshalb gilt: Rückschlüsse auf die Höhe der persönlichen Rente können Sie anhand des aktuellen Rentenniveaus nicht ziehen.

Doch wozu ist das Rentenniveau dann gut? Wie hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt? Und wie steht Deutschland im europäischen Vergleich da? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist das Rentenniveau genau?

Das Rentenniveau zeigt das Verhältnis zwischen einer sogenannten Standardrente, auch Eckrente genannt, zum Einkommen eines aktuellen Durchschnittsverdieners an. Die Eckrente basiert auf der Regelaltersrente und gibt an, wie hoch die gesetzliche Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren ist. Die Eckrente umfasst also genau 45 Entgeltpunkte. Was Entgeltpunkte sind und wie sie sich berechnen, lesen Sie hier.

Beim aktuellen Rentenniveau von rund 48 Prozent bedeutet das: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner mindestens 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes, der dann aktuell herrscht.

Sinkt das Rentenniveau, heißt das also nicht, dass die individuell ausgezahlte Rente sinkt (siehe unten). Es bedeutet lediglich, dass die Renten insgesamt langsamer steigen als die Verdienste.

Ist das Rentenniveau ein Netto- oder ein Bruttowert?

Das Rentenniveau wird als Nettowert vor Abzug von Steuern angegeben. Von der Standardrente werden die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen; vom Durchschnittseinkommen die durchschnittlichen Abgaben zur Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung.

Steuern werden hingegen seit 2005 nicht berücksichtigt. Damals wurde auf die sogenannte nachgelagerte Besteuerung umgestellt – Renten werden seitdem nicht mehr einheitlich besteuert. Lesen Sie hier, ab wann Sie als Rentner Steuern zahlen müssen.

Wie hat sich das Rentenniveau in den vergangenen Jahren entwickelt?

Das Rentenniveau in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. So betrug es im Jahr 2000 noch 52,9 Prozent. 2011 lag es nur noch bei 50,1 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren hat es sich aber bei rund 48 Prozent stabilisiert. Die Entwicklung des Rentenniveaus können Sie anhand dieser Grafik ablesen:

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Das Rentenniveau sinkt – sinkt auch meine Rente?

Nein. Das Rentenniveau ist vielmehr als statistische Größe zu betrachten – um zu verstehen, wie sich die Gesamtheit der Renten in Deutschland grundsätzlich entwickelt.

Auf die Höhe Ihrer persönlichen Rente können Sie vom Rentenniveau aus jedoch nicht schließen. Das heißt: Auch wenn das Rentenniveau sinken mag, kann es sein, dass Ihre eigene Rente dennoch steigt.

Diese hängt von vielen verschiedenen Kriterien ab. Das wichtigste ist die Höhe der von Ihnen einst geleisteten Beiträge, die sich an Ihrem Einkommen orientieren. Aber auch Erziehungszeiten spielen eine Rolle – oder ob Sie Zeit Ihres Lebens arbeitslos gewesen sind. Auch ist für die Höhe Ihrer Rente wichtig, wann Sie genau in Rente gehen. Lesen Sie hier, wie hoch Ihre Rentenbeiträge ausfallen.

Warum sinkt das Rentenniveau?

Um zu verstehen, warum das Rentenniveau sinkt, ist es wichtig, zu wissen, was die Grundlage der gesetzlichen Rente in Deutschland ist, das sogenannte Umlageverfahren. Gemeint ist damit: Die heutigen Beitragszahler zahlen den jetzigen Rentnern die Rente. Wenn die jetzigen Beitragszahler selbst in Rente gehen, zahlen die künftigen Beitragszahler ihre Rente. Deshalb spricht man auch von einem "Generationenvertrag".

Die Höhe der Beiträge hängt von den Einkommen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ab. Je höher ihr Lohn, desto höher ist auch der Beitrag zur Rentenversicherung – und damit die Rente der Älteren, die nicht mehr arbeiten. Das sollten Sie sonst noch über die gesetzliche Rente wissen.

Die Rente steigt in der Regel aber nicht so stark wie die Löhne. Grund dafür ist, dass die Gesellschaft insgesamt älter wird. Die Folge davon: Es gibt immer weniger Beitragszahler – und dafür immer mehr Rentner. Kamen auf 100 Beitragszahler 2016 noch 48 Rentner, dürften es im Jahr 2045 nach einer Modellrechnung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) 70 sein.

Damit die Beitragszahler nicht übermäßig belastet werden, sie also nicht immer mehr ihres Bruttolohns für die Älteren abgeben müssen, senkt die Politik das Rentenniveau ab. Das heißt, die Beiträge zur Rentenversicherung steigen nicht parallel zu den Löhnen. Die logische Konsequenz für die Rentner: Langfristig haben Sie im Vergleich zum Durchschnittsverdiener weniger in der Tasche.

Wird das Rentenniveau weiter sinken?

Erst einmal nicht. Bis 2025 soll das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent gehalten werden. Für die Zeit danach hat die sogenannte Rentenkommission einige Vorschläge erarbeitet.

So soll das Rentenniveau aus Sicht dieses Gremiums nach 2025 zwischen 44 und 49 Prozent liegen. Ein Rentner soll nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst also mindestens 44 Prozent des Lohns erhalten, den die Beitragszahler zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt kassieren.

Gewerkschaften kritisieren schon länger, dass das Rentenniveau durch die sogenannten Kürzungsfaktoren in der Rentenanpassungsformel sinken wird. Damit ist auch der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor gemeint. Dieser berücksichtigt das Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern für die jährliche Rentenanpassung. Die Gewerkschaften fordern, den Faktor abzuschaffen – oder das Rentenniveau festzuschreiben. Lesen Sie hier, was Sie bei der Rentenanpassung im Juli beachten müssen.

Wie hoch ist das Rentenniveau in Deutschland im Europa-Vergleich?

Das deutsche Rentenniveau mit dem in anderen Ländern zu vergleichen, ist nicht einfach. Denn jedes Land berechnet die Rente auf eine andere Art und Weise. Auch die Beiträge sowie die Besteuerung der Rente sind sehr unterschiedlich.

Die Industriestaaten-Organisation OECD hat 2019 eine Studie veröffentlicht, bei der sie die sogenannte Nettorentenersatzquote für verschiedene Staaten errechnet hat. Diese Quote ist einfacher miteinander vergleichbar als das Rentenniveau.

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Die Nettorentenersatzquote von 2019 sagt aus, wie hoch die Rente eines Arbeitnehmers ist, der 2018 mit 20 Jahren in den Arbeitsmarkt eintritt, während seiner gesamten Arbeitszeit einen durchschnittlichen Lohn bekommt und mit 65 Jahren – im Jahr 2063 – in Rente geht.

Um dennoch einen groben Eindruck zu erhalten, wie hoch die Renten in anderen europäischen Ländern sind, eignet sich die Netto-Rentenersatzquote durchaus:

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Doch Vorsicht: Sie können diese Rate nicht direkt mit dem Rentenniveau vergleichen. Im Gegensatz zu dieser Quote ist das Rentenniveau allgemeingültig – und nicht speziell.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales
  • Deutsche Rentenversicherung
  • OECD-Bericht: "Pensions at a Glance 2019"
  • Correctiv
  • Rheinische Post
  • verdi.de
  • sovd.de
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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