Das Kraftwerk vom Mond - Energie aus den Gezeiten
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Propeller auf dem Meeresboden
SeaGen steht etwa 400 Meter vom Ufer entfernt auf vier FΓΌΓen, die wiederum auf neun Meter tief verankerten Fundamenten ruhen. Zwei Rotoren mit 16 Metern Durchmesser, die zur Wartung aus dem Wasser gefahren werden kΓΆnnen, liefern Strom fΓΌr den Bedarf von 1000 Haushalten. Da die Bahn des Mondes um die Erde und damit die Gezeiten Jahre im Voraus berechnet werden kΓΆnnen, ist genau bekannt, wann das Kraftwerk Strom liefert. Damit unterscheidet es sich von Wind- und Solaranlagen, die direkt vom wesentlich kurzfristiger wechselnden Wetter abhΓ€ngig sind.
Testbetrieb bis zum Sommer
Bis zur offiziellen ErΓΆffnung im Sommer wird SeaGen nur bei Tageslicht betrieben, weil Wissenschaftler die Auswirkungen des Kraftwerks auf die Meereslebewesen, vor allem auch auf Robben, beobachten wollen.
Weiteres Gezeitenkraftwerk geplant
E.ON ist derweil noch in der Planungsphase. Ebenfalls an der britischen KΓΌste, aber vor West-England, hat sich der DΓΌsseldorfer Konzern einen Standort ausgeguckt und ein Gezeitenkraftwerk beantragt. Es soll nach Unternehmensangaben mit etwa acht Megawatt eines der grΓΆΓten der Welt werden. Noch 2008 soll eine Testturbine in Betrieb gehen, die gesamte Anlage in vollem MaΓstab soll 2010 fertig werden.
Langsamer Rotor zum Schutz der Tiere
Bei der E.ON-Anlage verschwinden die Turbinen komplett unter Wasser. Bei einer Tiefe von 50 Metern besteht genΓΌgend Abstand zum Schiffsverkehr. Die Turbinen sind auch etwas kleiner als SeaGen. Die HΓΆhe betrΓ€gt nur etwa zehn Meter. Die Turbinen sollen 15 Meter lang sein und sich zur Mitte verengen, was die Geschwindigkeit des durchstrΓΆmenden Wassers erhΓΆht. Die Rotation ist auf 21 Umdrehungen pro Minute angelegt und damit im Vergleich deutlich langsamer als bei der guten alten Langspielplatte, die sich 33,3 Mal pro Minute dreht. Dadurch soll der Sog so gering sein, dass keine SchΓ€den an Flora und Fauna des Meeres entstehen sollen, wie E.ON betont.
Lernprozess fΓΌhrt zu Technologiewechsel
Γber Gezeitenkraftwerke wird schon lΓ€nger nachgedacht. Allerdings ging man zuerst von dem Ansatz aus, dass der Unterschied des Meeresspiegels zwischen Ebbe und Flut, der sogenannte Tidenhub, die Energie liefern sollte. Das heranstrΓΆmende Wasser wurde beispielsweise hinter einem Damm aufgefangen, wobei auch schon Energie gewonnen werden konnte. Sank der Meeresspiegel bei Ebbe, konnte das aufgestaute Wasser wiederum durch Turbinen abgelassen werden. Wirtschaftlich war diese Methode aber nur bei einem grΓΆΓeren Tidenhub, wie er an FlussmΓΌndungen und in Buchten auftritt.
WindrΓ€der im Salzwasser
Jetzt wird die reine StrΓΆmungsenergie des Wassers genutzt. Die Turbinen funktionieren praktisch wie WindrΓ€der unter Wasser. Problematisch dabei: Das Salzwasser kann die Anlage angreifen. Γber die Lebensdauer liegen deshalb noch keine abschlieΓenden Erkenntnisse vor.