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Herzbeutelentzündung: Wie die Erkrankung erkannt werden kann


Experte klärt auf
Warum eine Herzbeutelentzündung so tückisch ist

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 03.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Mann hat Brustschmerzen und fasst sich an die Brust: Schmerzen in der Brust und Fieber können auf eine Herzbeutelentzündung hindeutenVergrößern des Bildes
Mann hat Brustschmerzen und fasst sich an die Brust: Schmerzen in der Brust und Fieber können auf eine Herzbeutelentzündung hindeuten (Quelle: Prostock-Studio/getty-images-bilder)

Eine akute Herzbeutelentzündung sollte rasch behandelt werden. In seltenen Fällen kann die akute Form der Erkrankung lebensbedrohlich werden.

Wie Betroffene die Symptome richtig deuten und wie Ärzte die Herzbeutelentzündung behandeln.

Definition: Was ist eine Herzbeutelentzündung?

Das Herz ist komplett von einer Hülle aus flexiblem Bindegewebe umgeben, dem Herzbeutel (Perikard). Dieser hält und schützt das Herz. Der Herzbeutel besteht aus zwei übereinanderliegenden Gewebeblättern. In dem Spalt dazwischen befindet sich etwas Flüssigkeit, damit das Herz ohne Reibung pumpen kann.

Bei der Herzbeutelentzündung, medizinisch Perikarditis, entzündet sich die Hülle des Herzens. Eine Herzbeutelentzündung kann akut oder chronisch verlaufen. Bei der Perimyokarditis tritt die Herzbeutelentzündung zusammen mit einer Herzmuskelentzündung auf. Das ist nicht selten der Fall, da der Herzmuskeln direkt unter dem Herzbeutel liegt.

Wie gefährlich ist eine Herzbeutelentzündung?

"In den meisten Fällen ist eine Herzbeutelentzündung wenig gefährlich", sagt Professor Volker Schächinger, Direktor der Medizinischen Klinik I – Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin am Herz-Thorax-Zentrum Fulda und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V..

"Kritisch werden kann es dann, wenn es im Rahmen der akuten Herzbeutelentzündung zum Perikarderguss kommt. Dabei sammelt sich aufgrund der Entzündungsreaktion vermehrt Flüssigkeit, Blut und/oder Eiter im Herzbeutel an."

Herzbeutelentzündung: Komplikation Herzbeuteltamponade und Panzerherz

Der Begriff "Herzbeuteltamponade“ beschreibt die Einengung des Herzens durch den Erguss. Die Herzkammern können sich nicht mehr ausreichend mit Blut füllen, was die Pumpleistung stark einschränkt. Es kann zu Atemnot bis hin zum Herz-Kreislauf-Kollaps kommen.

Eine Komplikation der chronischen Herzbeutelentzündung ist das sogenannte Panzerherz. Dabei vernarbt das Bindegewebe des Herzbeutels zunehmend und Verwachsungen entstehen – was den Herzbeutel versteift und die Herzleistung immer stärker einschränkt. Im fortgeschrittenen Stadium hilft nur noch eine Herz-Operation.

Akute Herzbeutelentzündung: Symptome, die Sie ernst nehmen müssen

"Es gibt kein spezifisches Symptom, das sicher auf eine akute oder chronische Herzbeutelentzündung hindeutet“, erklärt Schächinger. "Aufmerksam werden sollten Sie aber bei Fieber in Kombination mit Schmerzen in der Brust. Das sollte ärztlich abgeklärt werden.

Das Fieber deutet auf eine Entzündungsreaktion im Körper hin. Die Schmerzen in der Brust sind bei der Herzbeutelentzündung auf die entzündungsbedingte Reibung der beiden Herzbeutelblätter zurückzuführen.“

Zu den weiteren möglichen Symptomen einer akuten Herzbeutelentzündung gehören:

  • Schmerzen in der Brust, insbesondere wenn diese durch Einatmen verstärkt werden
  • Beschleunigter Herzschlag
  • Herzstolpern/ Herzrhythmusstörungen
  • Atemnot (wenn Flüssigkeit den Herzbeutel füllt)
  • Schwitzen
  • Allgemeines Unwohlsein

Wichtig: Die genannten Symptome können auch auf andere Erkrankungen des Herzens hindeuten, beispielsweise auf einen Herzinfarkt, eine Lungenentzündung oder eine Lungenembolie. Lassen Sie akute Schmerzen im Brustbereich daher immer umgehend medizinisch abklären.

Symptome der chronischen Herzbeutelentzündung

Während die Symptome einer akuten Herzbeutelentzündung meist rasch auftreten und intensiv ausgeprägt sind, entwickeln sich die Symptome der chronischen Herzbeutelentzündung schleichend. Schmerzen treten bei der chronischen Herzbeutelentzündung zu Beginn eher selten auf.

Die chronische Form bleibt daher oft lange unbemerkt. Zu den ersten Symptomen gehören eine verringerte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung aufgrund der eingeschränkten Pumpfunktion des Herzens und der damit verbundenen verringerten Blut- und Nährstoffversorgung des Körpers. "Der Grund ist, dass sich der Verlauf langsam entwickelt und sich das Herz an die durch die Entzündung verursachte vermehrte Flüssigkeitsansammlung anpasst“, erklärt der Kardiologe.

Unerkannt und unbehandelt verdickt und vernarbt das Gewebe des Herzbeutels zunehmend und die Pumpleistung des Herzens ist immer stärker eingeschränkt. Es treten Symptome einer Herzschwäche auf:

  • Atemnot zuerst bei körperlicher Belastung, später auch im Ruhezustand
  • Reizhusten
  • beschleunigter Herzschlag
  • flacher Puls
  • Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme)
  • sichtbar hervortretende Halsvenen

Ursachen: Woher kommt die Herzbeutelentzündung?

"Die akute Perikarditis wird meist durch Viren, weniger häufig durch Bakterien verursacht. Die Erreger werden über das Blut oder die Lymphgefäße zum Herzen transportiert und nisten sich dort ein“, erklärt Schächinger. "Ursache der chronischen Herzbeutelentzündung ist meist eine zugrundeliegende Autoimmunerkrankung wie Rheuma oder Sarkoidose.“

Weitere Erkrankungen, welche den Herzbeutel angreifen können, sind:

  • Stoffwechselstörungen, etwa Schilddrüsenerkrankungen
  • kranke Nieren beziehungsweise Nierenversagen
  • ein Herzinfarkt
  • Operationen oder Verletzungen des Herzens
  • Krebs und Krebsbehandlungen wie Bestrahlungen

Diagnose Herzbeutelentzündung: Das macht der Arzt

Mit einem Herzbeutelultraschall lässt sich ein Erguss zwischen den Herzbeutelblättern erkennen. Mittels Blutuntersuchung können auffällige Entzündungswerte oder eine Schädigung des Herzmuskels erkannt werden. Auch ein EKG hilft, eine Herzbeutelentzündung zu diagnostizieren.

Die Herzleistung ist eingeschränkt, wenn auch der Herzmuskel mit betroffen ist. Einige der Parameter ähneln denen eines Herzinfarktes. Durch Kombinieren der verschiedenen erhobenen Befunde kann der Arzt dennoch die Perikarditis erkennen

Behandlung einer Herzbeutelentzündung: Schmerzmittel und manchmal Antibiotika

Die Behandlung der Herzbeutelentzündung ist abhängig vom Schweregrad und dem Auslöser der Erkrankung. Bei den sehr häufigen Viren als Ursache der Entzündung kommen meist entzündungshemmende Medikamente zur Anwendung. Hierzu zählen Schmerzmittel wie beispielsweise Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS) sowie auch Colchicin. Eine bakterielle Infektion behandelt der Kardiologe mit Antibiotika. Diese können in Form von Tabletten oder als Infusion über die Vene verabreicht werden.

Punktion bei einer Herzbeutelentzündung

Hat sich Flüssigkeit, Blut und/oder Eiter in dem Spalt zwischen Herzbeutel und Herzen angesammelt, kann der Kardiologe eine Punktion durchführen. Dabei führt er eine dünne Nadel durch den Brustkorb zum Herzbeutel und zieht den Erguss ab.

Das Sekret gibt Hinweise auf die Art des Erregers oder einer anderen Erkrankung als Ursache, was meist bei der chronischen Herzbeutelentzündung der Fall ist. Diese wird dann entsprechend mit behandelt. Bei einer Autoimmunerkrankung beispielsweise, können Medikamente die überschießende Reaktion des Immunsystems eindämmen. Glukokortikoide (Kortison) und Methotrexat (MTX) gehören unter anderem zu den Wirkstoffen.

Heilung der akuten Herzbeutelentzündung nach wenigen Wochen

Bei rascher Behandlung heilt eine akute Perikarditis meist innerhalb weniger Wochen aus. "Körperlich aktiv sollten Sie nach einer akuten Herzbeutelentzündung erst dann sein, wenn Sie mehrere Tage symptomfrei waren, das EKG keine Auffälligkeiten zeigt, im Ultraschall kein Erguss sichtbar ist und das Blut keine erhöhten Entzündungswerte zeigt“, rät Schächinger. Leistungs- oder sehr ambitionierter Hobbysport sollte vorsorglich erst nach drei Monaten wieder aufgenommen werden.

Herzbeutelentzündung: Operation bei chronischem Verlauf

Eine Operation des Herzens kann beispielsweise dann notwendig sein, wenn das Bindegewebe des Herzbeutels durch eine chronische Entzündung starke Vernarbungen aufzeigt.

Mediziner sprechen vom Panzerherz. Da die Verwachsungen die Herzfunktion stark einschränken, kann im Rahmen einer offenen Operation das überschüssige Gewebe entfernt werden. Dieser Eingriff ist allerdings mit einem hohen Risiko verbunden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Deutsche Herzstiftung e.V.
  • Österreichischer Herzverband
  • MSD Manual
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