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Nebenniereninsuffizienz: Zahnärztlicher Eingriff kann Krise auslösen


Nebenniereninsuffizienz
Wenn ein zahnärztlicher Eingriff zum Notfall führen kann


Aktualisiert am 07.08.2025 - 15:37 UhrLesedauer: 4 Min.
Ein Mann bei der ZahnärztinVergrößern des Bildes
Ein Mann bei der Zahnärztin: Bei bekannter Nebenniereninsuffizienz ist es ratsam, gut vorbereitet zur Zahnbehandlung zu erscheinen. (Quelle: Beatriz Herrera/getty-images-bilder)
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Bei einer Nebenniereninsuffizienz kann eine zahnärztliche Behandlung hochriskant sein. Wie können Betroffene und Praxisteams das Risiko minimieren?

Die Nebennieren sind Hormondrüsen: Ihr äußerer Bereich, die Nebennierenrinde, bildet unter anderem das lebenswichtige Stresshormon Kortisol. Eine Nebenniereninsuffizienz – also eine Funktionsschwäche der Drüsen – führt zu einem Kortisolmangel, der eine lebenslange regelmäßige Zufuhr des Hormons erfordert. In Stresssituationen, wozu auch zahnmedizinische Eingriffe zählen, kann sich die Erkrankung allerdings trotz dieser Dauertherapie akut verschlimmern.

Denn für gewöhnlich besteht die Dauertherapie einer Nebenniereninsuffizienz aus einer individuell festgelegten Menge Kortisol, die (meist in Form von Hydrokortison) über den Tag verteilt einzunehmen ist: zum Beispiel die Hälfte der Tagesdosis morgens sowie ein Viertel jeweils mittags und spätnachmittags. Doch bei Stress braucht der Körper mehr Kortisol, um die Belastungssituation zu bewältigen, sodass die übliche Tagesdosis dann nicht mehr reicht.

Die Folge ist eine akute Unterversorgung mit Kortisol, die ohne sofortige Behandlung schnell in eine lebensbedrohliche Nebennierenkrise mündet. Wer eine Nebenniereninsuffizienz hat, kann aber selbst einiges tun, um derartige Notfälle infolge übermäßiger körperlicher oder psychischer Belastung zu vermeiden. Nachfolgend erfahren Sie, was dazu allgemein und speziell vor zahnmedizinischen Eingriffen nötig ist.

Gut vorbereitet zur Zahnbehandlung: Das ist wichtig

Dass Zahnbehandlungen erheblichen Stress bedeuten können, ist messbar: So ist der Kortisolspiegel im Speichel von Menschen, die einen Zahn gezogen bekommen, danach bis zu zweimal höher als zuvor. Bei einer Nebenniereninsuffizienz ist also damit zu rechnen, dass jede zahnärztliche Maßnahme – auch eine örtliche Betäubung oder eine Zahnfüllung – den Kortisolbedarf ansteigen lässt. Wenn bei bekannter Nebenniereninsuffizienz eine Zahnbehandlung ansteht, ist es daher ratsam,

  • vorab die Zahnärztin oder den Zahnarzt über die Erkrankung, mögliche Anzeichen einer Nebennierenkrise und die dann nötigen Maßnahmen zu informieren. (Tipp: Am besten zeigen Betroffene dazu auch ihren Notfallausweis und/oder ihre Notfallkarte sowie den letzten ärztlichen Brief vor.);
  • sich für die Zahnbehandlung einen Termin am Morgen geben zu lassen, wenn der Kortisolspiegel aufgrund der üblichen morgendlichen Dosis Hydrokortison am höchsten ist;
  • am Tag der Zahnbehandlung bei Bedarf – also je nach erwartetem Stresslevel – die Zufuhr von Hydrokortison frühzeitig anzupassen.

Damit sich eine Nebenniereninsuffizienz durch einen ambulanten zahnärztlichen Eingriff nicht verschlimmert, genügt es in aller Regel, die übliche Dosis Hydrokortison zu verdoppeln. Bei einem Termin am Morgen heißt das konkret:

  • (nach Einnahme der üblichen Morgendosis) eine Stunde vor dem Eingriff nochmals die gleiche Menge Hydrokortison einnehmen,
  • in den folgenden 24 Stunden zu den üblichen Einnahmezeiten die jeweilige Dosis verdoppeln,
  • am nächsten Tag wieder zu der bewährten Dauertherapie zurückkehren.

Bei kaum belastenden Eingriffen ist eine Anpassung der Dauertherapie womöglich verzichtbar. Entscheidend ist dafür allerdings nicht bloß die körperliche Belastung der Zahnbehandlung – auch psychischer Stress kann bei einer Nebenniereninsuffizienz eine Nebennierenkrise auslösen. Wie stressig ein zahnärztlicher Termin wirkt, ist also individuell unterschiedlich: Wer etwa große Angst davor hat, kann einen deutlich erhöhten Kortisolbedarf haben.

Um bestmöglich gegen die Risiken einer Nebenniereninsuffizienz gewappnet zu sein, sollten Betroffene daher immer – auch während eines zahnärztlichen Termins – ein Notfallset bereithalten, das verschiedene Medikamente enthält: wie Hydrokortisontabletten und – falls die Aufnahme über den Mund eingeschränkt ist – Prednison- oder Prednisolon-Zäpfchen sowie Hydrokortisonampullen zusammen mit Spritzen für die (Selbst-)Injektion in einen Muskel.

Das kann die Zahnärztin oder der Zahnarzt zusätzlich tun

Damit eine Zahnbehandlung bei einer Nebenniereninsuffizienz ohne Komplikationen verläuft, ist neben der eigenverantwortlichen Vorbereitung der Betroffenen auch das Vorgehen der Zahnärztin oder des Zahnarztes gefragt.

So ist zu bedenken, dass ein Leben mit Nebenniereninsuffizienz häufig mit erheblicher Angst verbunden ist – vor allem dann, wenn die Betroffenen bereits eine oder mehrere Nebennierenkrisen durchgemacht haben. Bei Bedarf ist es daher ratsam, vor Beginn der Zahnbehandlung schmerzlindernd und/oder beruhigend wirkende Medikamente zu verabreichen. Viele zahnärztliche Praxen bieten auch eine dentale Sedierung mit Lachgas an, um den Behandlungsstress gering zu halten.

Außerdem ist eine angemessene Nachbehandlung wichtig, da das Risiko einer Nebennierenkrise mit dem zahnärztlichen Eingriff selbst noch nicht überstanden ist. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten die Betroffenen daher für die Genesungsphase mit ausreichend Schmerzmitteln versorgt werden.

Nebennierenkrise in der zahnärztlichen Praxis: Was nun?

Das Wichtigste vorab: Bereits die drohende Verschlimmerung einer Nebenniereninsuffizienz gilt als medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Eine zahnärztliche Praxis kann in solch einer Situation zwar nicht die nötige intensivmedizinische Therapie und Überwachung bieten. Die richtige Reaktion des Praxisteams ist bei einer Nebennierenkrise dennoch lebensrettend. Mögliche Warnsignale hierfür sind:

  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
  • Kaltschweißigkeit, Herzrasen, Hunger (durch Unterzuckerung)
  • Schwindel, Kreislaufkollaps (durch Blutdruckabfall)
  • ausgeprägte körperliche Schwäche
  • Benommenheit, Teilnahmslosigkeit
  • Schock mit tiefer Bewusstlosigkeit

Treten bei bekannter Nebenniereninsuffizienz auch nur wenige dieser Symptome auf, ist die sofortige Zufuhr von Hydrokortison in ausreichender Menge nötig (ersatzweise eignet sich auch jedes andere Glukokortikoid) – egal, in welcher Anwendungsform (als Tabletten, als Zäpfchen, als Infusion über eine Vene oder als Spritze in einen Muskel). Falls vorhanden, lässt sich dazu das Notfallset der betroffenen Person nutzen.

Gut zu wissen

Egal, ob vorbeugend oder zur Notfallbehandlung: Im Zweifelsfall kann die übliche Dosis Hydrokortison kurzfristig großzügig erhöht werden – den Betroffenen schadet das nicht. Schon beim geringsten Verdacht auf eine Nebennierenkrise gilt daher: unverzüglich die Notfallmedikamente anwenden.

Gleichzeitig sollte jemand aus der zahnärztlichen Praxis den Rettungsdienst (über die Notrufnummer 112) rufen. Dabei ist unbedingt zu erwähnen, dass die hilfsbedürftige Person eine Nebenniereninsuffizienz hat, die sich nun höchstwahrscheinlich krisenhaft verschlimmert hat.

Während der Wartezeit auf den Rettungsdienst sollte das Praxisteam die lebenswichtigen Funktionen der betroffenen Person überwachen und bei Bedarf stabilisieren. Das bedeutet unter anderem: die Person beruhigen und in eine Lage mit erhöhtem Oberkörper bringen, um das Atmen zu erleichtern, sowie Atemtätigkeit, Blutdruck, Puls, Bewusstsein und Körpertemperatur ununterbrochen checken.

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Wenn der Rettungsdienst eintrifft, ist es ratsam, diesen auf den Notfallausweis und/oder die Notfallkarte der betroffenen Person aufmerksam zu machen und ihm deren letzten ärztlichen Brief (falls verfügbar) mitzugeben, um die Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus über die Nebenniereninsuffizienz und die deswegen veranlasste Therapie zu informieren.

Ohne medizinische Hilfe verläuft eine Nebennierenkrise nahezu immer tödlich. Doch die gute Nachricht lautet: Bei sachgemäßer Therapie erholen sich die meisten Betroffenen innerhalb von Minuten bis Stunden.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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