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Alkoholabhängige sterben 20 Jahre früher


Alkoholmissbrauch
Alkoholabhängige sterben 20 Jahre früher

dpa, dpa

17.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Laut einer aktuellen Studie sterben Alkoholabhängige deutlich früher.Vergrößern des BildesLaut einer aktuellen Studie sterben Alkoholabhängige deutlich früher. (Quelle: dpa-bilder)
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Deutschland zählt zu den Ländern mit dem weltweit höchsten Alkoholkonsum. Statistisch gesehen trinkt hierzulande jeder zehn Liter reinen Alkohol pro Jahr. 70.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums. Eine Studie zeigt: Die Lebenserwartung eines Alkoholabhängigen ist sogar um 20 Jahre verringert.

Männer erreichen kaum die 60

Die Langzeitstudie von Greifswalder und Lübecker Wissenschaftlern über den Verlauf von Alkoholkonsum und Tabakrauchen untersuchte die Lebenserwartung von Alkoholikern. Demnach starben Frauen, die alkoholabhängig waren, durchschnittlich mit 60 Jahren, Männer mit 58 Jahren.

Alkohol gefährlicher als Zigaretten

"Keiner der verstorbenen Alkoholabhängigen hatte das durchschnittliche Lebensalter von 82 Jahren für Frauen und 77 Jahren für Männer erreicht", sagte der Leiter der Studie, der Greifswalder Epidemiologe Ulrich John, der Nachrichtenagentur dpa. "Uns hat überrascht, dass die Alkoholabhängigkeit im Vergleich zum Rauchen besonders stark zu einer Lebenszeitverkürzung beizutragen scheint". Besonders viele durch das Rauchen bedingte Krebserkrankungen führten oft erst später - im Alter von deutlich über 60 Jahren - zum Tode.

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Sterberate stark erhöht

Die Experten hatten im Jahr 1996 die Gesundheitsdaten von 4070, über die Einwohnermeldeämter zufällig ausgewählten Einwohnern Lübecks und 46 umliegender Gemeinden gesammelt und ausgewertet. Von ihnen waren 153 als alkoholabhängig diagnostiziert worden. Davon konnten 149 (119 Männer und 30 Frauen) über 14 Jahre beobachtet werden. Verglichen mit der jeweils gleichaltrigen Normalbevölkerung war die Sterberate von Alkoholikerinnen um das 4,6-fache erhöht, von männlichen Alkoholikern um das 1,9-fache. Woran die Betroffenen genau starben, wurde nicht untersucht. "Wir gehen aber davon aus, dass die Alkoholabhängigkeit die dominierende Erkrankung war", sagte John.

Frauen vertragen deutlich weniger

Erstaunt waren die Forscher über die großen geschlechtsspezifischen Unterschiede. "Frauen scheinen schneller und stärker mit Erkrankungen auf Alkoholkonsum zu reagieren als Männer", sagte John. Warum die Unterschiede in der Sterberate so groß sind, konnten die Forscher bislang nicht erklären. Die geringere Körpermasse sei allein kein ausreichendes Argument. "Frauen müssen beherzigen, dass sie deutlich weniger Alkohol konsumieren dürfen als Männer". Der international anerkannte Richtwert liegt bei einer maximalen Tagesmenge von 12 Gramm für Frauen (ein Achtelliter Wein oder ein Viertelliter Bier) und 24 Gramm (ein Viertelliter Wein oder ein halber Liter Bier) für Männer.

Viele gehen zu spät zur Therapie

Den Ergebnissen zufolge hat zudem eine Alkoholtherapie keine positive Auswirkung auf die Lebenserwartung. Knapp 23 Prozent der 149 Alkoholabhängigen hatten im Laufe der 14 Jahre eine mehrmonatige Entwöhnungstherapie absolviert, weitere 6,7 Prozent lediglich eine Entgiftung. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass diejenigen, die in einer Entwöhnungsbehandlung waren, keine größeren Überlebenszeiten gegenüber denen hatten, die nie eine Therapie absolviert hatten", sagte John. Die Sozialmediziner ziehen daraus den Schluss, dass die Therapieangebote überarbeitet werden müssen. "Die Therapien setzen in Deutschland zu spät an, wenn die Betroffenen bereits an einer Vielzahl alkoholbedingter Störungen leiden", kritisierte der Experte.

"Die deutsche Gesellschaft ist viel zu alkoholkonsumorientiert"

Der Wissenschaftler forderte zudem eine neue Debatte über Alkoholprävention. Wirksame Instrumente wären eine Preiserhöhung, ein Verkaufsverbot an Tankstellen sowie ein striktes Alkoholverbot am Steuer. "Deutschland ist ein Hochkonsumland. Die deutsche Gesellschaft ist viel zu alkoholkonsumorientiert".

Nach internationalen Standards gilt als alkoholabhängig, wer drei der folgenden Kriterien mindestens einen Monat lang erfüllt: starkes, unwiderstehliches Verlangen nach Alkohol, verminderte Kontrollfähigkeit auf Menge und Dauer des Alkoholkonsums, körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern, Gewohnheitseffekt (um die gewünschte Wirkung zu erreichen, sind zunehmend größere Mengen notwendig), zunehmende Einengung der Interessen auf den Alkoholkonsum und anhaltender Alkoholkonsum trotz Erkrankungen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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