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HomeGesundheitKrankheiten & Symptome

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Ursachen und Therapie


Kreisrunder Haarausfall
Was kahle Stellen auf dem Kopf bedeuten


Aktualisiert am 08.01.2024Lesedauer: 6 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Kopf eines Mannes mit Alopecia areataVergrößern des Bildes
Beim kreisrunden Haarausfall bilden sich plötzlich kahle Stellen, sodass die Kopfhaut sichtbar wird. (Quelle: HeidiFrerichs/getty-images-bilder)

Beim kreisrunden Haarausfall bilden sich kahle Stellen. Welche Ursachen dahinterstecken, welche Rolle Stress spielt und welche Behandlung helfen kann.

Von 1.000 Personen erkrankt etwa eine im Laufe des Lebens am kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata). Meist werden dann auf der Kopfhaut kreisförmige oder ovale Bereiche sichtbar, in denen keine Haare mehr wachsen. Auch der Bart kann betroffen sein.

An dieser "klassischen" Variante des kreisrunden Haarausfalls, der Alopecia areata circumscripta, leiden etwa 8 von 10 Betroffenen. Darüber hinaus gibt es weitere, schwerere Ausprägungen der Erkrankung:

  • Alopecia areata totalis: Sämtliche Kopfhaare fallen aus.
  • Alopecia areata universalis: Sämtliche Haare am ganzen Körper fallen aus (einschließlich Augenbrauen, Wimpern, Schambehaarung und Barthaaren).

Etwa ein bis zwei von zehn erkrankten Personen haben eine Alopecia areata totalis. Die Alopecia areata universalis ist die seltenste Ausprägung: Weniger als einer von zehn Erkrankten ist betroffen.

Eine Variante des kreisrunden Haarausfalls ist der Ophiasis-Typ, bei welcher der Haarausfall vor allem im Haaransatz im Bereich des Nackens, der Schläfen oder der Stirn entsteht.

Wer erkrankt an Alopecia areata?

Vor allem Kinder und junge Menschen im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt entwickeln einen kreisrunden Haarausfall. Grundsätzlich kann er aber in jedem Alter auftreten. Alopecia areata ist die dritthäufigste Form des Haarausfalls – nach dem erblich bedingten und dem diffusen Haarausfall.

Kreisrunder Haarausfall kann Frauen und Männer gleichermaßen belasten

Komplett kahle Stellen auf der Kopfhaut oder gar eine Glatzenbildung kommen in der Regel vor allem bei Männern vor – im Rahmen des sogenannten erblich bedingten Haarausfalls. Der kreisrunde Haarausfall kann hingegen auch bei Frauen so ausgeprägt sein, dass die Lücken kaum oder nicht mehr zu kaschieren sind.

Alopecia areata ist zwar nicht gefährlich. Eine volle Haarpracht verbinden jedoch viele mit Schönheit, Gesundheit und Wohlbefinden. Fehlt das Haar, kann dies psychisch sehr belastend sein – für Frauen und Männer gleichermaßen.

Haare können wieder nachwachsen

Jedes einzelne Haar ist in einer kleinen Hauteinstülpung verankert: dem Haarfollikel. Bei einer Alopecia areata sind die betroffenen Haarfollikel leicht entzündet. Sie werden in der Regel jedoch nicht dauerhaft geschädigt, sodass die Haare wieder nachwachsen können. Im Gegensatz zu manchen anderen Formen von Haarausfall bleiben keine Narben zurück.

Symptome: Wie sieht kreisrunder Haarausfall aus?

Eine Alopecia areata setzt plötzlich ein. Im Anfangsstadium fällt meist eine etwa münzgroße, runde oder ovale Stelle auf, an der die Haare ausgefallen sind. Im Laufe einiger Wochen wird die Stelle größer. Auch können weitere kahle Bereiche hinzukommen. In den meisten Fällen betrifft der Haarausfall die Kopfhaut.

Die betroffenen Hautpartien sind komplett unbehaart und wirken "wie leergefegt". Sie sind klar von behaarten Partien abgegrenzt. Die kahlen Stellen weisen keine besonderen Auffälligkeiten auf, sondern wirken – abgesehen von den fehlenden Haaren – unverändert.

Ausrufezeichenhaare
An den Rändern einer kahlen Stelle können kurze Haare zu finden sein, deren Form an ein Ausrufezeichen erinnern: Die Haare werden zur Wurzel hin schmaler. Sie lassen sich relativ leicht herausziehen.

Kreisrunder Haarausfall am Bart

Nicht nur auf dem Kopf, auch in der Region des Barts kann kreisrunder Haarausfall auftreten. Die kahlen Stellen sind dann am Kinn oder im Bereich der Wangen zu sehen.

Für betroffene Männer können die gut sichtbaren Lücken im Bart sehr belastend sein – und unter Umständen bedeuten, sich zumindest vorübergehend vom Bart zu trennen.

Weitere mögliche Symptome

Bei etwa zwei von zehn Betroffenen sind auch die Fuß- oder Fingernägel verändert. So bilden sich zum Beispiel kleine Grübchen in den Nägeln (Grübchen- oder Tüpfelnägel). Darüber hinaus können Längsriffelungen und Verdickungen an den Nägeln zu sehen sein.

Welche Ursachen hat kreisrunder Haarausfall?

Fachleute gehen davon aus, dass kreisrunder Haarausfall durch Autoimmunprozesse ausgelöst wird. Das bedeutet: Immunzellen greifen irrtümlich die Haarfollikel an und rufen dort eine Entzündung hervor. In der Folge stoppt das Haarwachstum und die Haare fallen im betroffenen Bereich aus. Die genauen Ursachen dafür sind unklar.

Viele Patientinnen und Patienten leiden zugleich unter anderen Autoimmunerkrankungen. Dazu zählen zum Beispiel

  • Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoditis oder Morbus Basedow
  • die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), bei der sich auf der Haut unpigmentierte Flecken bilden
  • Neurodermitis, die mit juckender, schuppender Haut einhergeht
  • Morbus Addison, eine Unterfunktion der Nebennieren

Auch neigen Erkrankte häufig zu Allergien (Atopie).

Ist Alopecia areata vererbbar?

Bis heute steht nicht fest, warum genau und wann kreisrunder Haarausfall entsteht. Offenbar spielt bei der Entstehung aber erbliche Veranlagung eine Rolle. Bis zu zwei von zehn Erkrankten haben mindestens eine Person im Verwandtenkreis, die ebenfalls mit kreisrundem Haarausfall zu tun hat oder hatte.

Kreisrunder Haarausfall durch Stress?

Fachleute diskutieren, ob psychischer Stress bei der Entstehung eine Rolle spielt. Demnach könnte der kreisrunde Haarausfall durch starke Stressphasen und/oder seelische Belastungen ausgelöst werden. Eindeutige Belege für diese Annahme gibt es jedoch bislang nicht. Möglicherweise sind auch Infektionen oder Umwelteinflüsse an der Entstehung beteiligt.

Diagnose des kreisrunden Haarausfalls

Bei Beschwerden mit Haut oder Haaren ist eine hautärztliche (dermatologische) Praxis die richtige Adresse. Erste Anlaufstelle kann aber auch zunächst die Hausärztin oder der Hausarzt sein.

Hinweise auf eine mögliche Alopecia areata ergeben sich im Gespräch. Die Ärztin oder der Arzt wird zum Beispiel wissen wollen,

  • wie lange der Haarausfall schon besteht,
  • ob die Person weitere Beschwerden bemerkt hat,
  • ob die Person unter bestimmten Erkrankungen leidet, die häufiger in Verbindung mit kreisrundem Haarausfall auftreten, und/oder
  • ob weitere Familienmitglieder an kreisrundem Haarausfall erkrankt sind.

Die Ärztin oder der Arzt wird sich anschließend die Haut genauer anschauen. Die typischen kahlen Stellen auf der (Kopf-)haut legen die Diagnose nahe. Möglicherweise lassen sich an den Rändern der kahlen Bereiche zudem die typischen sogenannten Ausrufezeichenhaare finden, die zur Haarwurzel hin schmaler werden.

Da Menschen mit kreisrundem Haarausfall oft weitere Autoimmunerkrankungen haben, sollten diese ausgeschlossen beziehungsweise diagnostiziert werden. Wichtig ist zudem, Erkrankungen auszuschließen, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen können. Zum Beispiel können kahle Hautstellen auch im Rahmen eines Pilzbefalls entstehen. Psychische Ursachen sind ebenfalls möglich: Bei einer Trichotillomanie reißen sich die Betroffenen immer wieder die Haare aus.

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Haarausfall stoppen: Behandlung der Alopecia areata

Heilbar ist kreisrunder Haarausfall nicht. Jedoch bildet er sich in vielen Fällen von allein wieder zurück. Ist der Haarausfall nur gering ausgeprägt und/oder fühlt sich die Person dadurch nicht sehr belastet, kann daher zunächst Abwarten sinnvoll sein. Aber was tun, wenn der kreisrunde Haarausfall immer weiter voranschreitet?

Gegen kreisrunden Haarausfall stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine Erfolgsgarantie bieten sie allerdings nicht. Auch helfen sie oft nur kurzfristig, sodass der Haarausfall wieder auftritt, wenn die Behandlung beendet ist.

Kreisrunder Haarausfall wird häufig mit kortisonhaltigen Präparaten (Glukokortikoiden) behandelt, etwa mit Cremes, Lösungen oder Injektionen. Glukokortikoide sollen die Entzündung der Haarwurzeln stoppen, sodass die Haare wieder nachwachsen. Allerdings hält die Wirkung meist nur vorübergehend an und die Medikamente sollten nicht länger als einige Wochen verwendet werden. Nur in Einzelfällen können kortisonhaltige Tabletten zum Einnehmen sinnvoll sein.

Ebenfalls antientzündlich sollen Zinkpräparate wirken. Da sie kaum mit Nebenwirkungen verbunden sind, kommen sie häufiger bei Kindern und Jugendlichen mit kreisrundem Haarausfall zum Einsatz. Ihre Wirkung ist jedoch nicht gesichert.

Als relativ wirksame Behandlungsmethode gilt die Immuntherapie (Reiztherapie). Ziel ist, mit Wirkstoffen wie Diphenylcyclopropenon (DCP) oder Quadratsäuredibutylester (SADBE) absichtlich ein Kontaktekzem auszulösen. Die Wirkstoffe werden als Lösung auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen. Auf diese Weise soll das fehlgeleitete Immunsystem sozusagen "abgelenkt" werden und sich nicht mehr gegen die Haarfollikel richten. Gelingt dies, können die Haare nach ein bis sechs Monaten wieder wachsen. Je nach Ausprägung und Dauer des Haarausfalls können zwischen drei bis acht von zehn Patientinnen und Patienten von der Immuntherapie profitieren.

Die Immuntherapie ist bislang die einzige Behandlung, deren Wirkung in Studien nachweisbar ist. Allerdings kann es passieren, dass die Haare nach einiger Zeit erneut ausfallen. Die Wirkstoffe sind bislang nicht speziell zur Behandlung des kreisrunden Haarausfalls zugelassen. Die Ärztin oder der Arzt kann sie jedoch dennoch nach eigenem Ermessen bei Erwachsenen einsetzen.

Darüber hinaus werden bei kreisrundem Haarausfall zahlreiche weitere Therapien angeboten, deren Wirkungen jedoch alle nicht ausreichend belegt sind.

Prognose & Verlauf

Wie lange der Haarausfall bei einer Alopecia areata anhält und wie gut die Prognose ist, lässt sich nicht vorhersehen. Vielmehr verläuft die Erkrankung bei jedem anders.

Die Chancen, dass die Haarpracht auch ohne Therapie zurückkehrt, stehen jedoch gut – allerdings ist dabei Geduld gefragt. Bei etwa einem Drittel der Patentinnen und Patienten wachsen die Haare innerhalb von sechs Monaten wieder. Zwischen fünf bis acht von zehn Patientinnen und Patienten haben nach einem Jahr keine Beschwerden mehr. In manchen Fällen sind die Haare dann oft zunächst dünner als vorher und weniger pigmentiert.

Bei einem Teil der Erkrankten treten die kahlen Stellen jedoch nach kurzer Zeit erneut auf. Und bei manchen bleibt das Haarwachstum über Jahre aus. Insgesamt ist die Chance auf eine Spontanheilung vor allem bei den schweren Verlaufsformen des kreisrunden Haarausfalls geringer. Der Verlauf der Alopecia areata ist also sehr unterschiedlich.

Die Aussichten auf Heilung gelten als ungünstiger, wenn

  • der Haarausfall bereits länger anhält und/oder rasch voranschreitet
  • der Haarausfall sehr ausgeprägt ist
  • das Haar auf dem gesamten Kopf (Alopecia areata totalis) oder am gesamten Körper ausgefallen (Alopecia areata universalis) ist
  • der Haarausfall bereits im Kindesalter aufgetreten ist
  • vor allem am Haaransatz in Nacken, Schläfen oder Stirn Haare ausfallen (Ophiasis-Typ)
  • die Person zugleich unter bestimmten Autoimmunerkrankungen und/oder Nagelveränderungen leidet
  • Verwandte ebenfalls mit kreisrundem Haarausfall zu tun haben

Auch die sogenannten Ausrufezeichenhaare – Haare am Rand der kahlen Stelle, die sich leicht herausziehen lassen – weisen darauf hin, dass die Erkrankung eher voranschreitet.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Alopezien. Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 1.9.2019)
  • Sterry, W.: Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Alopecia areata. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: April 2016)
  • Wolff, H., Fischer, T., Blume-Peytavi, U.: Diagnostik und Therapie von Haar- und Kopfhauterkrankungen. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 113., Heft 27 (27. Mai 2016)
  • Moll, I.: Duale Reihe Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2016
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