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Migräne-Attacken: Symptome, Warnsignale und was gegen das Leiden hilft


Volksleiden Migräne
Wenn Blitze in den Kopf einschlagen


Aktualisiert am 27.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Heftige Kopfschmerzattacken sind typisch für Migräne.Vergrößern des Bildes
Heftige Kopfschmerzattacken sind typisch für Migräne. (Quelle: Pheelings Media/getty-images-bilder)

Jeden zehnten Deutschen plagen regelmäßige Kopfschmerzattacken. Welche Ursache sie haben und was gegen sie hilft, erklären unsere Kolumnisten.

Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen in Deutschland, etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer, aber auch Kinder.

Am häufigsten tritt Migräne zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr zum ersten Mal auf und am ausgeprägtesten sind die Beschwerden zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Im höheren Alter fallen die Kopfschmerzattacken oft leichter aus und treten auch seltener auf, bei einigen Patienten bleiben sie dann sogar ganz aus.

Im Normalfall verläuft die Erkrankung episodisch mit wiederholten Attacken, die vielleicht mehrfach im Monat, aber meist nicht mehrfach in der Woche auftreten. Die Dauer einer Migräne-Attacke kann von wenigen Stunden bis zu drei Tagen variieren. Im Extremfall halten die Beschwerden auch länger als 72 Stunden an.

Jeder fünfte leidet an einer Migräne mit "Aura"

Bei etwa 20 Prozent der Migräne-Patienten werden die Attacken von Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseins- und Sehstörungen, der sogenannten "Aura", begleitet. Sie ist durch neurologische Symptome, vor allem Sehstörungen mit Flimmersehen, Gesichtsfelddefekten, Gefühlsstörungen auf einer Körperseite oder eine Sprachstörung, gekennzeichnet. Diese Phase beginnt in der Regel weniger als eine Stunde vor den Kopfschmerzen und dauert zwischen fünf und 60 Minuten lang an.

Was ist Migräne?

Es handelt sich um eine Erkrankung des Gehirns, bei der schmerzverarbeitende Zentren aktiviert und schmerzvermittelnde Botenstoffe, wie Calcitonin Gene-Related Peptide (kurz: CGRP), ausgeschüttet werden.

Diese Botenstoffe führen zu einer Entzündungsreaktion an den Blutgefäßen der Hirnhäute. Die Pulsationen (rhythmische Druckwellen) in den Blutgefäßen verursachen eine Dehnung der entzündeten Gefäßwand, was auch den typisch pulsierenden Schmerz erklärt.

Genetik spielt eine Rolle

Migräne ist eine genetische Erkrankung, etwa zwei Drittel der Patienten haben weitere betroffene Angehörige. Manchmal zieht sich die Migräne wie ein roter Faden durch den gesamten Stammbaum.

Wie kann man den Attacken vorbeugen?

Das Gehirn des betroffenen Patienten reagiert oft auf bestimmte auslösende Faktoren oder auf Überlastungen mit einer Attacke. Daher können sich Betroffene – zumindest zum Teil – davor auch schützen.

Studien konnten nachweisen, dass regelmäßiger Ausdauersport und Muskelentspannungsverfahren eine Migräne positiv beeinflussen. Hilfreich ist es auch, digitale Medien zu begrenzen, sich viel an der frischen Luft zu bewegen, ausreichend zu trinken und regelmäßig zu essen.

Manche Betroffene reagieren zudem auf bestimmte Lebensmittel negativ, was genau schadet, muss jeder für sich selbst herausfinden. Es ist einen Versuch wert, auf histaminreiche Lebensmittel (zum Beispiel Tomaten, Zitrusfrüchte und Schokolade) zu verzichten, ebenso auf Fertigprodukte und Lebensmittel mit dem Geschmacksverstärker Glutamat oder mit Konservierungsstoffen wie Pökelsalz, Tartrazin und Benzoesäure. Alkohol wegzulassen, ist generell empfehlenswert.

Dr. Gerd Wirtz beantwortet alle Fragen zum Thema Digitale Medizin.
Dr. Gerd Wirtz (Quelle: Wirtz)

Zur Person

Gerd Wirtz ist Neurophysiologe, Medizin-Moderator und Experte für Digital Health, also Digitales im Gesundheitswesen. Sein Spezialgebiet ist die Zukunftsmedizin.

Gemeinsam mit Thomas Kurscheid und Volker Limmroth beantwortet er im Podcast "Gesund & Gesund" Ihre Fragen rund um ein besseres und längeres Leben.

Prof. Dr. Volker Limmroth ist Experte für alle Themen rund um ein längeres und gesünderes Leben.
Prof. Dr. Volker Limmroth (Quelle: V. Limmroth)

Zur Person

Volker Limmroth ist Chefarzt, Neurologe, Neurowissenschaftler, Longevity-Experte. Seit 2006 Chefarzt der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin Köln-Merheim. Spezialist für Multiple Sklerose, chronische Schmerzen und Parkinson. Er war mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Kliniken der Stadt Köln.

Welche Schmerzmittel helfen?

Während einer Attacke werden in der Regel gängige Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen in Kombination mit Medikamenten gegen die begleitende Übelkeit eingesetzt. Darüber hinaus gibt es aber auch migränespezifische Substanzen, sogenannte Triptane.

Die meisten sind verschreibungspflichtig, können Betroffene also nur nach ärztlicher Verordnung einnehmen. Aber auch bei den Triptanen, die ohne Rezept erhältlich sind, ist dringend angeraten, vorab mit dem Hausarzt zu sprechen. Bestimmte Patientengruppen, wie zum Beispiel Herzkranke, sollten diese Medikamente nicht einnehmen.

Auf die Einnahme verzichten sollte man auch, wenn die Aura-Phase bereits begonnen hat. Grundsätzlich gilt: Alle Medikamente sollten so früh wie möglich eingenommen werden. Wer an einer besonders schweren Form der Migräne leidet, also mehr als zwei oder drei schwere Attacken pro Monat hat, sollte eine medikamentöse, vorbeugende Behandlung (Prophylaxe) in Erwägung ziehen, um langfristig die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren.

Welche Mittel für eine Prophylaxe infrage kommen

Dabei handelt es sich um Medikamente, die sonst zur Behandlung von Bluthochdruck oder Epilepsie eingesetzt werden. Auch Nahrungsergänzungsmittel und Magnesium zeigen bei einzelnen Patienten eine gute Wirkung.

Ein wenig Geduld ist aber gefragt, denn die Wirksamkeit einer prophylaktischen Behandlung kann frühestens nach vier bis sechs Wochen abgeschätzt werden. Seit fünf Jahren gibt es außerdem auch hochspezifische Präparate, die einmal im Monat in den Arm oder in den Oberschenkel gespritzt werden. Zugelassen sind hierzulande die drei Wirkstoffe Erenumab, Galcanezumab und Fremanezumab.

Sie wirken auf die Botenstoffe ein, die dafür sorgen, dass die Gefäße sich entzünden, anschwellen und Schmerzen verursachen. Der Inhalt der Spritze neutralisiert diese CGRP-Moleküle entweder direkt oder blockiert die Rezeptoren, sodass der Botenstoff nicht mehr andocken kann.

Führen Sie ein Schmerz-Tagebuch

Experten empfehlen, ein (digitales) Tagebuch zu führen, um herauszufinden, welche Ereignisse einer Attacke vorausgegangen sind. So lassen sich diese gegebenenfalls zukünftig vorbeugen. Die Schmerzklinik Kiel beispielsweise hat eine Migräne-App entwickelt, in der man neben diesen Informationen auch eintragen kann, wann die Schmerzen aufgetreten sind und welche Medikamente eingenommen wurden.

Somit haben Patienten die Menge der eingenommenen Arzneimittel im Blick und laufen nicht Gefahr, überzudosieren. Denn das kann dazu führen, dass Schmerzmedikamente wirkungslos werden. In der Regel gilt die Faustformel, dass normale Schmerzmittel nicht häufiger als an zehn Tagen im Monat genommen werden dürfen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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