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Pilgern auf dem Ignatiusweg


Pfad in die Stille
Pilgern auf dem Ignatiusweg

srt, Sybille Boolakee

Aktualisiert am 30.10.2017Lesedauer: 5 Min.
Basilika des Jesuitenkollegs in Loyola.Vergrößern des BildesBasilika des Jesuitenkollegs in Loyola. (Quelle: srt/Loiola Turismo in Loyola)
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Pilgern ist im Trend. Wem der Rummel auf dem Jakobsweg zu viel ist, für den gibt es eine Alternative: den noch fast unbekannten Ignatiusweg. Auf ihm wanderte der Gründer des Jesuitenordens vor fast 500 Jahren vom Baskenland nach Katalonien.

Mindestens einmal wurde ihm der Zutritt in eine Ortschaft verwehrt. Zu groß war im 16. Jahrhundert die Furcht vor Fremden, die Verderben und Krankheiten, ja sogar die Pest bringen konnten. Dieser Fremdling, der auch noch einen anderen Akzent sprach und in feiner Ritterkleidung, jedoch ohne Tross und Gefolge durch die Lande zog, war den Dörflern suspekt. Doch Ignatius hatte ein Ziel. Er wollte sein Leben nach anderen Werten ausrichten und einen Neuanfang starten. Dafür zog er 1522 von Loyola, seinem Heimatort im Norden Spaniens, bis an die Mittelmeerküste bei Barcelona und weiter nach Jerusalem.

Sinnsuchende, die heute dem Ignatiusweg folgen, lernen in großer Stille die einzigartigen Natur- und Kulturschätze sowie die wechselvolle Geschichte Spaniens kennen. Doch auf diesem Weg ist man nicht nur alleine, sondern einsam. 2011 wurde der Pilgerweg vorgestellt. Er führt in etwa 27 Tagesetappen und auf rund 650 Kilometern von Loyola im Baskenland bis nach Manresa in Katalonien. Spätestens seit dem Tagebuch von Hape Kerkeling über den Jakobsweg ist pilgern Trend. Motivation ist oft Abenteuerlust und der Wunsch nach einer Auszeit.

Über die Berge ist es am härtesten – und am schönsten

Auch Fermin Lopetegui, aus Zumarraga im baskischen Norden, startete aus Abenteuerlust. Er war der erste, der 2012 auf dem neuen Ignatius-Pilgerweg wanderte. "Schon als Schüler habe ich von Ignatius gelesen und war sofort an der Route interessiert", sagt der 63-Jährige.

"Damals war der Weg nur grob markiert und ich habe überall übernachtet. Unter einem Baum, in einer Kirche, im Stall. Aber zum Schluss hat mich der Weg emotional sehr bewegt, und das tut er bis heute." Unterwegs führte er Tagebuch und konnte viele persönliche Erfahrungen, aber auch Erkenntnisse über den Zustand des Weges und die Übernachtungsmöglichkeiten in das Guidebook zum Weg einbringen.

Seither ist Lopetegui die Route 15 Mal gewandert. Oft allein, aber auch mit seinem Sohn, mit Jesuiten aus Australien sowie mit Pilgern aus vielen Ländern. Auf die Frage, welche Etappe die schönste sei, antwortet der Ingenieur: "Das sind die Strecken zu Beginn über die Berge. Aber das sind auch die Härtesten."

Ignatiusweg startet am Fuße des Izarraitz

In Azpeitia, am Fuß des Bergmassivs von Izarraitz, startet der Pfad am Geburtshaus des Ignatius. Der trutzige Wohnturm der Familie steht heute eingekeilt zwischen den Gemäuern der Barockbasilika von Loyola und vermittelt den Besuchern authentisch das mittelalterliche Leben einer Adelsfamilie im 16. Jahrhundert. Hinter den zwei Meter dicken Mauern der Casa Torre rang der knapp 30-Jährige nach einer schweren Verletzung mit dem Tod. Als Ritter verteidigt Ignatius 1521 Pamplona gegen die französischen Truppen, als sein Bein von einer Kanonenkugel zerschmettert wird. Wie durch ein Wunder überlebt er, aber seine militärische Karriere ist vorbei. Auf dem Krankenlager beschließt Ignatius seine Waffen niederzulegen, sein bisher ausschweifendes Leben zu ändern, Buße zu tun und ins Heilige Land zu reisen.

Wer heute auf dem steinigen Pfad durch die saftigen, grünen Mischwälder wandert, meint beinahe das Hufgetrappel des Maultiers von Ignatius zu hören. Hier also humpelte der einst stolze Ritter mit seinem zertrümmerten Bein zum baskischen Mittelgebirge hinauf. Die Verpflegung während der Wallfahrt war karg, Unterkunft wurde ihm nicht überall gewährt. Oft stauen sich dort Regenwolken und das Land verschwindet unter einer dichten Nebeldecke.

500-Jahr-Feier zu Ehren von Ignatius geplant

""Xirimiri" nennen die Basken den feinen Nebelregen", erklärt Oxel Arrieta Balanzategi, während er eine Gruppe Pilger begleitet. Der Regen darf einen Pilger nicht aufhalten, meint der Bergführer mit den kurzen Struppelhaaren, und dass sich in der letzten Zeit viele Junge aus ganz Europa auf den Weg machen.

Gut vorstellbar, wie Ignatius durchnässt und vor Kälte schlotternd – er wanderte im Februar und März – in der Wallfahrtskirche Santa María La Antigua Obdach gewährt wurde. Die Kirchenchronik berichtet, dass er dort schlief und beichtete. Rund um die Kirche, die bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten ist, plant die Gemeinde ihm zu Ehren für 2022 eine große 500-Jahr-Feier.

Auf die harte Bergtour folgt das spanische Rotweinparadies La Rioja

Doch mit dem Ignatiusweg soll nicht erst zum Jubiläumsjahr der Tourismus in den entlegenen Regionen des Baskenlandes und Kataloniens angekurbelt werden. Auch Balanzategi hofft, dass mit dem Weg die Landflucht gestoppt werden kann. Noch bieten die Etappen vor allem Stille und Einsamkeit. Wie vor 500 Jahren begleiten einen nur das Rascheln der Bäume, der Wind und das Gezwitscher der Vögel. Die Begegnung mit einem weiteren Pilger oder einem Bauern aus den umliegenden Dörfern wird zum Highlight des Tages.

Ab Laguardia sind die anstrengenden Bergtouren überwunden. Der Weg führt ins spanische Rotweinparadies La Rioja. So weit das Auge reicht sieht man nun Weinberge. Laguardia, die ehemalige Festungsstadt, ruht wie in einem Bilderbuch weithin sichtbar auf einem Hügel. Dass Ignatius dort weilte, davon zeugen zwei Gemälde, eins in jeder der beiden Kirchen. Die angeblich schönste Stadt Spaniens ist frei vom Autoverkehr. Bekannt ist sie auch für ihre kilometerlangen Tunnel, die nicht nur als Fluchtwege in Notzeiten dienten, sondern auch zur Lagerung vieler Hunderttausend Liter Rotweins.

Nach der Einsamkeit kommt der städtische Trubel

Unverhofft viel Trubel erleben die von Stille verwöhnten Pilger rund um Logroño. Zwischen Navarette und Logroño treffen die Wanderer auf etwa zwölf Kilometer Länge auf den Jakobsweg. Jakobswallfahrer kommen einem entgegen und bombardieren einen mit Fragen "Woher, wohin?".

Ab Logroño führt der Pfad am Ebro entlang wieder durch weite Einsamkeit, bevor er in Zaragoza auf den städtischen Trubel mit Autolärm und vielen Menschen trifft. Danach durchquert er in Aragonien eine Wüstengegend mit sengender Hitze und wenig Schatten, erst im katalanischen Hinterland unweit vom Ziel geht es wieder durch wild wuchernde Natur.

"Am schönsten ist die Ankunft in Manresa"

Zwischen Melancholie, Glücksgefühlen und Dankbarkeit erreichen die Pilger die Höhepunkte ihrer Wanderung. Schon von weitem ist das Bergkloster Montserrat zu erkennen. Drei Tage blieb Ignatius im Kloster. Im Innenhof des Klosters erinnert an den Heiligen eine Statue – im Büßergewand und mit Pilgerstab.

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Am 25. März 1522 erreichte er schließlich nach der letzten Etappe die Stadt Manresa. Fast elf Monate meditierte Ignatius dort in einer Höhle und schrieb seine Exerzitien. In der Casa Santa, wie die Höhle heute heißt, können die Wanderer letztmals ihren Pilgerpass abstempeln und sich ihr Zertifikat ausstellen lassen.

"Am schönsten ist jedes Mal die Ankunft in Manresa", sagt auch nach 15 Pilgerwanderungen Fermin Lopetegui, und dass er die spirituellen Erfahrungen während der Wallfahrt noch viele Male erleben möchte.

Allgemeine Informationen

Ausführliche Informationen mit praktischen Tipps, Unterkunftsmöglichkeiten, Routenbeschreibungen, Transportmittel, Pilgerdokumenten, Geschichte und vieles mehr finden Pilger auf der Internetseite www.caminoignaciano.org/de

Pilgerausweise

Die Pilgerausweise werden in allen öffentlichen Einrichtungen wie Rathaus, Pfarrhaus etc. und in lokalen Geschäften, Restaurants, Bars jeweils vor Ort ausgestellt und abgestempelt.

Beste Wanderzeit

Die besten Wandermonate sind Ende April bis Mitte Juni sowie Mitte September bis Mitte November.

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