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Flüchtlinge in Russland: Prügel und falsche Versprechen bei der Armee


Falsches Spiel mit Migranten
Lässt Putin Geflüchtete für die Armee rekrutieren?

Von t-online
02.02.2024Lesedauer: 2 Min.
Russia PutinVergrößern des BildesKremlchef Wladimir Putin: Lässt er Geflüchtete für die Armee rekrutieren? (Quelle: Aleksander Kazakov/ap)
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Prügelstrafen, falsche Versprechungen und Verträge bei der Armee: Ein neuer Bericht enthüllt, wie Russland mit falschen Versprechungen Flüchtlinge in das Land lockt.

Petteri Orpo hatte Ende des vergangenen Jahres genug. Der finnische Ministerpräsident sprach von einer "organisierten Aktivität", die dafür sorge, dass der Anteil an Geflüchteten, die von Russland nach Finnland wollen, rapide angestiegen sei.

"Russland hat diese Situation verursacht und kann sie auch stoppen", sagte Orpo auf einer Pressekonferenz. Deshalb habe man sich dazu entschieden, die Grenzübergange nach Russland vollständig zu schließen.

Dass Russland Flüchtlinge bewusst als Druckmittel einsetzt und sie gezielt Richtung Westen schickt, ist keine gänzlich neue Praxis: Ähnliche Szenen spielten sich in der Vergangenheit bereits zwischen Belarus und Polen ab. Jetzt hat die unabhängige russische Zeitung "Nowaja Gaseta" neue Einblicke geliefert, wie das Geschäft mit den Flüchtlingen konkret abläuft.

"Warfen uns über den Zaun"

Die Zeitung beschreibt unter anderem den Fall zweier Syrer, die zunächst zum Studieren nach Russland gekommen seien, aber irgendwann unter Druck gerieten, da ihre Visa nicht für die komplette Studienzeit ausgestellt wurden.

In ihrer Verzweiflung entschieden sich die Männer zu einer Überfahrt nach Belarus: An der Grenze seien die Männer nicht kontrolliert worden, obwohl ihnen eigentlich entsprechende Papiere zur Weiterreise gefehlt hatte. Dort angekommen wurden sie auf den Grenzübertritt nach Polen vorbereitet, unter anderem durch den Kauf von Stiefeln, Handschuhen und Werkzeug, um Löcher in den Grenzzaun zu schneiden.

Im Grenzgebiet seien die Geflüchteten dazu ermutigt worden, nach Polen überzusetzen. Allerdings sei das aufgrund von Kameras und Drohnen alles andere als einfach. "Die Grenzsoldaten holten uns schnell ein, verprügelten uns und warfen uns über den Zaun in neutrales Gebiet", berichtete einer der Geflüchteten von einem gescheiterten Versuch.

"27 Tage lang tranken wir aus Sümpfen"

Zurück in Belarus sei die Lage nicht besser gewesen: Auch dort habe es Schläge von den Grenzbeamten gegeben, während viele der Menschen lange im Niemandsland zwischen den beiden Ländern ausharrten: "27 Tage lang schliefen wir auf dem Boden. 27 Tage lang tranken wir aus Sümpfen und aßen Pilze."

Bei Geflüchteten, deren Visum in Russland bereits abgelaufen war, sollen die russischen Behörden auch andere Angebote gemacht haben: Zur Wahl stünde entweder die Ausweisung oder eine Anstellung beim Verteidigungsministerium. Die Zeitung berichtet etwa von Fällen, in denen Geflüchtete in Aussicht gestellt worden sei, als Ärzte für die Armee zu arbeiten oder Gold- und Diamantenminen in der nordöstlichen Republik Jakutien zu bewachen.

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Zusätzlich soll den Männern ein russischer Pass in Aussicht gestellt werden. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Anfang Januar einen Erlass unterzeichnet, der es Ausländern ermöglicht, schneller die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten, wenn sie einen Vertrag bei der russischen Armee unterzeichnen.

Falsche Versprechen bei der Armee

Tatsächlich sollen die Geflüchteten auch nach Jakutien gebracht worden sein. Statt der Überwachung von Minen seien sie dort allerdings als Soldaten ausgebildet worden. Vielen sei das zuvor nicht bewusst gewesen, da sie Verträge unterzeichnet hatten, die sie kaum verstanden hatten.

"Unsere Gruppe wurde gezwungen, Zielübungen zu machen. Wir beherrschen die Sprache nicht und unterschreiben Papiere, ohne zu wissen, was darin steht", berichtete ein Betroffener der Zeitung. Was danach mit den Männern in Jakutien passiere, geht aus dem Bericht nicht hervor.

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