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Israel wird im Minutentakt zum "Corona-Impf-Weltmeister"


Israel wird im Minutentakt zum "Corona-Impfweltmeister"

Von dpa
Aktualisiert am 02.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Impfzentrum in Tel Aviv: Zehn Prozent der Bevâlkerung hat die Impfung gegen das Coronavirus schon erhalten.Vergrâßern des BildesImpfzentrum in Tel Aviv: Zehn Prozent der Bevâlkerung hat die Impfung gegen das Coronavirus schon erhalten. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
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Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Israel schon jetzt eine Vorreiterrolle eingenommen. Fast zehn Prozent der BevΓΆlkerung sind bereits geimpft – die GrΓΌnde sind vielfΓ€ltig.

Auf dem zentralen Rabin-Platz in Tel Aviv steht ein riesiges weißes Zelt. Im Minutentakt kΓΆnnen dort BΓΌrger gegen das Coronavirus geimpft werden – als Hilfestellung fΓΌr ΓΌberlastete Krankenkassen. Schon seit dem 19. Dezember lΓ€uft in Israel eine massive Impfkampagne. Auf anfΓ€ngliche Skepsis vieler Menschen gegen die Impfung folgte ein enormer Ansturm auf die Impfstationen.

In absoluten Zahlen fΓΌhren die USA und China

In keinem anderen Land wird nach Informationen von Oxford-Forschern so schnell gegen Corona geimpft wie in Israel. Eine Grafik auf der Website "Our World in Data" vergleicht verschiedene Staaten nach der Zahl der verabreichten Dosen pro 100 Einwohner. Dort hat Israel mit 9,18 Dosen je 100 Einwohner (Stand 30. Dezember) klar die Nase vorn – wenn auch nicht in absoluten Zahlen, denn da fΓΌhren die USA, China und Großbritannien. Wie schafft das kleine Land Israel ein so rasantes Tempo?

MinisterprÀsident Benjamin Netanjahu hat Israel bereits zum "Corona-Impfweltmeister" erklÀrt. Sehr früh hatte er den Wettlauf um den Corona-Impfstoff zur Chefsache gemacht. Immer wieder telefonierte Netanjahu etwa mit Pfizer-Chef Albert Bourla, um Millionen von Impfdosen für sein Land zu sichern. Als der 71-JÀhrige sich als Erster mit dem Biontech-Pfizer-Impfstoff impfen ließ, sagte er, Bourla sei inzwischen "ein persânlicher Freund von mir und ein Riesenfreund des Staates Israel". Der Regierungschef hatte früher auch gesagt, Bourla sei sehr stolz auf seine jüdisch-griechische Abstammung.

Nach Angaben Netanjahus hat Israel mit Pfizer die Lieferung von acht Millionen Impfdosen und mit Moderna von sechs Millionen Impfdosen vereinbart. Modernas Medizinvorstand Dr. Tal Zaks ist Israeli, er hat in der WΓΌstenstadt Beerscheva studiert.

Millionen Impfdosen sind nach Medienberichten schon im Land – die genaue Zahl wird geheim gehalten. Als die ersten Impfdosen von Biontech-Pfizer am 9. Dezember in Israel landeten, nahm Netanjahu sie persΓΆnlich am Flughafen in Empfang. "Es ist nicht selbstverstΓ€ndlich, dass der Staat Israel, ein riesiges Land in so vielen Bereichen, aber ein kleiner Staat mit neun Millionen Einwohnern, den Impfstoff zur selben Zeit bekommt wie Großbritannien und die grâßten und fΓΌhrenden LΓ€nder der Welt", sagte er damals.

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Professor Arnon Afek, Vize-Direktor des Schiba-Krankenhauses bei Tel Aviv, sieht verschiedene Gründe für den besonders erfolgreichen Ablauf der Impfkampagne in Israel. "Erstens haben wir ein sehr starkes âffentliches Gesundheitssystem mit Krankenversicherung für alle Bürger", sagt der ehemalige Generaldirektor des Gesundheitsministeriums. Das Modell basiere auf dem deutschen System mit Krankenkassen und KrankenhÀusern. "Die deutschen Juden, die nach Israel emigrierten, haben es mitgebracht und hier eingerichtet." Außerdem sei Israel ein hochtechnologisches Land mit weltweit führender medizinischer Ausrüstung und ausgezeichneten Lagerungsmâglichkeiten für den Corona-Impfstoff.

Afek: Schnelle Reaktion auf Krisensituationen

Zudem seien die Israelis ein sehr engagiertes, wendiges Volk, das schnell und effektiv auf Krisensituationen reagieren kΓΆnne, sagt Afek. Viele Krankenschwestern blieben etwa oft nach Dienstende freiwillig fΓΌr eine weitere Schicht, um noch mehr Menschen impfen zu kΓΆnnen. "Alle sind gemeinsam in den Krieg gezogen – den Krieg gegen das Coronavirus."

Nicht zuletzt sei Israel ein sehr kleines Land, das nicht in BundeslÀnder aufgeteilt ist. "Da ist es leichter, die Bevâlkerung schnell zu impfen, als in einem großen Land wie Deutschland mit mehr als 80 Millionen Einwohnern." Nach Informationen der Zeitung "Jediot Achronot" sehen Biontech-Pfizer und Moderna Israel gerade wegen dieser Voraussetzungen als ideales "Pilotprojekt", um rasch den Erfolg ihrer Impfstoffe zu beweisen.

Impfstoff kostet mehr – 23 Euro pro Dosis

Nach Medienberichten zahlt Israel für den Biontech-Pfizer-Impfstoff einen 40 Prozent hâheren Preis als die USA, gegenüber Europa sei die Differenz sogar noch grâßer. Demnach zahlt Israel umgerechnet fast 23 Euro für eine Dosis, nach einer versehentlich von der belgischen FinanzstaatssekretÀrin Eva De Bleeker verâffentlichten Liste kostet eine Dosis in Europa nur 12 Euro.

Mit etwa einer Million ist die Zahl der bislang in Israel gegen Corona Geimpften bereits mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Menschen, die sich seit Beginn der Pandemie infiziert haben (mehr als 426.000). Allein am Donnerstag wurden rund 153.400 Menschen geimpft.

Zehn Prozent der BevΓΆlkerung sind geimpft

Mehr als zehn Prozent der BevΓΆlkerung, darunter mehr als 40 Prozent der ΓΌber 60-JΓ€hrigen, haben bereits die erste Impfdosis erhalten. Israel will seine Risikogruppen so schnell wie mΓΆglich impfen, um dann Corona-EinschrΓ€nkungen zu lockern und die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Zweimal Geimpfte sollen schon von Mitte Januar an einen "grΓΌnen Pass" erhalten, der ihnen verschiedene Freiheiten gewΓ€hrt: Wie etwa die Befreiung von der QuarantΓ€nepflicht fΓΌr StaatsbΓΌrger bei der Einreise nach Israel oder bei Kontakt mit einem Corona-Infizierten.

Netanjahu war wegen seiner Corona-Politik immer wieder stark in die Kritik geraten. Er weigerte sich etwa, punktuelle Lockdowns in Wohngebieten mit vielen strengreligiΓΆsen Juden zu verhΓ€ngen, obwohl dort die Infektionszahlen besonders hoch waren. Seine Kritiker meinen, er habe befΓΌrchtet, die ultraorthodoxen Parteien kΓΆnnten ihm ihre automatische UnterstΓΌtzung entziehen.

Nun will Netanjahu mit der beeindruckenden Impfkampagne punkten. Am 23. MΓ€rz wΓ€hlt Israel zum vierten Mal binnen zwei Jahren ein neues Parlament. Netanjahu, gegen den ein Korruptionsprozess lΓ€uft, kΓ€mpft dabei um sein politisches Überleben. Politikwissenschaftler Jonathan Rynhold sieht Netanjahus Vorgehen bei der Impfkampagne auch als klare "Strategie, um zu zeigen, dass er der effizienteste AnfΓΌhrer ist und die Γ–ffentlichkeit von innen und außen beschΓΌtzt".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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