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Schweiz: Volle Skipisten in der Corona-Pandemie? "Politisch so gewollt"


Inmitten der Corona-Pandemie
Warum die vollen Pisten in der Schweiz politisch gewollt sind


Aktualisiert am 07.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Die Bergbahnstation Engelberg: Die Skigebiete sollen nach den Plänen der Schweizer Regierung trotz der steigenden Zahlen offen gehalten werden.Vergrößern des Bildes
Die Bergbahnstation Engelberg: Die Skigebiete sollen nach den Plänen der Schweizer Regierung trotz der steigenden Zahlen offen gehalten werden. (Quelle: Manuel Geisser/imago-images-bilder)

Die Corona-Zahlen in der Schweiz steigen und steigen, der Impfstart ruckelt massiv. Der Gesundheitsminister denkt nun doch über verschärfte Maßnahmen nach – und schließt eines trotzdem kategorisch aus.

In der Schweiz und in Liechtenstein wurden in den letzten 24 Stunden 4.808 neue Corona-Infektionen gemeldet – die Länder erfassen die Zahlen gemeinsam. Für die letzten 14 Tage liegt die Inzidenz pro 100.000 Einwohner damit bei 522,8. Anders als in Deutschland arbeitet das Schweizer Bundesamt für Gesundheit mit dem Kennwert über zwei Wochen. Dennoch der Vergleich: Für sieben Tage liegt die deutsche Inzidenz bei 127,3. Doch während in Deutschland die Politik die Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns als dringend notwendig durchsetzt, zögert die Schweiz. Am Mittwoch traf sich die Regierung – und beschloss wenig.

Ab Samstag gibt es für Restaurants in Kantonen mit unterdurchschnittlichen Infektionszahlen keine Ausnahmen mehr, auch dort müssen sie schließen. Von Ausgangsbeschränkungen und flächendeckenden Geschäftsschließungen ist aber auch weiterhin nicht die Rede. Treffen mit bis zu zehn Personen sind weiter erlaubt, Skigebiete und Hotels vielerorts offen.

Die Regierung schlägt vor, die Maßnahmen, die im Dezember ergriffen wurden, bis Ende Februar zu verlängern. Damals hatte man Kultur- und Freizeiteinrichtungen wie Museen, Kinos oder Zoos geschlossen. "Eine Lockerung der Maßnahmen ist momentan nicht möglich", sagt Gesundheitsminister Alain Berset. Doch beschlossen werden soll die Verlängerung erst nächste Woche.

Impfstoffzulassung überraschte die Schweiz

Große Hoffnungen ruhen auch hier auf der Impfaktion – auch wenn Berset betonte, die Impfungen würden die Maßnahmen vorerst nicht überflüssig machen. Doch die Schweizer Politik wurde von der schnellen Zulassung des Biontech-Impfstoffs durch die Behörde Swissmedic regelrecht überrascht. Bereits am 21. Dezember wurde das Serum für sicher erklärt. Danach wollten die meisten Kantone am 23. Dezember mit den Schutzimpfungen beginnen – aber vielerorts fehlten die Impfdosen. Die wenigen Termine waren innerhalb von Minuten ausgebucht, Impfzentren blieben weitgehend leer.

Nur 100.000 Dosen erhielt das Land vor Weihnachten von Biontech/Pfizer. Im Januar sollen 250.000 weitere folgen. Eigentlich hatten die Behörden erst für Februar oder März mit der Zulassung eines Impfstoffes gerechnet. Erst im Dezember wurde ein Vertrag mit der Mainzer Firma und dem US-Pharmakonzern geschlossen.

Ausreichend Impfstoff für alle bis Sommer

Die Hoffnung ruht daher nun auf dem Wirkstoff von Moderna, hier wurde die Zulassung für den Jahresanfang angekündigt. Denn die Regierung hat mit insgesamt 15,8 Millionen Impfdosen für 8,5 Millionen Einwohner reichlich bestellt – allerdings die Hälfte davon bei Moderna.

"In den nächsten Monaten werden wir auf die ausreichende Menge kommen", sagte der Präsident der Schweizer Kommission für Impffragen der Zeitung "Blick". "Bis Sommer sind alle Impfstoffe geliefert und hoffentlich auch gebraucht."

"Wir können die dritte Welle nicht ausschließen"

Bis dahin sind es aber noch einige Monate – wie sich die Infektionslage entwickelt, ist schwierig abzuschätzen. Schon jetzt ist die Schweiz eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder in Europa. "Wir können die dritte Welle nicht ausschließen", sagte auch Gesundheitsminister Berset nach der Regierungssitzung am Mittwoch, berichtet der "Blick". Die Mutation aus Großbritannien und die unsichere Datenlage über Weihnachten und den Jahreswechsel bereiten ihm Sorge, die Probleme sind die gleichen wie in Deutschland.

Ginge es nach dem Gesundheitsminister, würden die Maßnahmen daher auch in der Schweiz verschärft: strengere Kontaktbeschränkungen, Homeoffice-Pflicht, Ladenschließungen. Ob der Bundesrat, also die Schweizer Regierung, diesen Weg in der nächsten Woche wirklich gehen wird, ist unklar. Die Vorschläge liegen zur "Konsultation", wie es heißt, bei den Kantonen. Die Schulen sind ohnehin Sache der Kantone – Berset appelliert, dass man sich dort Gedanken machen solle.

In einer Pressekonferenz wurde der Gesundheitsminister gefragt, wieso die Maßnahmen nur so zögerlich kämen. Berset erwiderte, es sei ein Balanceakt, die Menschen zu schützen, ohne auf alles verzichten zu müssen. "Wir versuchen das Beste zu tun, was wir tun können." Und: "Wir machen das auch zum ersten Mal." Was man aber nicht machen will, stellte er auch klar: Die Skigebiete, ohnehin Hoheitsgebiet der Kantone, zu schließen. Skifahren sei eine "Outdoor-Aktivität". Würde man diese verbieten, könne man auch gleich das Joggen im Wald einschränken.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
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