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Emmanuel Macron: Massaker von 1961 an Algeriern in Paris ist "unverzeihlich"


Verbrechen von 1961
Macron: Massaker an Algeriern in Paris ist "unverzeihlich"

Von dpa
Aktualisiert am 17.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Emmanuel Macron: Der französische Präsident nimmt als erster Präsident an der Gedenkzeremonie für einen niedergeschlagenen Protest von Algeriern teil.Vergrößern des BildesEmmanuel Macron: Der französische Präsident nimmt als erster Präsident an der Gedenkzeremonie für einen niedergeschlagenen Protest von Algeriern teil. (Quelle: Rafael Yaghobzadeh/Reuters-bilder)
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Vor 60 Jahren demonstrierten Zehntausende Algerier in Paris. Die Polizei schlug den Protest blutig nieder, Historiker schätzen, dass Hunderte starben. Als erster Präsident nimmt Macron nun an dem Gedenktag teil.

60 Jahre nach dem blutigen Massaker an Algeriern in Paris hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Taten als unentschuldbar verurteilt. "Die Verbrechen, die in dieser Nacht (…) begangen wurden, sind für die Republik unverzeihlich", hieß es in einem Schreiben des Élysée-Palastes vom Samstag. Frankreich erkenne seine eindeutige Verantwortung an, die Tragödie sei lange vertuscht worden.

Macron hatte zuvor an einer Gedenkveranstaltung in Colombes bei Paris teilgenommen. Laut Élysée ist er der erste Präsident, der einem solchen Gedenken beiwohnte.

Bis zu Hunderte Tote geschätzt

Am 17. Oktober 1961 waren zahlreiche für die Unabhängigkeit ihres Landes demonstrierende Algerier bei der blutigen Niederschlagung der Proteste in der französischen Hauptstadt getötet worden. Historiker sprechen von Dutzenden oder gar Hunderten Toten, nach offiziellen Angaben von damals waren es drei. Erst 2012 hatte der damalige französische Staatschef, der Sozialist François Hollande, das Blutbad offiziell anerkannt.

An den Protesten am 17. Oktober 1961 nahmen Zehntausende Algerier teil. Zu der Demonstration aufgerufen hatte die algerische Nationale Befreiungsfront (FLN) inmitten des algerischen Unabhängigkeitskriegs. Die Proteste richteten sich gegen eine für "muslimische Algerier" in Paris verhängte nächtliche Ausgangssperre. Sicherheitskräfte schossen auf die Demonstranten, schlugen auf sie ein und warfen einige in die Seine.

Der damalige Polizeipräfekt von Paris, Maurice Papon, sprach nach dem Massaker von lediglich drei Toten und 64 Verletzten und erklärte, die Polizisten hätten aus Notwehr gehandelt.

Geteiltes Echo

Macron habe nun im Gespräch mit Opfer-Angehörigen "die Fakten anerkannt" und die "unter Maurice Papon begangenen Verbrechen dieser Nacht" als "unverzeihlich für die Republik" bezeichnet, erklärte der Élysée-Palast. Das Massaker sei lange Zeit "beschwiegen, geleugnet oder verschleiert" worden.

Macrons Worte zu dem Massaker vor 60 Jahren stießen auf ein geteiltes Echo. Während der Schritt einerseits als historisch gewertet wurde, wurden andererseits Forderungen laut, noch weiter zu gehen und die Ereignisse des 17. Oktobers 1961 als Staatsverbrechen anzuerkennen.

Historiker: Nicht nur Papon ist verantwortlich

Die Äußerungen des Staatschefs zum Massaker an den algerischen Demonstranten seien ein "Fortschritt" und gingen "weit" über die Worte seines Vorgängers Hollande vor neun Jahren hinaus, sagte der Historiker Emmanuel Blanchard der Nachrichtenagentur AFP. Kritik übte Blanchard allerdings daran, dass Macron die Verantwortung allein Papon zugeschrieben habe. Weder der damalige Premierminister Michel Debré noch der damalige Präsident Charles de Gaulle seien je wegen der Vertuschung des Massakers zur Verantwortung gezogen worden.

Anti-Rassismus-Aktivisten zeigten sich enttäuscht über Macrons Wortwahl. "Wir haben auf mehr gehofft", sagte Mimouna Hadjam von der Organisation Africa93. "Papon hat nicht allein gehandelt. Menschen wurden gefoltert und mitten in Paris massakriert, und die ganz oben wussten Bescheid." Der Leiter von SOS Racism, Dominique Sopo, begrüßte zwar Macrons Äußerungen. Allerdings beklagte auch er eine Politik der "kleinen Schritte" bei der historischen Aufarbeitung und ein mangelndes Eingeständnis an Verantwortung.

Die Gedenkveranstaltung in Colombes fand am Fuße der Pont de Bezons statt. Im Dabeisein von Angehörigen der Opfer und Engagierten legte Macron eine Schweigeminute ein. Auch ein Kranz wurde in Gedenken niedergelegt. Angehörige warfen weiße Rosen in die Seine. Mit Didier Lallement legte nach Angaben der Pariser Polizei am Sonntag erstmals auch ein Polizeipräfekt einen Kranz in Andenken an die Opfer nieder.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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