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Nehmen Putins Söldner das nächste afrikanische Land ins Visier?


Expansion der Gruppe "Wagner"
Nehmen Putins Söldner das nächste Land ins Visier?

MeinungEin Gastbeitrag von Ulf Laessing, Bamako

Aktualisiert am 26.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Bewohner der malischen Hauptstadt Bamako hisst die russische Flagge über seinem Haus: In dem Land ist die russische Söldnertruppe "Wagner" aktiv. (Quelle: Nicolas Remene/imago-images-bilder)

In Mali sind die russischen Söldner der Gruppe "Wagner" bereits präsent. Jetzt könnten die Soldaten das nächste Land ins Visier nehmen, schreibt der Chef der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali.

Nach Mali greift Russland jetzt nach einem weiteren Staat in Westafrika: Moskau buhlt im Nachbarstaat Burkina Faso um eine Kooperation im Kampf gegen Dschihadisten, die dort auf dem Vormarsch sind. Die Militärs, die sich im September an die Macht geputscht haben, fahren einen antiwestlichen Kurs wie Mali, das sich bereits russische Söldner ins Land geholt und den Abzug der französischen Anti-Terror-Mission provoziert hat. Nun fordert Burkina Faso die französische Armee zum Abzug auf. Kommen jetzt auch "Wagner"-Söldner?

Burkina Faso – zwischen Mali und Niger gelegen – kämpft seit Jahren gegen Dschihadisten, die inzwischen ganze Teile des Landes kontrollieren. Die Situation ist zurzeit noch dramatischer als in Mali, da Burkina Faso dichter bevölkert ist und es mehr Wälder gibt – ideale Verstecke für Dschihadisten. Die Lage ist auch deswegen so brisant, weil Burkina Faso das Einfallstor für dschihadistische Gruppen in Küstenländer wie Togo und Côte d’Ivoire ist. Sie sitzen in Wäldern an der südlichen Grenze des Landes und verüben von dort Angriffe auf die benachbarten Staaten. Sollten diese auch destabilisiert werden, droht Chaos in ganz Westafrika.

Wichtige Partner in Europa

Militärmachthaber Ibrahim Traoré denkt schon länger über eine Zusammenarbeit mit Russland nach. Sein Premierminister war gerade in Moskau, und die Behörden haben einer russischen Bergbaufirma eine weitere Lizenz zum Schürfen von Gold erteilt. Moskau hat nach Angaben von Diplomaten Waffen, Ausrüstung und Söldner der berüchtigten "Wagner"-Truppe angeboten. Die Regierung zögert aber bei den Söldnern, welche der eigenen Bevölkerung nur schwierig zu verkaufen wären – ausländische Truppen gelten generell als heikles Thema. Aber Burkina Faso braucht dringend Waffen für eine neue Freiwilligen-Truppe von 50.000 Kämpfern, die die Regierung aufstellen will.

(Quelle: Zoubeir Souissi)

Zur Person

Ulf Laessing leitet das Regionalprogramm Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) mit Sitz in Bamako.

Frankreich, Deutschland und die Europäische Union sind seit Jahrzehnten die wichtigsten Partner Burkina Fasos. Die Bundeswehr unterstützt etwa die Streitkräfte mit langfristigen Projekten. Eine Lieferung von Waffen an nicht-reguläre Truppen kommt für westliche Staaten allerdings nicht infrage. Burkina Faso hatte bereits vor Jahren Selbstverteidigungsmilizen im Kampf gegen Dschihadisten aufgestellt; diese werden immer wieder beschuldigt, Zivilisten zu töten. Erst im Januar wurden nach Angaben einer Bürgerrechtsgruppe 28 Menschen vermutlich von einer solchen Miliz getötet. Sie wurden offenbar pauschal der Unterstützung von Dschihadisten beschuldigt.

Die Regierung hat zudem die Tür zu einer weiteren Kooperation mit den Europäern zugeschlagen, indem sie – wie auch schon die Regierung in Mali – einen nationalistischen Kurs fährt und mithilfe prorussischer Trolls Stimmung gegen die frühere Kolonialmacht Frankreich macht; sicherlich auch, um Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen, da Traoré möglicherweise einen Gegencoup fürchtet. Sein Putsch war bereits der zweite innerhalb von acht Monaten. Der junge Hauptmann steht unter dem Druck, im Kampf gegen die Dschihadisten schnell Erfolge zu erzielen. Da das aber eher unwahrscheinlich ist, wird eben Stimmung gegen Westler gemacht.

Die KAS ist eine der CDU ideell nahestehende Denkfabrik, die sich unter anderem für die europäische Verständigung einsetzt.

Nächster französischer Abzug?

In kurzer Abfolge suspendierte die Regierung – wie schon in Mali – den französischen Sender RFI und forderte erst den französischen Botschafter, dann die Vertreterin der Vereinten Nationen und schließlich eine französische Anti-Terror-Mission zur Ausreise auf. Rund 400 französische Spezialkräfte sind in der Hauptstadt stationiert, um ähnlich wie in Niger Dschihadisten zu bekämpfen. Sie wurden allerdings kaum eingesetzt, da dies innenpolitisch heikel war. Ihr Abzug innerhalb eines Monats dürfte die im Land verbliebenen Ausländer nervös machen, da die Soldaten auch den Flughafen Ouagadougou mit bewachen. Ins Visier prorussischer "Influencer" geriet auch die EU, die sich für einen besseren Schutz der französischen Botschaft ausgesprochen hatte – diese war zweimal von Demonstranten angegriffen worden.

Wer bleibt als Partner? Die Türkei verkauft Drohnen, und Russland könnte Waffen liefern. Moskau dürfte ähnlich wie in Mali Druck ausüben, Waffen nur dann zu schicken, wenn auch ein Vertrag mit "Wagner" zustande kommt.

Ob Burkina Faso Waffen für die 50.000 Kämpfer ohne "Wagner"-Einsatz bekommen kann, wird sich zeigen. In Ouagadougou wird gemunkelt, dass als Kompromiss Söldner als Sicherheitskräfte für die russische Goldfirma tätig werden könnten, nachdem bereits eine Mine aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste. Einer engeren Kooperation mit Russland dürfte jedenfalls nichts im Weg stehen, während Frankreichs Armee sich nun nach Mali und der Zentralafrikanischen Republik bereits aus dem dritten Land in Afrika zurückzieht.

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