Putin droht Deutschland an Stalingrad-Jahrestag
Den Jahrestag der Schlacht von Stalingrad nutzt Kremlchef Putin, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen β mit drastischen Worten und einem Nazi-Vergleich.
80 Jahre nach dem Sieg der Roten Armee ΓΌber die Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad hat Putin Deutschland vorgeworfen, sich erneut in einen Krieg mit Russland hineinziehen zu lassen.
"Es ist unfassbar, aber eine Tatsache: Wir werden erneut mit dem deutschen Panzer Leopard bedroht", sagte Putin bei einem Festakt in Wolgograd (Stalingrad). Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekΓ€mpft, sagte der 70-JΓ€hrige.
Putin, der gegen die Ukraine seit fast einem Jahr Krieg fΓΌhrt, nutzte den Jahrestag der Schlacht, um die Angriffe auf das Nachbarland zu rechtfertigen. WΓ€hrend der Staatschef sich von GΓ€sten bejubeln lieΓ, kΓ€mpfte die Ukraine mit den Folgen der jΓΌngsten russischen Angriffe.
Nach einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der ostukrainischen GroΓstadt Kramatorsk stieg die Zahl der Verletzten auf mehr als 20. Drei Menschen wurden tot aus den TrΓΌmmern geborgen. Die EU demonstrierte unterdessen mit einem Besuch von KommissionsprΓ€sidentin Ursula von der Leyen einmal mehr SolidaritΓ€t mit der Ukraine.
Putin vergleicht Lage in der Ukraine mit Zweitem Weltkrieg
Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekΓ€mpft, sagte Putin. Den Krieg gegen die Ukraine hat der 70-JΓ€hrige allerdings vor fast einem Jahr selbst begonnen. "Wir haben etwas, womit wir antworten. Und mit der Anwendung von Panzertechnik ist die Sache nicht erledigt. Das sollte jeder verstehen", sagte der AnfΓΌhrer der Atommacht. Die GΓ€ste eines Festkonzerts, bei dem Putin die kurze Rede hielt, reagierten begeistert.
Putin Γ€uΓerte sich erstmals seit der Entscheidung Deutschlands, Panzer an die Ukraine zu liefern, ΓΆffentlich. Dabei warf er dem "kollektiven Westen" eine antirussische Politik wie unter Nazi-Diktator Adolf Hitler vor. "Jetzt sehen wir leider die Ideologie des Nazismus in einem modernen Antlitz, in seiner modernen AusprΓ€gung schafft er erneut eine Bedrohung fΓΌr die Sicherheit unseres Landes", behauptete Putin. Deutschland hat bereits mehrfach betont, keine Kriegspartei zu sein oder werden zu wollen.
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Kritiker werfen Putin immer wieder vor, die fΓΌr viele Russen heiligen Gedenktage zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion gegen Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg fΓΌr seine Propaganda um den Γberfall auf die Ukraine zu missbrauchen. Den Krieg gegen die Ukraine hatte er am 24. Februar begonnen. Bis heute hΓ€lt Russland rund 18 Prozent der Ukraine besetzt.
Mit Raketen- und Drohnenangriffen hat Russland zuletzt auch gezielt Energie-Infrastruktur in der Ukraine vernichtet, um das Land in Dunkelheit und KΓ€lte zu stΓΌrzen. Immer wieder werden auch einfache WohnhΓ€user getroffen, weshalb viele Zivilisten durch Putins Krieg sterben.
Stalin-BΓΌste in Wolgograd enthΓΌllt
Im Januar warf Putin der FΓΌhrung in Kiew vor, den ukrainischen NationalistenfΓΌhrer Stepan Bandera (1909-1959), der Hitler damals geholfen habe, heute als Helden zu verehren. "Deshalb haben wir allen Grund, die derzeitigen ukrainischen Machthaber als neonazistisch zu bezeichnen", sagte Putin bei einem Treffen mit Veteranen in St. Petersburg.
Laut Kreml traf sich Putin an der Wolga mit Vertretern von patriotischen und Jugendorganisationen. In Wolgograd wurde zudem eine Stalin-BΓΌste enthΓΌllt zur Erinnerung an den Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953), der das Land damals in den Sieg gefΓΌhrt hatte.
Deutsche Wehrmacht war eingekesselt worden
Die Schlacht von Stalingrad mit Hunderttausenden Toten innerhalb von 200 Tagen gilt als eine der schwersten und kriegsentscheidenden Niederlagen der Deutschen Wehrmacht und damit als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. In den erbitterten KΓ€mpfen wurde die Stadt fast vollstΓ€ndig zerstΓΆrt. Am 19. November 1942 begann der Gegenangriff der Roten Armee, im Zuge dessen die 6. Armee der Deutschen Wehrmacht eingekesselt wurde. Am 2. Februar 1943 gingen die letzten Einheiten der Deutschen in Kriegsgefangenschaft. Seit 1961 trΓ€gt die Stadt den Namen Wolgograd.
In der Schlacht von Stalingrad kΓ€mpften damals viele Ukrainer in der Roten Armee an der Seite russischer Soldaten gegen Hitlers Truppen. Heute kΓ€mpfen die beiden Ex-Sowjetrepubliken gegeneinander. Nach dem Raketeneinschlag in einem Wohnhaus in der ostukrainischen GroΓstadt Kramatorsk im Gebiet Donezk forderte der ukrainische PrΓ€sident Wolodymyr Selenskyj erneut eindringlich Hilfe des Westens gegen die russischen Angriffe. "Der einzige Weg, den russischen Terrorismus zu stoppen, ist ihn zu besiegen. Durch Panzer. Kampfjets. Weitreichende Raketen", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.