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Angriff der Hamas: Pressestimmen aus Israel


Pressestimmen aus Israel
"Heute ist alles zusammengebrochen"


Aktualisiert am 08.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Raketen aus dem Gazastreifen werden abgefeuert: Die Hamas greift Israel an.Vergrößern des Bildes
Raketen aus dem Gazastreifen werden abgefeuert: Die Hamas greift Israel an. (Quelle: AP Photo/Fatima Shbair)

Die Terrorgruppe Hamas hat in Israel dutzende Zivilisten getötet. Die israelische Presse spricht von einem beispiellosen Ausmaß – und erhebt Vorwürfe gegen die Regierung unter Benjamin Netanjahu.

Seit den frühen Morgenstunden diesen Samstag beschießen Kämpfer der palästinensischen Terrororganisation Hamas Ziele in Israel. Neben Raketenangriffen im vierstelligen Bereich sollen auch mehrere Terroristen der Hamas die Grenze nach Israel überschritten und zahlreiche israelische Zivilisten getötet haben.

Inzwischen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu offiziell den Kriegszustand ausgerufen. Was berichten israelische Medienvertreter vor Ort über die den Angriff auf ihre Nation? Ein Überblick.

"The Jerusalem Post": Ausmaß ist beispiellos

Die israelische Tageszeitung "The Jerusalem Post" spricht in ihrer Analyse über die Ausschreitungen von einem "beispiellosem" Angriff der Hamas; einen derartigen Angriff habe es seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 nicht gegeben.

Demnach sei der Angriff diesen Samstag nicht mit vorigen zu vergleichen: Anders als bei Ausschreitungen in den Jahren 2012 oder 2019 sei es diesmal nicht Israel, das das Tempo des Konflikts diktiere, sondern die Hamas und andere Gruppen im Gaza.

Auch die Größe und das Ausmaß dieser Ausschreitung sei in seiner Form beispiellos – in der Vergangenheit hätten Infiltrationen von Terrororganisationen gegen Israel keine Früchte getragen. Zusätzlich habe es im Gegensatz zu früheren Konflikten diesmal kaum Anzeichen für eine größere Eskalation gegeben.

"Heute ist der Sturm ausgebrochen" – schreibt die "Jerusalem Post". Auch wenn abzuwarten bleibe, wie Israel reagiere, sei es eindeutig, dass die Hamas und andere Terrorgruppen in Gaza das Tempo des Konflikts diktieren würden und nicht andersrum.

"Ynetnews" macht Regierung von Netanjahu verantwortlich

In einem Kommentar des israelischen Nachrichtenportals "Ynetnews" wird besonders die israelische Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu Verantwortung gezogen. So habe sich die "langjährige Verachtung" für angeblich 'fiktive Terrororganisationen' von Netanjahus Regierung am heutigen Samstagmorgen gerächt und in einen realen Albtraum verwandelt.

Laut "Ynetnews" hätten die israelischen Entscheidungsträger versagt; das sei unstrittig. Der Tag des 7. Oktobers 2023 werde unzweifelhaft in jeder Hinsicht als "Misserfolg" gelten, so das israelische Nachrichtenportal. Das Versagen der Regierung liege im besonderen Maße in der mangelhaften Abschreckung Israels Feinde.

Zwar sei schwer zu ermitteln, wie abgeschreckt Israels Feinde zu einem bestimmten Zeitpunkt seien. Jedoch werde Abschreckung auch über politische Führung erreicht, die Loyalität und Einheit schaffe, um alle Bevölkerungsgruppen in Einklang zu halten. Die Regierung habe hier auf ganzer Linie versagt – insbesondere sei es Netanjahu nicht gelungen, die extremen Teile seiner Regierung in Schach zu halten, die durch spalterische Aussagen das Klima in der Gesellschaft aufheizt hätten.

Die Bilder von Hamas-Terroristen, die Verbrechen begehen und Geiseln nach Gaza verschleppen, seien ein "durchschlagendes Bild des Siegens" der Hamas und ein "beispielloser moralischer Schlag" gegen Israel. "Ynetnews" spricht von einer "Katastrophe für das Selbstbild" und von einem Trauma, das Israel noch lange verfolgen werde.

Netanjahu und seine politischen Verbündeten hätten nicht nur die Institutionen, sondern auch das Sicherheitsgefühl der Israelis – das Gefühl, dass es jemanden gebe, auf den Verlass ist – zerstört. "Heute ist das alles zusammengebrochen".

"Israel HaYom"

In einem Kommentar der israelischen Tageszeitung "Israel HaYom" wird die Regierung dazu aufgerufen, auf weitere Angriffe vorbereitet zu sein. So sei Gaza zurzeit nur ein Teil der Sorgen Israels – nördlich Israels drohe ebenso sehr eine Eskalation. Daher müssten "Zehntausende Reservisten" mobilisiert werden, um auf weitere Vorstöße Israels Feinde vorbereitet zu sein.

Denn auch im Libanon seien Kämpfer der Hamas "stationiert" – es sei davon auszugehen, dass auch sie versuchen werden auf israelisches Territorium einzudringen. Im Kommentar von "Israel HaYom" heißt es auch, die Angriffe würden unter gemeinsamer Führung des Iran und der Hisbollah synchronisiert werden.

Auch "Israel HaYom" spricht von einem, "schwerwiegenden Scheitern" und sieht besonders den israelischen Geheimdienst Mossad in der Verantwortung. So sei man anders als in im Jom-Kippur-Krieg 1973 "geheimdienstlich" und "operativer" viel stärker aufgestellt, um gegen einen "schwachen" und "stark-limitierten" Feind wie die Hamas vorzugehen. Eine solche taktische und strategische Überraschung zu erleiden, sei daher nicht zu rechtfertigen.

Von der israelischen Regierung werde ein "klarer und eindeutiger" Sieg erwartet. Es dürfe nicht passieren, dass Gaza von einer Art Reaktion ausgenommen wird – der Konflikt müsse mit einer Niederlage der Hamas enden und dem Tod oder Gefangennahme ihrer Anführer.

Andernfalls werde Israel zum "Boxsack" werden und einen "unerträglichen Preis" für die Freilassung seiner Gefangenen bezahlen. "Das Gleichgewicht war diesen Samstagmorgen gestört und Israel muss es schnell wiederherstellen", heißt es bei "Israel HaYom". In einer Zeit, in der die Gesellschaft gespalten sei, müssten Differenzen beiseite gelegt und sich auf die "ultimative Mission" konzentriert werden: "Den Sieg und die Wiederherstellung der Ordnung."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
  • jpost: "A massive unprovoked attack on Israel – analysis" (englisch)
  • ynetnews: "Hamas offensive is a failure of the government" (englisch)
  • israelhayom.com: "Israel's failure of imagination on Hamas" (englisch)
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