"Inakzeptable Forderungen" Gespräche in Istanbul kurz nach dem Start beendet

Die Gespräche in Istanbul sind vorbei. Die Ukrainer werfen den Russen vor, die Friedensverhandlungen absichtlich scheitern lassen zu wollen.
Die Ukraine hat Russland vorgeworfen, bei den Verhandlungen beider Länder in Istanbul "inakzeptable Forderungen" erhoben zu haben, um die Gespräche scheitern zu lassen. Ein ukrainischer Regierungsvertreter sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AFP, Moskau verlange von Kiew die Aufgabe ukrainisch kontrollierter Gebiete als Vorbedingung für eine Waffenruhe. Die Forderungen gingen "über das hinaus, was vor dem Treffen besprochen wurde".
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Die ersten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine seit über drei Jahren wurden nach Angaben aus dem türkischen Außenministerium am Nachmittag beendet. Die etwas mehr als eineinhalbstündigen Verhandlungen hatten nach tagelangem Hin und Her am Mittag in der türkischen Metropole begonnen. Das Treffen wurde vom türkischen Außenminister Hakan Fidan eröffnet, der eine rasche Waffenruhe forderte und der nach Angaben aus seinem Ministerium auch während der anschließenden Gespräche dabei war.
Ukraine: Chance auf weiteres Treffen besteht
Ein hochrangiger ukrainischer Regierungsvertreter nannte es jedoch "möglich", dass es eine zweite Gesprächsrunde mit den Russen noch am Freitag geben könnte. Bislang sei aber kein weiteres Treffen geplant, sagte er der AFP. "Wenn sie (die Russen) andere Anweisungen aus Moskau erhalten, dann ist es möglich, dass heute etwas passiert", sagte der Regierungsmitarbeiter.
Bilder der Gespräche zeigten, wie die Delegationen der zwei verfeindeten Länder im Dolmabahce-Palast einander gegenüber saßen. In der Mitte waren die türkischen Vertreter platziert, unter ihnen Außenminister Hakan Fidan. Der türkische Chefdiplomat plädierte zum Auftakt für eine rasche Waffenruhe. Jeder Tag der Verzögerung bedeute, dass es "neue Verluste von Menschenleben" gebe, sagte Fidan.
Selenskyj fordert starke Reaktion
Fidan nannte es auch "sehr wichtig", dass die jetzigen Gespräche zur "Grundlage" für ein späteres Treffen zwischen Selenskyj und Putin würden. Die ukrainische Seite hatte im Vorfeld angekündigt, dass sie ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter zum Thema der Gespräche machen wolle.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine "starke Reaktion" gegen Russland, sollten die Gespräche scheitern. "Sollte sich herausstellen, dass die russische Delegation wirklich nur Theater spielt und heute keine Ergebnisse liefern kann, muss die Welt reagieren", sagte Selenskyj bei einem Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft im albanischen Tirana.
Die Erwartungen an die Gespräche waren allerdings von vornherein eher gering gewesen, da Kremlchef Wladimir Putin nicht selber angereist war und nur eine relativ niedrigrangige Delegation entsandt hatte. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj blieb dem Treffen daraufhin fern.
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP