50-Prozent-Zölle? So teuer käme Trumps Plan Deutschland zu stehen

US-Präsident Trump droht der EU mit 50-Prozent-Zöllen ab 1. Juni. Dabei würden schon 25 Prozent der deutschen Wirtschaft massiv schaden.
Zuletzt schien es eher ruhig um den Zollstreit zwischen der EU und den USA, doch mit der Ruhe war es am Freitagmittag plötzlich vorbei. Mit einer Mitteilung auf seiner Plattform Truth Social setzte US-Präsident Donald Trump das Thema wieder ganz oben auf die Tagesordnung – und löste an der Frankfurter Börse Kursstürze aus. Schon vom 1. Juni an könnten die USA Zölle in Höhe von 50 Prozent auf Waren aus der EU verlangen, drohte Trump.
Dabei wären die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft schon bei einem deutlich niedrigeren Zollsatz gravierend, wie eine Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt. Anfang April kündigte die US-Regierung hohe Zölle auf Waren aus fast allen Ländern der Welt an, für die EU in Höhe von 20 Prozent. Nach starken Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten setzte Trump die meisten Zölle Mitte April zunächst für 90 Tage wieder aus.
Diese Branchen leiden besonders unter einem Zollkonflikt
Vor diesem Hintergrund entstand die Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen. Eine Eskalation des Zollkonflikts mit den USA hätte demnach deutliche negative Folgen für die deutsche Wirtschaft und bestimmte Branchen. Bei einem "Zollkrieg" würden insbesondere die Pharma-, die Automobil- und die Maschinenbauindustrie überdurchschnittlich stark verlieren, heißt es in der Studie.
Darin wird mit Blick auf Trump von "Chaoswochen im Welthandel" und einer hohen Unsicherheit gesprochen. In der Untersuchung geht es um verschiedene Szenarien einer zollpolitischen Eskalation der EU mit den USA unter besonderer Betrachtung der deutschen Familienunternehmen. Die Studie stammt von Gabriel Felbermayr, Direktor des Forschungsinstituts Wifo in Wien, sowie einem Team des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.
"Zollkrieg" mit den USA hätte drastische Folgen
Untersucht wurden verschiedene Szenarien. So wurde im Szenario "Zollkrieg" angenommen, dass Trump pauschale Zusatzzölle von 25 Prozent auf alle Güterimporte aus der EU einführt und die EU mit Zusatzzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Güterimporte aus den USA antwortet. Zusätzlich wurde angenommen, dass auch Dienstleistungsimporte aus den USA besteuert werden.
Ergebnis: Infolge eines solchen "Zollkriegs" würden die deutschen Exporte in die USA um fast 43 Prozent einbrechen, die gesamtdeutschen Exporte würden um 3,2 Prozent sinken und das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um 0,2 Prozent. Sollten die USA nun tatsächlich Zölle in doppelter Höhe dieses Szenarios verhängen, könnten die Schäden für die deutsche Wirtschaft noch höher sein.
Deutschland würde von Handelsabkommen stark profitieren
Die größten Produktionsrückgänge würde es laut Studie in den Sektoren mit der größten Exportabhängigkeit von den USA geben. Der pharmazeutische Sektor wäre mit einem langfristigen Produktionsrückgang von 8,7 Prozent am stärksten getroffen, es folgten die Sektoren Kraftfahrzeuge (-4,1 Prozent) und Maschinen (-3,8 Prozent). Überproportional betroffen wären Regionen, in denen diese Industrien stark vertreten sind. Wohlgemerkt: Auch diese Werte beziehen sich auf ein Szenario mit wechselseitigen Zöllen in Höhe von "nur" 25 Prozent.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, sagte, die USA verwendeten Zölle als Erpressungspotenzial. Dies führe zu einer gewaltigen Unsicherheit. Die Firmen müssten an einem stabilen Deal mit den USA interessiert sein. "Die EU sollte diesen Weg mutig und klug beschreiten." Laut Studie würde bei einem umfassenden Handelsdeal das deutsche Bruttoinlandsprodukt langfristig um 0,6 Prozent wachsen.
- Nachrichtenagentur dpa