Keine Beziehungen geplant Frankreichs Außenminister Le Drian: Die Taliban lügen
Frankreich plant, keine Beziehungen zum Taliban-Regime aufzubauen. Außenminister Le Drian erhebt schwere Vorwürfe gegen die neuen Machthaber in Kabul.
Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian wirft den Taliban in Afghanistan vor, zu lügen. "Sie sagten, sie würden einige Ausländer und Afghanen frei ausreisen lassen und sprachen von einer integrativen und repräsentativen Regierung, aber sie lügen", sagte Le Drian am späten Samstagabend im Fernsehsender France 5.
Frankreich weigere sich, die neu gebildete Regierung in Afghanistan anzuerkennen und werde keinerlei Beziehungen mit ihr unterhalten. Die französische Regierung wolle zuerst Taten sehen. Es läge nun an den Taliban, die eine wirtschaftliche Atempause und internationale Beziehungen brauchten. In Afghanistan hielten sich noch einige französische Staatsangehörige und einige Hundert Afghanen mit Verbindungen nach Frankreich auf.
Außenminister Le Drian reist am Sonntag zu Gesprächen über weitere Evakuierungen in die katarische Hauptstadt Doha. Paris hat bisher rund 3.000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen und hatte technische Gespräche mit den Taliban geführt, um die Ausreisen zu ermöglichen.
Eine große Mehrheit der Deutschen will, dass sich die Bundesregierung gegenüber den neuen Machthabern in Afghanistan sehr zurückhaltend verhält. Lediglich sechs Prozent der Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sind dafür, die von den militant-islamistischen Taliban gebildete Regierung anerkennen. 32 Prozent wollen, dass die Kontakte zu den neuen Machthabern auf ein Minimum reduziert werden.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa