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Erdoğan droht Griechenland mit Krieg im Ägäis-Streit: "Kommen über Nacht"


"Wir kommen plötzlich über Nacht"
Erdoğan droht Griechenland mit Krieg

Von t-online, pdi

Aktualisiert am 06.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht nach einer Kabinettssitzung in Ankara.Vergrößern des BildesRecep Tayyip Erdoğan: Der türkische Präsident droht Griechenland mit einem Angriff. (Quelle: Uncredited/Turkish Presidency/AP/dpa./dpa)
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Der Ägäis-Streit spitzt sich zu: Der türkische Präsident droht dem Nato-Partner Griechenland mit einem Angriff. Dabei hat er aber vor allem die Wahlen in der Türkei im Blick.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Griechenland mit einem militärischen Angriff gedroht. "Wenn die Zeit kommt, werden wir tun, was nötig ist", sagte Erdoğan bei einem Auftritt im Rahmen einer Technikmesse in der Schwarzmeer-Stadt Samsun. "Wir können plötzlich über Nacht kommen", fügte er hinzu – eine unverhohlene Kriegsdrohung gegen einen Nato-Partner.

Der Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland spitzt sich seit Jahrzehnten immer weiter zu. Die türkische Regierung erhebt Anspruch auf Gewässer und Inseln in der Ägäis – Erdoğan verstärkte seine Bemühungen, nachdem Gasvorkommen im Mittelmeer entdeckt worden waren. Bereits 2020 standen die Türkei und Griechenland kurz vor einer bewaffneten Auseinandersetzung.

Laut dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) wiederholte Erdoğan in seiner Rede in Samsun, dass Griechenland die Insel in der östlichen Ägäis "besetzt" halte. Das griechische Außenministerium wollte laut RND nicht auf die "türkischen Provokationen" und Drohungen reagieren. Griechenland kündigte allerdings an, die Nato-Partner darüber unterrichten zu wollen.

Die rhetorische Eskalation von Erdoğan zum jetzigen Zeitpunkt könnte zwei Gründe haben:

1. Griechenland führte wohl am vergangenen Wochenende Militärmanöver in der Region durch. Ankara warf Athen die Verfolgung von türkischen Kampfflugzeugen mit dem Radar einer Flugabwehr vor.

2. Im Juni 2023 wählt die Türkei einen neuen Präsidenten und in den Umfragen liegt Erdoğan aktuell zurück. Wenn es innenpolitisch eng wurde, suchte sich der türkische Präsident in der Vergangenheit öfters Streit mit seinen westlichen Verbündeten.

Wirtschaftliche Krise in der Türkei spitzt sich zu

Die außenpolitische Eskalation könnte ein Ablenkungsmanöver sein, denn die wirtschaftliche Krise in der Türkei spitzt sich weiter zu. Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im August so stark gestiegen wie seit 24 Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 80,21 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einer Inflationsrate von 81,2 Prozent gerechnet, nachdem sie im August noch 79,6 Prozent betragen hatte.

Allein von Juli auf August erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 1,46 Prozent. Der Inflationsgipfel dürfte nach Prognose der Zentralbank erst im Herbst erreicht werden, und zwar mit Teuerungsraten von nahezu 90 Prozent. Umfragen zufolge glauben viele Türken der amtlichen Statistik nicht: Sie sind der Meinung, dass die Preise noch stärker steigen als offiziell ausgewiesen.

Die Transportkosten – zu denen etwa Benzin gerechnet wird – erhöhten sich im vergangenen Monat um 117 Prozent. Lebensmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich um mehr als 90 Prozent. Auch für Möbel und Haushaltsgeräte mussten die Verbraucher tiefer in die Taschen greifen: Sie kosteten durchschnittlich 92 Prozent mehr als im August 2021.

Die aktuell stark steigenden Preise sind vor allem auf den russischen Krieg gegen die Ukraine zurückzuführen, durch den viele Rohstoffe deutlich teurer geworden sind. Die steigende Inflation ist aber auch eng verbunden mit der schwächelnden Lira: Die Landeswährung hat im vergangenen Jahr 44 Prozent an Wert zum Dollar verloren, in diesem Jahr bislang weitere 27 Prozent.

Grund dafür ist, dass die Zentralbank ihren Leitzins seit vergangenem Herbst schrittweise von 19 auf aktuell 14 Prozent gesenkt hat, obwohl die ökonomischen Lehrbücher bei stark steigenden Preisen eigentlich Zinserhöhungen empfehlen. Sinkende Zinsen machen eine Währung für Anleger unattraktiver. Die schwache Lira wiederum verteuert Importe, auf die die rohstoffarme Türkei angewiesen ist.

Erdoğan will mit niedrigen Zinsen die Konjunktur anschieben. Die Inflationsrate soll nach einer Vorhersage der Regierung bis Jahresende auf 65 Prozent zurückgehen. Bis Ende 2023 dürfte sie dann auf knapp 25 Prozent fallen, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichen Prognose. Es ist zweifelhaft, ob ein möglicher Krieg mit Griechenland dabei zielführend ist.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur rtr
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