Japans Regierungschef am Yasukuni-Schrein Warum dieser Besuch die Chinesen bis aufs Blut reizt

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat den umstrittenen Yasukuni-Schrein besucht und damit die Chinesen bis aufs Blut gereizt.
Abe ist der erste japanische Ministerpräsident, der seit 2006 dort gebetet hat. Er heizt damit die Spannungen zwischen Tokio und Peking weiter an, die sich um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer streiten.
Was Chinesen und Koreaner so erzürnt:
In dem Tokioter Heiligtum werden nicht nur den 2,5 Millionen Kriegstoten Japans gedacht, sondern auch den schlimmsten 14 Kriegsverbrechern, die für bestialischen Massenmorde der japanischen Armee in Asien verantwortlich sind und von den Amerikanern zum Tode verurteilt wurden. Darunter sind Mitglieder der berüchtigten Einheit 731, die an Kriegsgefangenen mit biologischen und chemischen Waffen experimentierte.
Außerdem steht ein Gedenkstein für die Kempeitai hinter dem Schrein - Experten vergleichen sie mit der SS der Nazis oder der Gestapo. In einem Museum nebenan wird der Mut der Kamikaze-Piloten glorifiziert.
Im Zweiten Weltkrieg haben die Japaner China, Südkorea und Südostasien mit einem grausamen Angriffskrieg überzogen. Viele Millionen Menschen wurden Opfer des Krieges, die japanische Armee wütete zum Teil wie von Sinnen. Nach Schätzungen sollen allein zehn Millionen chinesische Zivilisten umgekommen sein.
Im kollektiven Gedächtnis der Chinesen ist vor allem das Massaker von Nanking verankert, bei dem die Japaner im Dezember 1937 200.000 Menschen abgeschlachtet und 20.000 Frauen vergewaltigt haben. Damals haben die Soldaten der Kaiserlichen Armee Kinder an die Wand genagelt, Zivilisten wahllos verstümmelt und umgebracht. In japanischen Zeitungen wurde stolz von Wettbewerben berichtet, welcher Soldat als erstes hundert Menschen mit dem Schwert töten konnte.
Die Reaktion auf den Besuch:
Der Sprecher von Chinas Außenministerium, Qin Gang, drückte seine Wut in deutlichen Worten aus: "Wir protestieren und verurteilen das Vorgehen der japanischen Führung." Der Besuch führe zu großen Problemen für die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Das chinesische Außenministerium nannte das Vorgehen von Abe "absolut inakzeptabel für die chinesische Bevölkerung".
Die südkoreanische Regierung nannte den Besuch "eine ungeheuerliche und anachronistische Geste", auch die Amerikaner drückten ihre Enttäuschung aus.
Die japanische Rechtfertigung:
Abe erklärte, er wolle mit dem Besuch die Gefühle des chinesischen und des südkoreanischen Volkes nicht verletzen. Die Japaner erklären traditionell, ein Besuch des Schreins sei eine private Andacht des Ministerpräsidenten und kein Staatsakt.
Darüber hinaus ginge es nicht um das Gedenken an die Kriegsverbrecher, sondern um Frieden: Yasukuni heißt übersetzt "friedliches Land". Die Anhänger der Shinto-Religion glauben, dass die wütenden Seelen der Toten einen Platz brauchen, an dem sie sich austoben können - damit sie schließlich Ruhe finden.
Was die Bevölkerung dazu sagt:
In Japan fordern Nationalisten regelmäßig den Besuch des Schreins durch den Regierungschef. In Umfragen ist eine knappe Mehrheit der Japaner gegen die Andachten. Unter den Wählern der regierenden LDP, der auch Abe angehört, sprechen sich allerdings 60 Prozent dafür aus.