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Was der syrische Beistand für die Kurdenmiliz bedeutet


Schnell erklärt
Was der syrische Beistand für die Kurden bedeutet

  • Lars Wienand
Eine Analyse von Lars Wienand und Jonas Schaible

Aktualisiert am 20.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Unterstützung für die YPG: Pro-Assad-Truppen treffen in Afrin ein.Vergrößern des Bildes
Unterstützung für die YPG: Pro-Assad-Truppen treffen in Afrin ein. (Quelle: Ronahi-TV)

In der umkämpften Region Afrin greift die Türkei die kurdische Miliz YPG an. Nun erhalten die Kurden Unterstützung vom Assad-Regime. Fragen und Antworten zur eskalierenden Lage in Syrien.

Wie ist die Ausgangslage?

Im Zuge der "Operation Olivenzweig" kämpft die Türkei seit einem Monat in Nordsyrien. Bekämpft wird die kurdische Miliz YPG. Seitdem sind dort nach Zahlen der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 100 Zivilisten getötet worden. Mindestens 32 türkische Soldaten und mindestens 98 Kämpfer der YPG-Allianz wurden getötet, dazu Kämpfer der mit der Türkei verbündeten FSA. Mit Luftunterstützung hatte die Türkei in den vergangenen Tagen Geländegewinne erzielt. Die YPG, die in anderen Gegenden Syriens mit Unterstützung des Westens gegen den IS kämpft, hat viele Überschneidungen mit der Terrororganisation PKK: Die Türkei setzt die YPG mit der PKK gleich.

Was ist jetzt passiert?

Die YPG hatte das syrische Assad-Regime um Hilfe gebeten – und diese ist nun offenbar gekommen. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um reguläre Einheiten von Assads Syrian Arab Army (SAA), auf die die YPG gehofft hatte. Es handele sich um Assad-treue Volkseinheiten, berichtet die staatliche syrische Agentur Sana. Sie sollten "die Bevölkerung gegen die Aggression des türkischen Regimes" schützen und gegen die Terrormiliz IS kämpfen. Diese ist allerdings dort gar nicht vertreten. Manchen Berichten zufolge handelt es sich um Kämpfer, die sich freiwillig gemeldet haben, eine Beteiligung vom Iran unterstützter Hisbollah-Kämpfer steht im Raum. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte türkischen Medienberichten zufolge bei einer Pressekonferenz, es handele sich um eine kleine Pro-Assad-Terrorgruppe.

Welche Schlagkraft hat die Verstärkung?

Der syrisch-türkische TV-Sender Ronahi-TV und ein arabischer Sender zeigten aus unterschiedlichen Blickwinkeln Bilder vom Eintreffen der Truppen in Afrin. Zu sehen waren kaum gepanzerte Fahrzeuge, sondern vor allem zivile Pick-Ups und Kleintransporter mit Waffenaufbauten.

Seitens der Assad-Truppen wurden Verwünschungen in Richtung Erdogan bei der Ankunft gerufen. Berichte über Opfer bei einem Angriff der Türkei auf den Konvoi bestätigten sich nicht. Das türkische Militär hatte offenbar Luftangriffe auf den Konvoi geflogen und Warnschüsse abgegeben. Erdogan sprach von "zehn syrischen Soldaten", in anderen Berichten war von einigen Hundert die Rede, die nach Afrin vorrückten. Es ist unklar, ob noch weitere Verstärkung gesandt wird.

Warum verbünden sich Pro-Assad-Kräfte und YPG?

Bei der YPG dürfte es vor allem die Einsicht in eine aussichtslose militärische Lage sein, das Bündnis abzuschließen. Sie gibt lieber Autonomie an das Assad-Regime ab, als die Fläche der feindlichen Türkei zu überlassen. Das syrische Regime hat sich mit den Kurden arrangiert und ihnen weitgehende Rechte zugestanden. Ein Vordringen der Türkei ist aber nicht im Interesse Assads. Türkische Nationalisten hatten in den vergangenen Tagen auch bereits Karten der Türkei verbreitet, die die Region Afrin als türkisches Staatsgebiet zeigten.

Welches Eskalationspotenzial hat die Entwicklung?

Das Eingreifen der Milizen könnte die Lage weiter verschärfen. Erstens besteht die Gefahr, dass sich die Kämpfe intensivieren. Darunter wird auch die Zivilbevölkerung besonders leiden. Zweitens stehen sich jetzt auf syrischem Boden türkische und syrische Truppen gegenüber.

Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Kämpfe zwischen Türkei und syrischen Truppen eskalieren, meint Daniel Gerlach, Nahost-Experte und Mitherausgeber des Magazins "Zenith". Die Türkei dürfte mit dem Einmarsch der syrischen Truppen gut leben können. Wenn Assad die Region kontrolliere, könne sich die Türkei wieder zurückziehen – sie hätte ihr Ziel damit erreicht: den Kurden die Kontrolle über das Gebiet zu nehmen.

Erdogan räumte der Verstärkung für die YPG keine große Bedeutung ein. Die Kämpfer handelten auf eigene Faust und würden den Preis zahlen müssen, erklärte er in seiner Pressekonferenz. Es gebe eine Vereinbarung mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani, die Bestand habe. Russland und der Iran unterstützen Assad und haben maßgeblichen Einfluss auf seinen Kurs.

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