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Dramatische Lage auf "Diciotti": Mehrere Flüchtlinge an Tuberkulose erkrankt?


Dramatische Lage auf "Diciotti"
Mehrere Flüchtlinge an Tuberkulose erkrankt?

Von dpa, dru

Aktualisiert am 25.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Migranten an Bord der "Diciotti": Das Rettungsschiff liegt seit Montag im Hafen von Catania.Vergrößern des BildesMigranten an Bord der "Diciotti": Das Rettungsschiff liegt seit Montag im Hafen von Catania. (Quelle: Orietta Scardino/ANSA/ap)

Die Lage auf dem Rettungsschiff im Hafen von Catania spitzt sich zu: Mehrere Migranten könnten sich mit Tuberkulose infiziert haben. Sie dürfen zur Behandlung von Bord.

Auch nach fast einer Woche im Hafen von Catania lässt Italien die Flüchtlinge an Bord der "Diciotti" nicht an Land. Inzwischen spitzt sich deren Lage dramatisch zu. Die Gesundheitsbehörde registrierte mehrere Tuberkulose-Verdachtsfälle.

Nach einer Anordnung verließen am Samstag zwölf Migranten das Schiff, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Zunächst war von 16 Menschen die Rede gewesen, die von Bord gegangen seien. Allerdings hätten sich einige Frauen geweigert, weil sie sonst Verwandte hätten zurücklassen müssen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Zahlreiche Migranten leiden außerdem an Krätze, eine durch Milben verursachte Hautkrankheit. Nach ergebnislosen Beratungen über die Verteilung von aus Seenot Geretteten am Freitag in Brüssel ging die Hängepartie für 134 Migranten auf dem Schiff im Hafen von Catania weiter.

Italien fordert Zugeständnisse von Berlin

Unterdessen zeigte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) "sehr zuversichtlich", bald eine Vereinbarung mit Rom über die Rücknahme von Asylbewerbern zu treffen. Allerdings fordert Italien auch hier Zugeständnisse bei den aus Seenot geretteten Migranten.

Innenminister Matteo Salvini erwarte als Gegenleistung für die Rücknahme von Asylbewerbern an der deutsch-österreichischen Grenze, die bereits in Italien einen Antrag gestellt haben, "dass man in etwa vergleichbarer Größenordnung sich an der Seenotrettung beteiligt als Bundesrepublik Deutschland", sagte Seehofer am Samstag in Berlin bei einem Termin mit Bürgern im Haus der Bundespressekonferenz.

Italien verhandelte unterdessen auch mit Ländern außerhalb der EU über die Verteilung der Migranten. Das Außenministerium in Rom erklärte am Abend auf Twitter, Beitrittskandidat Albanien habe sich bereit erklärt, 20 Menschen aufzunehmen.

Die populistische Regierung in Italien fährt einen strikten Anti-Migrationskurs. Sie will im Mittelmeer gerettete Migranten nur noch an Land lassen, wenn ihre Aufnahme in der EU vorab geklärt ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag am Rande eines Besuchs in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, die Gespräche über die Verteilung von Flüchtlingen, die gerade in Brüssel stattfinden, seien "alles andere als einfach".

Papst fordert "Weisheit, Weitblick und humanitäre Fürsorge"

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen forderte die EU-Staaten auf, sich auf Grundwerte wie Solidarität und die Menschenrechte zu besinnen. "Es ist an der Zeit, dem Schlagabtausch ein Ende zu setzen", sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi laut Mitteilung.

Auch Papst Franziskus schaltete sich von Irland aus ein und verlangte eine Lösung, die "weit über kurzfristige politische Entscheidungen hinausgehend Weisheit, Weitblick und humanitäre Fürsorge erfordert". Die "massive Migrationskrise" werde nicht von alleine aufhören, sagte der Pontifex in Dublin.

Nur zwei Bäder für über 140 Menschen

Die in Catania festsitzenden Migranten waren bereits am 16. August im Mittelmeer von der italienischen Küstenwache aufgenommen worden. Kurz nach der Rettung wurden 13 Migranten zur medizinischen Versorgung nach Lampedusa gebracht. Seit Montag liegt das Schiff in dem sizilianischen Hafen. Mittwochabend durften 27 Minderjährige von Bord gehen.


Schon vor Bekanntwerden der Tuberkulose-Verdachtsfälle hatten Medien über bedenkliche hygienische Zustände auf dem Schiff berichtet. Demzufolge gibt es nur zwei Bäder für die Vielzahl an Menschen.

Tuberkulose ist dem Robert Koch Institut zufolge auch heute noch weltweit die bakterielle Infektionskrankheit, die am häufigsten zum Tode führt - und das, obwohl sie behandelbar ist. Ansteckend sind Menschen, bei denen der Krankheitsherd Anschluss an die Luftwege hat. Bakterien werden dann durch Husten und Niesen freigesetzt.

Verwendete Quellen
  • dpa
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