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Afghanistan: Die Angst vor einem Ende der Rettungsaktionen wächst


"Bitte nehmt uns mit"
Die Angst vor einem Ende der Rettungsaktionen wächst

Von afp
23.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Dramatische Bilder aus Kabul: Am Samstag kamen mehrere Menschen im Gedränge am Flughafen ums Leben. (Quelle: Glomex)
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In Afghanistan herrscht Verzweiflung. Es bleiben nur noch wenige Tage, bis die Rettungsaktionen am Kabuler Flughafen enden sollen. Um evakuiert zu werden, lassen die Menschen nichts unversucht.

Verzweifelte Familien, von Soldaten abgewiesene Ortskräfte und Tote in der Menschenmenge vor den Toren des Airports: Die Situation am Flughafen von Kabul wird immer dramatischer. Es werde weiter daran gearbeitet, so viele Schutzbedürftige "wie möglich" aus Afghanistan zu retten, versicherte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Wochenende. Doch den Nato-Staaten läuft bei ihren Rettungsaktionen die Zeit davon.

Nur noch wenige Tage – dann soll am 31. August die US-Evakuierungsmission am Kabuler Flughafen nach bisherigem Stand enden. Und ein Abzug der USA, das machten am Wochenende Brüssel und London unmissverständlich klar, würde ein Ende auch aller anderen westlichen Rettungsaktionen bedeuten. "Wenn die Amerikaner am 31. August abziehen, haben die Europäer nicht die militärische Kapazität, den Militärflughafen zu besetzen und zu sichern, und die Taliban werden die Kontrolle übernehmen", warnte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Angst vor Schreckensherrschaft

Die Aussicht auf ein baldiges Ende der westlichen Rettungsaktionen und eine neue Schreckensherrschaft der radikalislamischen Taliban versetzt zahlreiche Afghanen in Panik. "Ich wusste, dass mein Leben in Afghanistan mit dem Tag vorbei sein würde, an dem die Taliban kommen", sagte eine junge Frau in einem Hotel im Zentrum von Kabul, vor dem am Sonntag ein Konvoi mit Medienschaffenden, Wissenschaftlern und Ortskräften zum Flughafen startete. "Unter ihrer Herrschaft zu leben würde bedeuten, all meine Ambitionen zu begraben."

Ein Journalist, der in dem Konvoi zum Flughafen gebracht wurde, beschrieb dramatische Szenen in der Stadt. Um den Bus habe sich eine riesige Menschentraube gebildet. "Sie haben uns ihre Pässe gezeigt und gerufen: 'Nehmt uns mit, bitte nehmt uns mit'."

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Ein Mann sei mit seiner Frau und seinem Kind an sein Fenster gekommen und habe seinen Reisepass hochgehalten, berichtet der Journalist weiter. "Ich habe ein britisches Visum, komme aber nicht rein", habe der Mann gerufen. Nach Angaben von Insassen des Konvois gab ein Taliban-Kämpfer Schüsse in die Luft ab, um die Menschen auseinanderzutreiben.

Verstörende Bilder am Flughafen

Verstörende Aufnahmen von der Situation im unmittelbaren Umfeld des Kabuler Flughafens veröffentlichte derweil der britische Sender Sky News. Auf den Videos sind mindestens drei in weiße Planen gehüllte Leichen zu sehen. Angesichts der Lage seien die Todesfälle "unausweichlich", sagte Sky-Reporter Stuart Ramsay, der sich am Kabuler Flughafen befindet. Menschen würden in der Masse vor dem Flughafen "erdrückt". Außerdem seien viele Menschen "dehydriert" und hätten "große Angst".

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums starben mindestens sieben Menschen in der Menge vor dem Kabuler Flughafen. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, beschreiben die Lage vor Ort als extrem gefährlich. Berichten zufolge werden ausreisewillige Afghanen immer wieder von Taliban-Kämpfern misshandelt oder sogar festgenommen. Einem US-Regierungsvertreter zufolge werden auch Anschläge der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) befürchtet.

Hadschi Hamid, der es mit seiner Frau und seinen vier Kindern am Sonntag zum Flughafen schaffte, berichtet von der völligen Erschöpfung seiner Familie. "Meine Kinder weinen, weil sie keine Kraft mehr haben, aber ich sage ihnen, dass sie noch ein bisschen durchhalten müssen, bevor der Flug kommt und wir gerettet werden." Würde sie in Afghanistan bleiben, würde seine Familie permanent von "Tod und Unterdrückung verfolgt", sagte Hamid. Seinen Kindern sage er: "Eines Tages werdet ihr mir danken."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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