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Russische Söldnertruppe: Aussteiger packt über die "Wagner Gruppe" aus


Russische Söldnertruppe
Aussteiger packt über die "Wagner Gruppe" aus


Aktualisiert am 11.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein russischer Soldat hisst in Syrien die Landesflagge: "Die Erfolge in Syrien waren hauptsächlich den Opfern der Söldner geschuldet". (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Ein russischer Soldat hisst in Syrien die Landesflagge: "Die Erfolge in Syrien waren hauptsächlich den Opfern der Söldner geschuldet." (Symbolfoto) (Quelle: Andrei Gryaznov/imago-images-bilder)

Marat Gabidullin hat drei Jahre lang mit der russischen Söldnertruppe "Wagner" in Syrien gekämpft. Jetzt berichtet er in einem Buch über seine Erfahrungen – und fürchtet die Rache des Kreml.

Ukraine, Syrien, Libyen, Mali: Wo immer Russland in den vergangenen Jahren militärisch eingegriffen hat, war die "Wagner Gruppe" nicht weit. Offiziell existiert die 2014 gegründete Söldnertruppe gar nicht, denn private Kampfgruppen sind in Russland illegal. Umso schwieriger ist es, Informationen über das Innenleben und die Einsätze der Gruppe zu erhalten. Doch jetzt berichtet der Aussteiger Marat Gabidullin in einem Buch über seine Erfahrungen bei "Wagner".

Der frühere Leibwächter und Veteran der russischen Luftwaffe stieß nach eigenen Angaben 2015 zu der damals noch völlig unbekannten Truppe, die zur Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine gegründet wurde. Gabidullins erster Einsatz führte ihn nach Syrien, wo der Kreml Machthaber Baschar al-Assad im Bürgerkrieg unterstützte. Schon bald befehligte Gabidullin eine von fünf "Wagner"-Einheiten in Syrien, berichtet er dem "Guardian".

Offiziell existiert die "Wagner Gruppe" in Russland nicht

"Die Erfolge der russischen Armee in Syrien waren hauptsächlich den Opfern der Söldner geschuldet, aber die Militärführung ignoriert das und der Öffentlichkeit ist es kaum bekannt", sagt der 55-Jährige der Zeitung. Mit seinem kürzlich veröffentlichten Buch "Zweimal im selben Fluss" will Gabidullin das Thema "aus dem Schatten holen", wie er sagt. "In Russland reden wir nicht gerne über die Söldner, weil sie nicht zur offiziellen Linie passen. Aber wir sind kein Grund zur Scham, wir haben Fähigkeiten, die die Armee nicht hat."

Tatsächlich existiert das Unternehmen offiziell nicht. Es gibt keinen Eintrag im Handelsregister, keine Steuerbelege und keine Angaben zur inneren Organisation. Westliche Fachleute gehen davon aus, dass die Firma von "Putins Chefkoch" Jewgeni Prigoschin gegründet wurde. Der schwerreiche Gastronom, der auf westlichen Sanktionslisten steht, bestreitet jegliches Wissen über die "Wagner Gruppe", ebenso wie der Kremlchef selbst.

Marat Gabidullin: "Die Ukraine ist unser Bruder"

Das dürfte am zweifelhaften Ruf der Truppe liegen, aber auch an den Opfern, die sie auf dem Gewissen hat. So berichtet Marat Gabidullin von Plünderungen seiner Mitkämpfer, von Fehltritten seiner Befehlshaber und nicht zuletzt von einem folgenreichen US-Luftangriff nahe der Stadt Khasham im Februar 2018. Der Angriff im Osten Syriens galt Truppen von Baschar al-Assad, soll jedoch auch etwa 200 russische Kämpfer getötet haben. "Wir hätten dort gar nicht sein sollen", bestätigt Gabidullin die Berichte von damals. "Da hat unsere Führung komplett versagt und die Amerikaner wussten genau, wo wir waren."

An späteren Einsätzen der "Wagner Gruppe" in Libyen und Mali war Gabidullin nach eigenen Angaben nicht mehr beteiligt. Doch auch er hat gehört, dass zuletzt Angehörige der Truppe aus Westafrika in die Ukraine verlegt wurden, wie das Magazin "Daily Beast" berichtete. Eine mögliche russische Invasion hält Gabidullin für fatal: "Ich glaube, ein Krieg mit der Ukraine würde für Russland im totalen Desaster enden. Die Ukraine ist unser Bruder."

Dass Gabidullin sein Buch in Putins Russland überhaupt veröffentlichen konnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Nach einem ersten Anlauf im Jahr 2020 bekam der Ex-Söldner "Druck von bestimmten Leuten" und machte einen Rückzieher. Dann habe er einen mutigen Verleger in Jekaterinburg gefunden, fernab vom "allsehenden Auge in Moskau", sagte er dem Magazin "Meduza". Eine französische Ausgabe sei ebenfalls schon geplant. "Ich gehe davon aus, dass Prigoschin versuchen wird, mich zu diskreditieren. Es ist auf jeden Fall ein Drahtseilakt."

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