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Chinas Strafzölle: Farmer könnten Donald Trump die Kongresswahlen kosten


Chinas Agrar-Strafzölle
Farmer könnten Trump die Kongresswahlen kosten

ap, Nick Geranios, Steve Peoples, Steve Karnowski

Aktualisiert am 07.04.2018Lesedauer: 4 Min.
US-Präsident Donald Trump: Die chinesischen Strafzölle schaden vor allem den Bundesstaaten, die den Republikanern die Stange hielten.Vergrößern des BildesUS-Präsident Donald Trump: Die chinesischen Strafzölle schaden vor allem den Bundesstaaten, die den Republikanern die Stange hielten. (Quelle: Susan Walsh/ap-bilder)
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Als Reaktion auf die US-amerikanischen Strafzölle nimmt China nun Agrarprodukte ins Visier. Das trifft vor allem die US-Staaten, denen Trump seinen Wahlsieg zu verdanken hat.

Gary Bailey ist fest überzeugt, dass es Peking auf Leute wie ihn abgesehen hat. Der Farmer baut im Osten des Staates Washington Weizen an. Und die chinesischen "Gegenzölle" dürften seine Gewinnspanne deutlich schmälern. Denn kaum eine Branche in den USA ist so sehr vom Export nach China abhängig wie die Landwirtschaft.

"Eine Strategie, die funktioniert"

Bis zur Kongresswahl im November könnte die aggressive Handelspolitik von Donald Trump daher noch manchen treuen Republikaner ins Grübeln bringen. "Es ist eine Strategie, die funktioniert", sagt Bailey.

Wenn die Farmer beunruhigt sind, muss sich auch die Partei des Präsidenten Sorgen machen. Der Ausgang der Wahl in sieben Monaten könnte ganz wesentlich von der Stimmung in den ländlichen Kleinstädten abhängen. Bisher waren die Mehrheiten der Republikaner dort selten in Gefahr. Der von Trump mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium losgetretene Handelsstreit könnte die Karten nun aber neu mischen.

Republikaner müssen auf einmal zittern

Von Kalifornien und Washington am Pazifik bis Missouri, Indiana und Ohio im Mittleren Westen: In etlichen Staaten müssen die Kandidaten der Republikaner für Senat und Repräsentantenhaus auf einmal zittern. Denn viele Wähler werden ihre Entscheidung nicht nur davon abhängig machen, wie sie die bisherige Politik von Trump bewerten – sondern auch davon, was bei ihnen im Portemonnaie ankommt. Beim ersten Punkt mag es verschiedene Sichtweisen geben. Beim zweiten hingegen lässt sich im Zweifel nichts schönreden.

Bei schwankenden Preisen sei es extrem schwierig, profitabel zu wirtschaften, sagt der Sojabohnen-Farmer Bill Gordon aus Minnesota. Der Bundesstaat zählt zu den wichtigsten Agrar-Exporteuren der USA. Und ein Großteil der Erzeugnisse aus Minnesota geht nach China. Wütend ist Gordon nach eigenen Angaben nicht, enttäuscht aber schon. Bei der Präsidentschaftswahl habe er für Trump gestimmt, wen er im Herbst unterstützen werde, wisse er noch nicht. "Ich wähle diejenigen, die das ländliche Amerika repräsentieren", sagt er. "Ich bin nicht auf eine Partei festgelegt."

Sojabohnen, Weizen und Mais im Visier

Nachdem Trump zu Beginn der Woche Strafzölle auf Importwaren im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatte, ließ die Retourkutsche aus Peking nicht lange auf sich warten. China droht mit Zöllen in gleicher Höhe, aber auf andere Produkte – unter anderem auf Sojabohnen, Weizen und Mais. Am Beispiel von Sojabohnen zeigt sich vielleicht am deutlichsten, welch großen Schaden Trump seiner Partei mit dem Handelsstreit zufügen könnte.

Der Schwerpunkt des Soja-Anbaus liegt im Mittleren Westen. Mehr als die Hälfte der US-Produktion stammt aus den Staaten Illinois, Iowa, Minnesota, Nebraska, Indiana und Missouri. Und mehr als 60 Prozent der Soja-Exporte ging in den vergangenen Jahren nach China. In 89 Prozent der Bezirke, in denen der Anbau von Sojabohnen eine wichtige Rolle spielt, erzielte Trump bei der Wahl 2016 eine Mehrheit, wie eine Auswertung von Daten des Landwirtschaftsministeriums sowie der nach Regionen aufgeschlüsselten Wahlergebnisse ergab. Im Durchschnitt erhielt Trump in diesen Bezirken sogar zwei Drittel aller Stimmen.

Erste Kandiatin stellt sich gegen Trump

Die Kandidaten, die im Herbst in diesen Regionen antreten, stecken nun in der Zwickmühle. Sie können sich im Handelsstreit mit China nicht offen gegen ihren Präsidenten stellen, müssen aber gleichzeitig die Belange ihrer Wähler vor Ort berücksichtigen. Im Osten des Staates Washington wurde Cathy McMorris Rodgers seit 2005 jedes Mal ins Repräsentantenhaus gewählt. Diesmal sah es für die Republikanerin ohnehin schon nach einem ungewöhnlich engen Rennen aus. Vor einigen Tagen forderte sie das Weiße Haus daher zu einem "Kurswechsel" gegenüber China auf.

Insgesamt könnten in den USA laut einer Schätzung der Brookings Institution etwa 2,1 Millionen Jobs durch den Handelsstreit in Gefahr geraten - die meisten davon in Bezirken, in denen Trump zuletzt gewonnen hatte. "Die Landwirtschaft steckt in einer Art Krise", sagt Bob Worth, der mit seinem Sohn in Minnesota auf knapp 900 Hektar Sojabohnen, Mais und Sommerweizen anbaut. Der Farmer spricht zwar überwiegend positiv über Trump. Doch auch er hat inzwischen Zweifel. "Ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, wie sehr er der Landwirtschaft schadet", sagt Worth.

Nach Einschätzung des Getreidehändlers Matt Aultman aus Ohio wird in den landwirtschaftlichen Betrieben derzeit sehr genau beobachtet, was in Washington passiert. Farmer würden sich vor allem für zwei Dinge interessieren: Preise und das Wetter. Ein Handelsstreit, der zu höheren Preisen führe, lasse sie daher nicht kalt. "Es hat direkten Einfluss auf unsere Einnahmen sowie darauf, wie wir für die nächsten Jahre planen", sagt Aultman. "Werden wir dieses Jahr alle unsere Rechnungen zahlen? Können wir uns neue Ausrüstung leisten? Werden wir unseren Kindern neue Schuhe kaufen?"

Der Republikaner Jeff Denham, der im Repräsentantenhaus in Washington das landwirtschaftlich geprägte Zentralkalifornien vertritt, hat das Thema in den vergangenen Tagen komplett gemieden. Sein demokratischer Gegner Michael Eggman sagt, die Handelspolitik des Präsidenten werde die Region erschüttern. "Wir alle wissen doch, wie schwer es die kleinen Familienbetriebe ohnehin schon haben. Trump macht es ihnen nicht gerade einfacher", sagt er.

Verwendete Quellen
  • AP
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