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Neuer US-Botschafter in Berlin: Trumps Hardliner in Berlin


Neuer US-Botschafter
Trumps Hardliner in Berlin

Von t-online, jmt

08.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Ein außenpolitischer Falke in Berlin: Richard Grenell ist der neue US-Botschafter in Berlin – er ist einer der frühesten Unterstützer des US-Präsidenten.Vergrößern des BildesEin außenpolitischer Falke in Berlin: Richard Grenell ist der neue US-Botschafter in Berlin – er ist einer der frühesten Unterstützer des US-Präsidenten. (Quelle: Richard Drew/ap-bilder)
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Erst heute tritt Richard Grenell seinen Posten als neuer US-Botschafter in Berlin an – und schon kracht es. Trumps enger Vertrauter ist als außenpolitischer Falke bekannt.

US-Präsident schickt einen engen Vertrauten als neuen US-Botschafter nach Deutschland. Washingtons Chef-Lobbyist ist ab sofort Richard Grenell: 51 Jahre alt, tief religiös und außenpolitischer Hardliner. Von Deutschland fordert er eine stärkere Bündnissolidarität bis hin zu militärischem Engagement. An den Raketenangriffen der Briten, Franzosen und US-Amerikaner auf Syrien hätte sich Deutschland beteiligen sollen, twitterte er vor Kurzem. Eine Position, die ihm zum Antritt nicht nur Freunde in der deutschen Politik beschert.

Twitter birgt Konfliktpotenzial

Überhaupt teilt er mit Trump nicht nur die außenpolitischen Positionen, sondern auch seine Vorliebe für den Kurznachrichtendienst Twitter. Der meinungsstarke Grenell eckt dort oft an: mit seinen pro-israelischen Äußerungen, mit seinen irankritischen Äußerungen – und auch mit seinen Äußerungen über verfeindete Demokratinnen.

Über Hillary Clinton hatte er geschrieben, sie beginne wie Madeleine Albright auszusehen. Einer linksliberalen Journalistin empfahl er "Luft zu holen und sich eine Halskette umzulegen". Wegen der Äußerungen stand auch der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit im Raum. Demokraten im US-Senat hatten seine Ernennung deswegen lange Zeit blockiert. "Wird er diese Dinge auch tun, wenn er bestätigt ist und nach Deutschland geht? Wird er über seinen Twitter-Account die weibliche Kanzlerin von Deutschland beleidigen? Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht", sagte Senator Bob Menendez im Plenum.

Russland im Wahlkampf? "Aufgeblasen"

Bedenken gegen Grenell gab es auch deshalb, weil er die Affäre um mutmaßliche russische Einmischungen in den US-Wahlkampf als aufgeblasen bezeichnete. Eine Sprecherin von Oppositionssenator Jeff Merkley erklärte nach Angaben des Senders CNN, Grenells Äußerungen zu der Affäre seien "doppelt besorgniserregend, weil Deutschland einer unserer engsten und wichtigen Verbündeten bei der Zurückdrängung der russischen Aggression auf der Weltbühne ist".

Trotz den oft polarisierenden Meinungen des ehemaligen PR-Beraters und Kommentators für den konservativen Nachrichtensender Fox News: An der beträchtlichen diplomatischen Erfahrung Grenells zweifelt kaum jemand. Als Sprecher der US-Delegation bei den Vereinten Nationen sammelte er unter dem heutigen US-Sicherheitsberater John Bolton Erfahrung auf internationaler Ebene – und arbeitete häufig mit deutschen Diplomaten zusammen, etwa bei UN-Sanktionen gegen den Iran. Er erlebte die Deutschen aber auch als Kontrahenten, vor allem im Streit um die US-Invasion im Irak.

Kein Klischee-Konservativer

Und trotz einiger Vorbehalte in deutschen politischen Lagern: ein Klischee-Konservativer ist Grenell nicht. Er lebt offen schwul und tritt für die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare ein – trotz seiner festen evangelikalen Überzeugungen, die noch aus seinem Elternhaus im US-Bundesstaat Michigan stammen. Offen hat er vielfach über seinen christlichen Glauben gesprochen und seine inneren Konflikte, mit denen er rang, bevor er 1999 seine Homosexualität öffentlich machte. Sein Einsatz für die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare führte auch zum Bruch mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, den er eine Zeit lang als Berater unterstützte. Seine Überzeugungen, so sah es aus, ließ er sich nicht nehmen.

Das lässt hoffen – auf Twitter würdigt Grenell die "unzerbrechliche Verbindung" der USA zu Europa. Ist er der Mann, der trotz seiner Meinungsstärke das deutsch-amerikanische Verhältnis wieder in seichtere Bahnen führen kann. Er wird es schwer haben. Schon zum Antritt in Berlin schlug ihm heftig Kritik entgegen. Deutschland brauche "keine Ratschläge" bezüglich seines internationalen Engagements, kommentierte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Niels Schmid, Grenells Einlassungen zu den Syrien-Schlägen. Omid Nouripour von den Grünen mahnte, Grenell solle nicht als "Trumps Stellvertreter auf Erden" auftreten.

Es bleibt abzuwarten, ob Grenell als neuer Chef-Diplomat auf derlei Provokationen auf Twitter reagieren wird. Dann hätten sich die Befürchtungen der US-Demokraten bestätigt.

Verwendete Quellen
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