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Joe Bidens Sicherheitschef David Cho wird als chinesischer Spion verleumdet


Auch unter Trump gedient
Bidens Sicherheitschef wird als Spion Chinas verleumdet

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 28.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Joe Biden schaut der Amtseinführung entgegen, David Cho schaut sich um: Das neue Präsidentenpaar mit dem neuen Chef der Leibgarde. Um Biden verächtlich zu machen, wird der Personenschützer von radikalen Trump-Unterstützern und rechten Hetzern zum chinesischen Dompteur des Präsidenten erklärt.Vergrößern des Bildes
Joe Biden schaut der Amtseinführung entgegen, David Cho schaut sich um: Das neue Präsidentenpaar mit dem neuen Chef der Leibgarde. Um Biden als verachtenswert darzustellen, wird der Personenschützer von radikalen Trump-Unterstützern und rechten Hetzern zum chinesischen Dompteur des Präsidenten erklärt. (Quelle: Jose Luis Magana/ap-bilder)

Keine Verschwörungserfindung ist zu absurd: Der Chef von Joe Bidens Leibgarde hat koreanische Wurzeln, ist hochdekoriert und diente schon Trump. Dennoch halten viele ihn für einen chinesischen Spion.

Ein Bild von der Amtseinführung Joe Bidens mit einem hochrangigen Geheimdienstmitarbeiter löst auch Tage später noch Diskussionen in Kanälen und Gruppen von QAnons und Verschwörungsmythologen aus: Ganz offen soll ein "chinesischer Aufpasser" in direkter Nähe des neuen Präsidenten platziert worden sein. Das passt ins Bild von Menschen, die das Coronavirus auch "CCP-Virus" nennen – das Virus der kommunistischen chinesischen Partei –, die in Biden eine Marionette Chinas sehen – und die mit Rassismus keine Probleme haben. Doch wer ist der Mann?

Prominent bei der Amtseinführung zu sehen

Selbst wenn der Mann hinter Joe Biden chinesische Wurzeln hätte: Den haben fast 5 Millionen US-Amerikaner und sie sind vielfach patriotische US-Bürger. Doch David Cho, Leiter der Geheimdienst-Sondereinheit zum Schutz von Joe Biden, hat nicht nur keine chinesischen Wurzeln, sondern koreanische: Ihm hat auch bereits Donald Trump seine Sicherheit anvertraut.

Bei der Amtseinführung von Biden war David Cho vielfach im Bild, direkt hinter dem neuen Präsidenten. An seinem Anzug war ein Pin, und der lieferte Trump-Unterstützern, die an die große Verschwörung glauben, sofort neues Futter. Ein Parteiabzeichen von Chinas kommunistischer Partei wollten sie darin gesehen haben – aus der Szene wurde "Biden und der gelbe chinesische Handler", und Handler meint hier übersetzt so etwas wie Dompteur.

Der britische Publizist Arieh Kovler, der den Sturm aufs Kapitol vorausgesagt hatte, hält solche Sprüche nicht für "Scherze": "Viele von denen meinen das so." Kovler recherchiert intensiv in den Kreisen der fanatischen Trump-Anhänger und der QAnon-Szene, die an einen großen Plan mit Trump als Retter von vermeintlichen satanistischen globalen Eliten glaubte.

Geraune über den "Chinesen"

Derartige Postings über den "China-Dompteur" teilten etwa auch Pegida-Gründer Lutz Bachmann oder Oliver Janich, auf den Philippinen lebender früherer Journalist mit 170.000 Telegram-Abonnenten und lange Einflüsterer für viele Anhänger der deutschen QAnon-Szene,

Ein in der Schweiz sitzendes rechtspopulistisches Medium postete dann am Montag noch eine Sammlung von Bildern der beiden. Raunender Kommentar dazu, obwohl längst bekannt, war die Spekulation, wer Cho ist: "Woher hat Biden eigentlich einen Chinesen stets in nächster Nähe?" Es sei aufschlussreich, wen Biden in seinen Stab geholt hat. "Dass das nicht gerade Patrioten sind, ist da noch deutlich untertrieben."

Geehrt für Vorbereitung des Kim-Gipfels

Trumps damaliger Heimatschutzminister Kevin McAleenan sah das im November 2019 ganz anders: Vor Hunderten Gästen ehrte er David Cho nach 16 Jahren Geheimdienst-Zugehörigkeit mit der Medaille des Dienstes für außergewöhnliche Verdienste in Gold.

Privat ist wenig bekannt über Cho, nicht einmal sein Alter. Seit 18 Jahren ist er im Dienst des Secret Service und kann das entsprechende Abzeichen tragen. Das ist es nämlich, was auf dem Foto von der Amtseinführung zu sehen ist. Ein vergleichbares Abzeichen gibt es in Großaufnahme von einem Begleiter von Hillary Clinton beim Besuch in Berlin im Februar 2020 bei der Berlinale. Der Schriftzug darauf: "Justice, duty, courage, honesty, loyalty". Der Geheimdienst erklärt Gerechtigkeit, Pflicht, Mut, Ehrlichkeit und Loyalität zu Kernprinzipien, für die die fünf Punkte an den Zacken des Sterns stehen sollen.

Oft an der Seite von Trump

Als Cho vom Heimatschutzminister geehrt wurde, war er bereits der stellvertretende Leiter der Sondereinheit zum Schutz des Präsidenten – und er war für die Sicherheit bei Trumps vielleicht spektakulärster Reise verantwortlich: Cho organisierte die Schutzvorkehrungen beim Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Singapur, der ersten Begegnung zwischen einem US-Präsidenten und einem nordkoreanischen Staatsführer.

Zuständigkeitsbereich von Cho war ansonsten vor allem die Sicherheit des Präsidenten im Weißen Haus. So gibt es etwa Fotos, die ihn zu Ostern 2018 im Garten beim traditionellen Eierrrollen zeigen. Er begleitete Trump durch die Amtszeit. Er ist auch auf Bildern von einem der letzten sehr öffentlichkeitswirksamen Auftritten Trumps zu sehen, im November auf dem Soldatenfriedhof Arlington. Aufsehen hatte erregt, dass Melania Trump dort an der Seite und unter dem Schirm eines Offiziers lief.

Nun ist Cho regelmäßig an der Seite von Biden unterwegs, er soll Chef von Bidens Personenschützern werden, berichtete die "Washington Post". Als Vize-Präsident unter Barack Obama hatte Biden ein eigenes Sicherheitsteam, US-Vizepräsidenten erhalten dauernden Schutz vom Secret Service, aber nur noch ein halbes Jahr nach dem Ausscheiden. Dem Bericht der "Washington Times" zufolge werden aber auch einige der früheren Leibwächter in das Team der Personenschützer des Präsidenten aufgenommen, einige bisherige Trump-Bodyguards bekommen dafür neue Aufgaben. Sie waren auch damit aufgefallen, dass sie dazu aufgefordert hatten, keine Masken zu tragen.

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