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Comeback-Show des Ex-Präsidenten: Donald Trump hat eine neue Masche


Comeback-Show des Ex-Präsidenten
Donald Trump hat eine neue Masche


Aktualisiert am 01.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Erster Auftritt nach Wahlniederlage: Trump gibt Pläne zu seiner Zukunft preis und gibt Hinweis auf mögliche Kandidatur. (Quelle: reuters)

Donald Trump tritt wieder ins Rampenlicht. Beim ersten Auftritt als Ex-Präsident macht er klar: Er duldet keinen Widerspruch in seiner Partei. Schon zeigt sich, mit welchem Spiel er die Aufmerksamkeit binden will.

Und auf einmal schien alles wie früher. Er betrat mit großer Verspätung die Bühne (siebzig Minuten), trabte zu seinem altbekannten Einmarschlied ("God Bless the USA") hin und her, und dann begann der Tsunami aus den Verzerrungen und Unwahrheiten ("Die Demokraten haben die Wahl verloren"), den seine Fans so lieben.

Donald J. Trump ist wieder da. Zumindest wollte er diesen Umstand groß inszenieren. "Ich werde weiterhin direkt an Eurer Seite kämpfen", versicherte er in Orlando dem Rechtsaußen-Flügel der Republikaner, der sich dort zum jährlichen Treffen versammelt hatte. Doch auch der ohrenbetäubende Jubel seiner treuen Anhänger auf der CPAC-Konferenz konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass nun manches anders ist als zu seiner Zeit als Präsident.

Donald Trump nutzte seinen ersten großen Auftritt seit dem Abschied aus dem Weißen Haus, um unmissverständlich seinen Machtanspruch zu erheben. Ohne mich wird bei den Republikanern gar nichts gehen, lautete seine sinngemäße Botschaft. Zugleich offenbarte er seine künftige Masche, mit der er die Aufmerksamkeit an sich binden will.

"Du hast gewonnen! Du hast gewonnen!"

Trumps Auftritt an sich war bereits ungewöhnlich, denn üblicherweise taucht ein aus dem Amt geschiedener US-Präsident erst einmal monatelang ab, um seinem Nachfolger Raum zu geben. Doch Trump, der Ex-Präsident, hält es wie zuvor Trump, der Präsident: Er verstößt mit Genuss gegen die Konventionen.

Trump keilte gegen seinen Nachfolger Joe Biden mit Übertreibung und Giftigkeit, wie man es von ihm kennt: Biden habe den "desaströsten ersten Monat aller Präsidenten der neueren Geschichte" hingelegt, behauptete Trump. Er lasse gefährliche Einwanderer ins Land und verhindere die Wiederöffnung von Schulen.

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Obwohl Trumps eigene Berater ihn gedrängt hatten, nicht weiter die Lüge von der vermeintlich gestohlenen Präsidentschaftswahl zu verbreiten, tat der genau dies: Immer wieder kam er auf eine vermeintlich "manipulierte Wahl" zu sprechen, die eigentlich er gewonnen habe. Das Publikum skandierte zurück: "Du hast gewonnen! Du hast gewonnen!"

Aufstand ist vorerst verpufft

Das war das übliche Theater, das verhindern wird, dass sich die Republikaner mit den Gründen für die Niederlage auseinandersetzen werden. Strategisch sollte der Auftritt noch zwei andere Dinge bewerkstelligen.

Zum einen machte Trump klar, dass er die Republikaner anführen werde und Gegner aus der Partei vertreiben wolle. "Ich gründe keine neue Partei", sagte Trump bereits nach wenigen Minuten. In Washington wurde seit Wochen spekuliert, ob der Präsident zu diesem Schritt greifen würde. Doch warum sollte er? Seine Truppen geben in der Republikanischen Partei weiterhin den Ton an.

Der kleine Aufstand, der nach dem von Trump angefachten Sturm auf das Kapitol ausgebrochen war, ist vorerst verpufft. Die Namen jener Parteifreunde, die mit ihm im Impeachment-Verfahren gebrochen hatten, wurden von Trump einzeln verlesen. Das zeigte: Dem Ex-Präsidenten ist nach Rache zumute. "Lasst uns sie alle loswerden", sagte er über seine Gegner.

Der Flirt mit 2024

Mitch McConnell, der mächtige Anführer im Senat, der vor zwei Wochen noch dramatisch mit dem Ex-Präsidenten gebrochen hatte und dann zum Ziel einer heftigen Attacke Trumps wurde, gab schon zu Beginn der CPAC-Konferenz zu Protokoll, er würde Trump "absolut" unterstützten, falls der erneut Präsidentschaftskandidat würde.

Interessieren Sie sich für die US-Politik? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt einen Newsletter über seine Eindrücke aus den USA und den Machtwechsel von Donald Trump zu Joe Biden. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Trump spielte bei seinem Auftritt immer wieder damit, dass er 2024 noch einmal antreten könnte. Das hatte er zuvor bereits hier und da getan, doch die Rede zeigte, wie Trump den Flirt mit einer neuen Kandidatur einsetzen will: als Spannungsbogen für seine nächste Erzählung.

Er könne sich vielleicht entschließen, noch einmal anzutreten, sagte er eingangs. Und gegen Ende sagte er voraus, dass 2024 wieder ein republikanischer Präsident ins Weiße Haus einziehen würde: "Wer wird das wohl sein?", so Trump.

Sender entziehen Trump die Bühne

Dies ist ein typischer Kniff Trumps, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Er wird ihn künftig bei der Frage, ob er nun noch einmal antritt oder nicht, ausgiebig anwenden. Das ist gewissermaßen auch nötig: Denn so sehr Trump die Aufmerksamkeit am Sonntag genoss, er weiß, dass sie außerhalb seines ihm treu ergebenen Kosmos sinkt. Während Fox News sowie die Nischensender Newsmax und OAN die Rede live übertrugen, boten die größeren Nachrichtensender CNN und MSNBC Trump keine Bühne.

Und selbst unter seinen treuesten Anhängern halten nicht alle eine erneute Kandidatur für eine gute Idee. Zwei Umfragen, die direkt vor Trumps Auftritt vor Ort durchgeführt wurden, verdeutlichen das: 97 Prozent der Anwesenden gaben an, sie stimmten mit Trump überein.

Doch nur 68 Prozent gaben an, dass er noch einmal antreten solle. Das war im Saal zwar die klare Mehrheit, doch selbst unter den Hardcore-Fans hält ein Drittel eine neue Kandidatur offenkundig für keine gute Idee. So wie sich Trump selbst in Bezug auf 2024 alles offenhält, so tun es viele seiner Anhänger eben auch.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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