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Auftakt zur Bundestagswahl: "Annalena, geh du voran!"


Kanzlerkandidatin Baerbock
Jung, intelligent und beherrscht

  • Gerhad Spörl
MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 19.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Historisch: Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen – und skizziert, was ihr Motiv ist. (Quelle: t-online)

Die Grünen tun so, als sei es selbstverständlich, dass sie eine Kanzlerkandidatin ausrufen. Recht haben sie und mit Annalena Baerbock stehen die Aussichten am 26. September gut.

Da alles so ruhig und wie selbstverständlich verlief, könnte man leicht übersehen, dass die Grünen heute Geschichte geschrieben haben. Erstmals nominieren sie jemanden aus ihrer Reihe für das Kanzleramt. Erstmals haben sie, von heute aus gesehen, sogar Aussichten darauf, dass Annalena Baerbock Nachfolgerin von Angela Merkel wird. Erstmals haben sie die Chance, eine Regierung zu bilden.

Der Kellner wird zum Koch. Die Grünen sind, wenn nicht Grundstürzendes bis zum 26. September passiert, in der besten aller Lagen. An ihnen führt dann wohl kein Weg vorbei. Selbst wenn sie nicht die stärkste Fraktion stellen sollten, bleiben sie die Königsmacher. Aller Voraussicht nach können sie sich aussuchen, mit wem sie eine Koalition bilden wollen. Voraussetzung dafür bleibt, dass sie gehörig über 20 Prozent liegen, sagen wir bei 23/24. Dann geht nichts an ihnen vorbei. Dann können sie sich aussuchen, ob sie mit der Union regieren oder besser mit SPD und FDP.

CDU/CSU läuft aus dem Ruder

Was für eine Ironie der Geschichte: Die Grünen als staatstragende Partei, deren Wahlkampfslogan lauten könnte: Wir wollen wieder stolz sein auf unser Land. Sie gebärden sich als Garanten politischer Stabilität im Lande, während CDU/CSU, eigentlich die Inkarnation der Berechenbarkeit, aus dem Ruder läuft. So machtversessen, wie sie üblicherweise ist, so machtvergessen führen sich ihre Spitzenleute derzeit auf. Darin liegt das Verdienst der Herren Laschet und Söder, die sich einen Zweikampf liefern, was natürlich demokratisch in Ordnung ist, aber destruktiv ausfällt, weil sie vergessen haben, Regeln für die Auswahl der Nummer Eins aufzustellen. Hätten sie mal besser von den Grünen gelernt.

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So zieht sich das Duell hin. Die Herren Laschet und Söder fliegen in Berlin ein, reden stundenlang miteinander, fliegen ergebnislos wieder weg. Notorisch zweitrangige Gremien wie Frauenunion oder Kreisvorsitzende geraten mit ihren Bedenken und Vorlieben in die Schlagzeilen, da das Zentrum brach liegt. Die Welt, soweit Berlin die Welt ist, steht auf dem Kopf.

Baerbock besitzt Willensstärke

Annalena Baerbock also. Keine Überraschung. Jung, intelligent und beherrscht. Schnell im Kopf und stark im Lernen. Kompetent und zielstrebig. In den vergangenen Monaten hat sie sich mit Wissen vollgesaugt, vorzugsweise in der Außenpolitik. Vermutlich ahnt sie, was in den nächsten Wochen auf sie zukommen wird. Die Journalisten, die sie halb amüsiert, halb respektvoll, jedenfalls wohlwollend beschrieben und begleitet haben, dürften sie ab jetzt weniger freundlich auf Schwächen abklopfen, wobei ihr Mangel an Verwaltungs- und Regierungserfahrung an erster Stelle stehen werden.

Ist ja auch so. Joschka Fischer war vorher Landesminister gewesen, ähnlich wie Robert Habeck besaß er eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Apparaten. Annalena Baerbock besitzt Willensstärke wie die beiden, mindestens genauso viel Selbstvertrauen wie sie. Ja, sie fängt von vorne an und das ausgerechnet in einer Bundesregierung, wenn es im September so kommt, wie es sich heute abzeichnet. Zweifellos geht sie persönlich ein enormes Risiko ein und ihre Partei lässt sich fast freudig darauf ein.

Nicht zufällig fiel Robert Habeck wegen seiner Wissenslücken zurück

Das ist gut so und spannend ohnehin. Auch Angela Merkel war nicht von vornherein die Angela Merkel, zu der sie geworden ist. Vielleicht können sich Frauen wie Merkel oder Baerbock aus Mangel an Eitelkeit stärker auf die Sache konzentrieren und begehen deshalb weniger Fehler. Nicht zufällig fiel Robert Habeck wegen seiner Wissenslücken zurück.

Ich persönlich freue mich über die Metamorphose der Grünen zur staatstragenden Partei und auch darüber, dass eine Frau in die Runde der Herren kommt. Die Konstellation hat sich mit der Ausrufung der grünen Kandidatin verändert. Sofern sich bei der Union ein paar unabhängige Köpfe finden sollten, könnten sie die Frage Laschet öder Söder neu stellen: Wer kann Annalena Baerbock besser neutralisieren/ausbooten/einschränken – der väterlich-gütige Armin Laschet oder der Rocker-Macho Markus Söder?

Heute beginnt der Bundestagswahlkampf. Die Grünen haben ihn entspannt und geschmeidig begonnen. Sie hatten einen Zeitplan und halten ihn ein. Und von jetzt an ist jeder entscheidungslose Tag für die Union ein doppelt verlorener.

Hier finden Sie alle Kolumnen von Gerhard Spörl.

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