Schwieriges Verhältnis Noch im Februar kritisierte Kardinal Prevost J. D. Vance öffentlich

Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde nach einem ungewöhnlich kurzen Konklave zum Papst gewählt. Den US-Vize JD Vance kritisierte er vor Kurzem noch.
Es gibt einen neuen Papst: Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde nach nur 24 Stunden Konklave in der Sixtinischen Kapelle zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Auch aus der US-Regierung kommen Gratulationen. Kurz nach der Verkündung der überraschenden Nachricht bei der Papst-Wahl aus Rom schreibt der US-Präsident auf der Plattform Truth Social: "Es ist solch eine Ehre, zu realisieren, dass er der erste amerikanische Papst ist." Er freue sich darauf, Papst Leo XIV. zu treffen. "Es wird ein sehr bedeutsamer Moment sein!"
Trump ist Christ, allerdings kein Katholik. Der Republikaner gilt nicht als sonderlich religiöser Mensch, auch wenn evangelikale Christen eine wichtige Wählergruppe für ihn sind.
- Kommentar zur Papstwahl: Ein Amerikaner für alle – nur nicht für Trump und Putin
Sein mitunter mangelndes Gespür für religiöse Befindlichkeiten hatte der US-Präsident unter Beweis gestellt, als Trump kurz vor der Papstwahl viele Katholiken mit einem KI-generierten Bild von sich als Papst vor den Kopf stieß. Ein US-Bischof bezeichnete das öffentlich als taktlos und beleidigend und forderte eine Entschuldigung vom Präsidenten.
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Prevost hat Vance noch als Kardinal kritisiert
Zuvor hatte Trump bereits öffentlich gescherzt, er würde gerne selbst Papst werden. "Das wäre meine erste Wahl." Den Witz fanden manche Gläubige nicht so lustig. Wie gut sich der Präsident und der erste amerikanische Papst am Ende verstehen werden, muss sich zeigen. Im Rennen um den Posten als Oberhaupt der katholischen Kirche war auch ein anderer Amerikaner gewesen, der als konservativer gilt und eher als Kandidat Trumps angesehen wurde.
Als Kardinal hatte Robert Francis Prevost jedenfalls erst Anfang Februar noch öffentlich Kritik an Trumps Vize JD Vance erkennen lassen, der Katholik ist. Vance hatte in einem Interview über ein "christliches Konzept" referiert, "das besagt, dass man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger, und danach den Rest der Welt". Prevost teilte daraufhin auf der Plattform X einen Meinungsbeitrag: "JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten", hieß es da.
Vance hatte Franziskus noch getroffen
Vance hatte Prevosts Vorgänger, Papst Franziskus, kurz vor dessen Tod noch im Vatikan zu einem Gespräch getroffen. Dabei ging es nach Angaben des Vatikans auch um Themen wie Migranten, Geflüchtete und Menschen im Gefängnis.
Franziskus hatte die Abschiebepolitik Trumps mehrfach öffentlich kritisiert. Auch der neue Papst scheint der Migrationspolitik der US-Regierung skeptisch gegenüberzustehen. Prevost teilte als Kardinal kritische Beiträge anderer Nutzer auf seinem X-Account dazu.
US-Vize JD Vance schrieb nun kurz: "Ich bin sicher, dass Millionen amerikanischer Katholiken und anderer Christen für seine erfolgreiche Arbeit an der Spitze der Kirche beten werden."
Biden ist strenggläubiger Katholik
Dass wenige Monate nach dem Auszug Joe Bidens aus dem Weißen Haus erstmals ein US-Amerikaner zum Papst gewählt wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Biden ist streng gläubiger Katholik. Er war nach John F. Kennedy (1961 bis 1963) erst der zweite katholische Präsident in der US-Geschichte.
Der Demokrat geht jedes Wochenende in die Kirche. Für die Bestattung von Papst Franziskus reisten der 82-Jährige und seine Ehefrau Jill eigens nach Rom. Er verpasste den historischen Moment für die USA und amerikanische Katholiken als Präsident nur ganz knapp.
Umfragen zufolge bezeichnen sich rund 20 Prozent der US-Amerikaner als Katholiken. Andere christliche Strömungen – allem voran der Protestantismus – sind in den USA dominanter. Auch in den USA hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren tiefgreifende Krisen erlebt. Mehrere Missbrauchsskandale wurden aufgedeckt – jahrzehntelang waren die Taten vertuscht worden.
- Eigene Recherche
- X-Beiträge von @drprevost
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters