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"Methode Merkel": Christian Lindner attackiert Sondierungen vor Abschluss


"Das ist die Methode Merkel"
Lindner attackiert Sondierungen vor Abschluss

Von dpa, cwe

Aktualisiert am 10.01.2018Lesedauer: 3 Min.
FDP-Chef Christian Lindner: Die Verhandlungen zwischen Union und SPD sieht der einstige Jamaika-Verhandlungspartner kritisch.Vergrößern des BildesFDP-Chef Christian Lindner: Die Verhandlungen zwischen Union und SPD sieht der einstige Jamaika-Verhandlungspartner kritisch. (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)

CDU, CSU und SPD kommen trotz aller Differenzen offenbar gut in den Sondierungen voran. Eine gemeinsame Koalition erscheint möglich. In der FDP sieht man die Verhandlungen jedoch kritisch.

Unter großem Zeitdruck nehmen Union und SPD am Mittwoch Anlauf für den Abschluss ihrer Koalitionssondierungen am Donnerstag. Während aus den Verhandlungskreisen überwiegend positive Signale kommen, äußert der einstige Jamaika-Verhandlungspartner FDP Kritik – vor allem an der Verhandlungsstrategie der Bundeskanzlerin und CDU-Chefin.

FDP-Chef Christian Lindner warf Angela Merkel vor, ihre jeweiligen Koalitionspartner mit viel Steuergeld einzukaufen. "Das ist die Methode Merkel", sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Bei den Sondierungen sollen alle Probleme und alle Widersprüche mit Steuergeld zugeschüttet werden. Das ging mir schon bei den Jamaika-Verhandlungen auf die Nerven."

Debatte um Klimaschutz und Zuwanderung

Den Verzicht von Union und SPD auf die ohnehin kaum noch erreichbaren deutschen Klimaziele für 2020 begrüßte Lindner mit Einschränkungen: "Die Wende der Union ist in der Sache richtig, entlarvt aber die inzwischen völlige Beliebigkeit der Positionen der Merkel-CDU." Dagegen sieht die Klima- und Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, in der Entscheidung schwerwiegende Nachteile für die Industrie.

"Klimaschutz hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu Innovationen geführt, und deutsche Unternehmen sind in bestimmten Bereichen Weltmarktführer", sagte Kemfert der "Welt". "Diese positive Entwicklung ist nun gefährdet." In der "Rhein-Neckar-Zeitung" sprach sie von einer "Bankrotterklärung".

Die Pläne von Union und SPD für ein Gesetz über Fachkräftezuwanderung stoßen in der Industrie auf Zustimmung. "Eine gesteuerte Zuwanderung kluger und motivierter Köpfe ist längst überfällig", sagte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes VDMA, Thilo Brodtmann, der "Welt". Der Fachkräftemangel sei an allen Ecken und Enden spürbar.

Parteispitzen bewerten Verhandlungsergebnisse

Bei den Sondierungen sollen am Mittwochvormittag in der CDU-Zentrale in Berlin zunächst jene Arbeitsgruppen zusammenkommen, die ihre Arbeit noch nicht oder nicht zufriedenstellend abgeschlossen haben. Vorgabe der Sechser-Runde der Partei- und Fraktionschefs ist es, dass jede Sondierungsgruppe ein bis zu zweiseitiges Ergebnispapier zu bestimmten Unterpunkten vorlegt.

Ebenfalls im Laufe des Vormittags will sich die kleine Steuerungsrunde um Kanzlerin und CDU-Chefin Merkel, den SPD-Vorsitzenden Martin Schulz und CSU-Chef Horst Seehofer treffen und die Bewertung der Papiere mit den Zwischenergebnissen fortsetzen. Zu den Themen, die erst am Donnerstag endgültig abgeschlossen werden dürften, gehören neben der Finanz- und Steuerpolitik auch die Bereiche Migration, Europa, Soziales, Gesundheit, Arbeitsmarkt sowie Inneres und Recht.

Verhandler bitten um Geduld

"Wir wissen auch, dass das Zeitbudget, das wir uns selber gesetzt haben, begrenzt ist. Deshalb wird in den Arbeitsgruppen sehr, sehr intensiv verhandelt", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer am Dienstagabend. In seiner von den drei Parteien vereinbarten Erklärung zum dritten Sondierungstag appellierte er denn auch an Bürger und Journalisten, "eine gewisse Geduld" aufzubringen.

Die Unterhändler hätten mit dem Ausloten finanzieller Spielräume begonnen. "Wir wollen unser Land kräftig weiterentwickeln, auch investieren in viele große neue Herausforderungen", sagte Scheuer. Im Gespräch war ein Finanzrahmen von bis zu 45 Milliarden Euro. Beim Streitthema Familiennachzug von Flüchtlingen schlug der SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka unterdessen einen Kompromiss in einer Größenordnung von 40.000 Nachziehenden vor.

Das entspreche der Zahl der Visa für Angehörige syrischer Flüchtlinge aus den vergangenen Jahren, sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Für deutlich mehr Anträge fehlen schlicht Platz und Personal" in den Visaabteilungen der deutschen Botschaften in den Nachbarländern. Der Familiennachzug ist für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus – wie die meisten Syrer – bis Mitte März ausgesetzt. Die Union will ihn ausgesetzt lassen, die SPD nicht.

Ergebnisse sollen am Freitag vorliegen

Die Parteispitzen hatten sich zum Ziel gesetzt, spätestens am Freitag ein Ergebnis vorzulegen. Die Beratungen könnten sich aber bis in die Nacht zum Freitag hinziehen. Mit Spannung wurde erwartet, ob der Termin gehalten werden kann oder die Gespräche doch noch in eine Verlängerung gehen. Die Unterhändler hätten inzwischen "eine gute Grundlage des Vertrauens und der Kollegialität" geschaffen, sagte Scheuer. "An dem soll es nicht scheitern."

Quelle:
- dpa

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