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Nach Corona-Demo: Polizei warf Maskenverweigerer aus mehreren ICE


Masken verweigert
Polizei warf Corona-Demonstranten aus mehreren ICE

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 05.08.2020Lesedauer: 3 Min.
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Masken-Kontrolle: Nach den Corona-Demos in Berlin musste die Bundespolizei Reisende aus mehreren ICE verweisen, die sich dort hartnäckig Aufforderungen widersetzt hatten, Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen (Symbolfoto).Vergrößern des Bildes
Masken-Kontrolle: Nach den Corona-Demos in Berlin musste die Bundespolizei Reisende aus mehreren ICE verweisen, die sich dort hartnäckig Aufforderungen widersetzt hatten, Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen (Symbolfoto). (Quelle: imago-images-bilder)

Maskenverweigerer sollen nun notfalls aus dem Zug fliegen. Zu den ersten Betroffenen gehören Teilnehmer der Corona-Demo am vergangenen Wochenende. Konsequent greift die Bahn noch nicht durch.

Hartnäckige Maskenverweigerer müssen bei der Deutschen Bahn offenbar inzwischen tatsächlich Konsequenzen fürchten. Am Montag hat die Bahn erklärt, härter durchzugreifen. Fahrgäste, die das Tragen einer Maske verweigern, sollen notfalls auch aus dem Zug geschmissen werden. Recherchen von t-online.de zeigen, dass es am Wochenende bereits mehrere abreisende Teilnehmer der Corona-Demos in Berlin getroffen hat. Mehrere Zehntausend Menschen hatten unter anderem gegen Maskenpflicht demonstriert.

Nach den Kundgebungen standen wegen Polizeieinsätzen einige ICE zum Teil bis zu einer Stunde auf der Strecke. Dabei wurden auch Fahrgäste des Zuges verwiesen. Zwar wollte sich die Bahn auf Anfrage zu den Fällen nicht äußern und verweist auf die Bundespolizei. Dort werden sie allerdings auch nicht zentral gesammelt. Mehrere Polizeidienststellen bestätigten t-online.de jedoch Einsätze wegen uneinsichtiger Reisender am Wochenende.

  • Gegen 21.30 Uhr am Samstag holten im Hauptbahnhof Hannover mehrere Bundespolizisten einen Maskenverweigerer aus dem ICE 832 Richtung Bremen. Dabei nahmen sie dem Fahrgast offenbar auch zwei Handys ab, mit denen er den Einsatz live gestreamt hatte. Die Bundespolizei Hannover teilte mit, der Mann sei sehr unkooperativ gewesen und habe wegen seines Verhaltens "mit Nachdruck" aus dem Zug verwiesen werden müssen.
  • Ungefähr zur gleichen Zeit stand der ICE 840 nach Köln für mehr als eine Stunde im Berliner Bahnhof Spandau. Ein Maskenverweigerer sei dort aus dem Zug geholt worden, berichteten zwei Zeugen t-online.de. Am Hauptbahnhof hatte es bereits per Durchsage die Aufforderung gegeben, Reisende ohne Masken sollten in einen bestimmten Wagen gehen. In Spandau wechselten den Berichten zufolge Fahrgäste den Waggon. Die Bundespolizei Berlin konnte den Einsatz am Mittwoch zunächst weder bestätigen noch dementieren.
  • Der ICE 552 nach Köln hatte es bereits bis Bielefeld geschafft, fuhr dort aber erst nach einem zwanzigminütigen Halt gegen 21.40 Uhr weiter. Von der Bundespolizei Münster hieß es, beim Halt hätten drei Reisende ohne Maske der Polizei Atteste präsentiert. Eine vierte Frau ohne Attest habe zugesichert, nun eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen und sich beim Zugpersonal für ihr Auftreten entschuldigt. Sie durfte dann auch weiterfahren.
  • Im Hauptbahnhof Leipzig musste dagegen nach der Darstellung in einer "Coronarebellen"-Gruppe auf Facebook am Sonntagmorgen eine Person ohne Maske den 23 Minuten wartenden ICE 507 verlassen. Laut Bundespolizei Leipzig wurde der Mann aus dem Zug verwiesen, weil er betrunken und renitent gewesen sei.

Die Fälle legen nahe, dass Bahn und Bundespolizei den Kurs gegenüber Fahrgästen verschärfen, die sich weigern, Masken zu tragen. Ein Grund dafür könnte aber bei zunehmend genervtem Personal liegen. "Ich weiß, dass viele Kollegen und Kolleginnen keine Lust mehr haben und auf die Eisenbahn-Verkehrsordnung verweisen“, sagt ein Zugbegleiter t-online.de. In der Verkehrsordnung ist auch der Rauswurf von Reisenden geregelt. „Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Betriebes oder für die Sicherheit der Mitreisenden darstellen oder den Anordnungen des Eisenbahnpersonals nicht folgen, können von der Beförderung ausgeschlossen werden", heißt es in Paragraph 4.

Regelung nur für die krassen Fälle

Zweifel an Attesten
Unter Zugpersonal gibt es offenbar Zweifel am Zustandekommen von Attesten. Auf einer Facebook-Seite "Lokführer" heißt es, dass zunehmend ärztliche Atteste auffielen, die stets von denselben Ärzten ausgestellt würden. Namen von Ärzten tauchten "hundertfach" auf. Nachfragen dazu beantwortete der Administrator der Seite nicht, andere Bahnbeschäftigte bestätigten t-online.de aber den Eindruck. Tatsächlich kursieren auch Listen mit Ärzten, die unproblematisch Bescheinigungen ausstellen. Bei entsprechenden Befunden ist das rechtlich zulässig, und es gibt Beschwerden, die gegen das Tragen einer Maske sprechen können. Etwa in Bayern gab es aber auch schon eine Hausdurchsuchung bei einer Medizinerin wegen des Verdachts, dass sie unrichtige Gesundheitszeugnisse ausstellt.

Allerdings scheint sich das drastische Vorgehen bislang auf jene Reisenden zu begrenzen, die sich komplett unkooperativ zeigen. „Folgen hat es nur für diejenigen, die sich mit dem Zugpersonal anlegen und partout keine Maske tragen wollen", sagte ein Zugbegleiter t-online.de. Er beklagt: "Diejenigen, die die Maske nur dann aufsetzen, wenn das Zugpersonal kommt, und sie wieder absetzen, wenn es weg ist, kommen damit in der Regel durch.“

Der Zugbegleiter, der am Samstag privat in einem der betroffenen Züge unterwegs war, konnte dort dieses Verhalten beobachten: Zum Eintreffen der Polizei hätten einige Reisende die Masken aufgesetzt und danach wieder direkt abgesetzt. Weil der Zug ziemlich stark ausgelastet gewesen sei, handele es sich „gerade für Risikogruppen um eine Zumutung“

"Rebellen" sprechen von Stimmungsmache

Seine Forderung: Gelöst werden könne das Problem der Maskenverweigerer nur, wenn die Pflicht zum Tragen Teil der Beförderungsbedingungen sei. So wie in Österreich. Dann habe ein Reisender mit Betreten des Zuges die Beförderungsbedingungen automatisch akzeptiert. Die konkrete Frage, was aus ihrer Sicht gegen den Schritt spricht, beantwortete die Bahn auf Anfrage nicht.

Den selbernannten "Coronarebellen" geht aber schon das bestenfalls halbkonsequente Vorgehen zu weit. Nach ihrer Lesart besteht das Problem ohnehin nicht in der fehlenden Rücksicht auf Mitreisende und der Ignoranz gegenüber den Regeln. In einer großen Facebookgruppe wird kritisiert, dass die Polizei zur Durchsetzung der Maskenpflicht komme und sich so für alle Fahrgäste die Weiterfahrt verzögere. So würden "Hass und Aggressivität gegen Maskenverweigerer noch mehr geschürt".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Eisenbahnverkehrsordnung zum Ausschluss
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