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Coronavirus im Ausland: Nachbarländer lockern Maßnahmen – wie gefährlich ist das?


Corona im Ausland
Nachbarländer lockern Maßnahmen – wie gefährlich ist das?


Aktualisiert am 04.02.2021Lesedauer: 4 Min.
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Grenzkontrolle: Der Verkehr von Weipert nach Bärenstein wird intensiv überwacht. Beamte prüfen von der deutschen Seite, ob Bundesbürger von den tschechischen Märkten Zigaretten oder ähnliche Dinge einkaufen. Das ist derzeit verboten.Vergrößern des Bildes
Grenzkontrolle: Der Verkehr von Weipert nach Bärenstein wird intensiv überwacht. Beamte prüfen von der deutschen Seite, ob Bundesbürger von den tschechischen Märkten Zigaretten oder ähnliche Dinge einkaufen. Das ist derzeit verboten. (Quelle: Bernd März/imago-images-bilder)

In einigen europäischen Ländern beginnen die ersten Lockerungen. Was bedeutet das für Deutschlands Grenzen? Müssen sie bald geschlossen oder die Kontrollen verschärft werden?

Europa macht sich locker: Während in Deutschland immer wahrscheinlicher wird, dass die Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel in der nächsten Woche eine Fortsetzung des Lockdowns beschließt, werden in vielen Nachbarstaaten die Corona-Beschränkungen in den kommenden Tagen heruntergefahren.

Das könnte zu einem Problem für Deutschland werden – nämlich dann, wenn Lockerungen auf die Corona-Mutationen treffen. Der rege Grenzverkehr mit den Anrainerstaaten könnte dann dazu führen, dass alle Mühen im Kampf gegen Corona und drei Monate Lockdown zunichtegemacht werden. t-online hat bei den Staatskanzleien der Bundesländer nachgefragt, wie groß sie die Gefahr durch Corona-Lockerungen in den angrenzenden Staaten einschätzen. Ein Überblick:

Österreich setzt auf Tests – Bayern auf Quarantäne

Die österreichische Regierung hat weitreichende Lockerungen des harten Lockdowns ab dem 8. Februar beschlossen. Der Handel, Schulen und körpernahe Dienstleister wie Friseure machen unter strengen Auflagen wieder auf. Österreich setzt dabei voll auf eine Corona-Testpflicht: Schüler, die am Unterricht teilnehmen wollen, müssen sich auf das Virus testen lassen. Auch Friseure und andere Dienstleistungen dürfen nur mit einem Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, in Anspruch genommen werden. Zudem gilt weiter eine Ausgangssperre zwischen 20 und 6 Uhr. Am Tag dürfen sich zwei Haushalte treffen. Bei der Einreise nach Österreich wurden hingegen Verschärfungen beschlossen. Ab 10. Februar ist ein negativer Corona-Test, der maximal 72 Stunden alt ist, notwendig. Zudem verschärfen sich auch die Maßnahmen für Berufspendler: Sie unterliegen einer wöchentlichen Test- und Registrierungspflicht.

Ein Beispiel, dem Deutschland folgen sollte? Ja, sagt Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag: "Um die die Verbreitung der Virusmutation einzugrenzen, brauchen wir schärfere Kontrollen an den Grenzen und besonders an Flughäfen", sagte Müller t-online. "Ohne aktuellen Corona-Test darf es keine Einreise geben!"


Die bayerische Staatskanzlei wollte sich zu möglichen Grenzschließungen noch nicht äußern und verwies auf die geltenden Quarantäne- und Einreiseregeln. Grundsätzlich gilt also: Jede Person, die sich innerhalb von zehn Tagen vor der Einreise nach Bayern in einem Risikogebiet wie Österreich aufgehalten hat, muss der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde einen negativen Corona-Test vorlegen und hat die Einreise vorher digital anzumelden. Es gelten zehn Tage Quarantänepflicht, die aber auf fünf verkürzt werden können, sofern dann ein weiterer negativer Test vorliegt.

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Tschechien schließt für Ausländer – Pendler brauchen Tests

Wegen der Corona-Pandemie gilt in Tschechien seit Samstag ein fast völliger Einreisestopp für Ausländer – zu groß ist die Sorge, dass die Corona-Mutationen ins Land geschleppt werden. Selbst hat man allerdings schon im Dezember zahlreiche Corona-Maßnahmen gelockert. Auch die Ausreise bleibt weiterhin möglich. Und dann sind da noch die bis zu 30.000 Grenzpendler.

Für Experten ein Problem: "Grenzschließungen sind dann sinnvoll, wenn sich die Inzidenzen der Nachbarländer stark unterscheiden und ein reger Pendelverkehr besteht", sagt etwa Virologe Markus Scholz von der Uni Leipzig. In Anbetracht der aktuell erfolgreichen Eindämmung der Pandemie in Deutschland betreffe das vor allem Tschechien, das "nach wie vor ein ausgesprochen schlechtes Pandemiemanagement betreibt."

Gerade die bayerische Grenzregion zu Tschechien gilt als ein Brennpunkt der Corona-Pandemie in Deutschland. Unter den zehn Kommunen mit den höchsten Inzidenzwerten waren laut Robert Koch-Institut zu Wochenbeginn vier bayerische Kreise – sie grenzen alle an Tschechien. Die Behörden schließen einen Zusammenhang zur Grenznähe nicht aus. In Sachsen müssen Pendler deshalb zweimal die Woche ein negatives Corona-Testergebnis vorlegen, in Bayern sogar alle 48 Stunden. Selbst im deutschen Binnen-Bundesland Thüringen hat man die Quarantäneverordnungen für Reisende aus dem Ausland noch einmal verschärft.

Polen lockert – Brandenburg ist besorgt

Zwar hat Polens nationalkonservative PiS-Regierung bereits Anfang der Woche die Wiedereröffnung von Einkaufszentren, Museen und Kunstgalerien erlaubt. Weil viele Freizeiteinrichtungen sowie Hotels weiterhin geschlossen bleiben und auch Restaurants Speisen nur außer Haus anbieten dürfen, regt sich allerdings Widerstand. Am Wochenende musste die Polizei zudem in mehreren Städten Nachtclubs schließen, die entgegen aller Bestimmungen geöffnet hatten.

Deutschland hat das Nachbarland als Risikogebiet eingestuft, die brandenburgische Landesregierung blickt daher mit Sorge auf die Lockerungen. Am Mittwoch verschärfte das Bundesland die Einreisebestimmungen. Vom 5. Februar bis zum 4. März gelten strengere Regeln für Einreisende und Rückkehrende aus Hochinzidenzländern und Staaten mit Mutationen des Coronavirus. Die bisherige Regel bleibt bestehen, wonach sich Einreisende aus einem Risikostaat grundsätzlich in Quarantäne begeben und auf das Coronavirus testen lassen müssen.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher erklärte: "Bis wir ausreichend Menschen geimpft haben, hat die Eindämmung des Virus weiter höchste Priorität." Das gelte auch für Reisen. Wer nicht unbedingt muss, solle auf unnötige Reisetätigkeiten verzichten. "Gerade die Einschleppung von Virusmutationen und Einreisen aus Hochinzidenzgebieten können die zarten Erfolge der jetzigen Einschränkungen ganz schnell zunichtemachen. Das gilt es, mit aller Kraft zu verhindern."

Niederlande machen die Schulen auf – NRW hat vorgesorgt

Wegen der besorgniserregenden Ausbreitung der britischen Corona-Variante in den Niederlanden hat die Regierung in Den Haag die Verlängerung des Lockdowns bis mindestens zum 2. März beschlossen. Inzwischen gingen zwei Drittel aller Neuinfektionen auf diese weit stärker ansteckende Variante zurück, sagte Ministerpräsident Mark Rutte. Ein dritte Corona-Welle sei unvermeidlich.

Trotz alledem kehren die Niederlande in einigen Bereichen vom harten Lockdown ab: So sollen Grundschulen und Kitas wieder öffnen. Der Regierungschef verwies auf die Einschätzung von Experten, dass Kinder in diesen Altersgruppen weniger zur Ausbreitung des Coronavirus beitragen als ältere Kinder oder Erwachsene – eine in der Wissenschaft kontrovers diskutierte Ansicht. Die Grundschul- und Kita-Öffnung werde mit einem strengen Testregime einhergehen.

Nordrhein-Westfalen reagiert betont gelassen auf die Lockerungen des Anrainerstaates: "Die Landesregierung stehe mit den Nachbarländern in engem Austausch", heißt es aus der Staatskanzlei in Düsseldorf. Bereits im Frühjahr 2020 sei deshalb eine länderübergreifende Taskrce gegründet worden. Der Landesregierung sei es seit Beginn der Pandemie ein Anliegen, die Grenze zu den Niederlanden und zu Belgien offen zu halten, um Lieferketten aufrechtzuerhalten und Grenzpendlern den Weg in die Arbeit zu ermöglichen. "Gleichzeitig haben wir an die Bürger appelliert, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten. Dieser dringende Appell gilt selbstverständlich weiterhin", betonte ein Sprecher.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Statement der Staatskanzleien
  • Statement Virologe Markus Scholz
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
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