Spahn meldet zwei wichtige Impf-Rekorde
Die Inzidenz sinkt langsam, immer mehr Menschen werden geimpft. Laut Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler ist es aber zu frΓΌh, um von einer Trendumkehr zu sprechen.
Die Corona-Impfungen in Deutschland kommen weiter voran. Am Mittwoch habe es erstmals mehr als eine Million Impfungen an einem Tag gegeben, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin. Zugleich sei damit erstmals an einem Tag mehr als ein Prozent der BevΓΆlkerung geimpft worden. Insgesamt haben demnach nun mehr als ein Viertel aller BundesbΓΌrger β nΓ€mlich 25,9 Prozent β mindestens eine erste Spritze erhalten. Schon den vollen Schutz mit einer Zweitimpfung haben 7,5 Prozent.
Am Mittwoch hΓ€tten die Arztpraxen 730.000 Dosen verimpft und die regionalen Impfzentren der LΓ€nder 360.000, sagte Spahn. Das zeige, wie stark man an Geschwindigkeit gewinne, auch wenn es fΓΌr eine GrundimmunitΓ€t der gesamten BevΓΆlkerung noch nicht reiche. Es gebe noch eine Menge zu tun beim Impfen, sagte auch der PrΓ€sident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. Bei den Menschen ΓΌber 80 Jahre seien rund zwei Drittel geimpft, bei Menschen ΓΌber 70 Jahre rund 30 Prozent. "Da ist noch ein Weg zu gehen."
Mit Blick auf vorgesehene Erleichterungen fΓΌr vollstΓ€ndig Geimpfte bei AlltagsbeschrΓ€nkungen sprach Spahn von schwierigen AbwΓ€gungen. FΓΌr ein rasches Vorgehen wolle die Bundesregierung Bundestag und Bundesrat frΓΌhzeitig in Abstimmungen ΓΌber eine geplante Verordnung einbeziehen. Der "spΓ€teste" Termin fΓΌr eine abschlieΓende Entscheidung des Bundesrats sei der 28. Mai.
Impfungen fΓΌr ΓΌber 12-JΓ€hrige ab Sommer
Corona-Impfungen fΓΌr ΓΌber 12-JΓ€hrige stellte der Gesundheitsminister fΓΌr den Sommer in Aussicht. "Stand heute, wenn nichts UngewΓΆhnliches passiert: SpΓ€testens in den Sommerferien werden wir die ΓΌber 12-JΓ€hrigen dann impfen kΓΆnnen, wenn die Zulassung da ist", so der CDU-Politiker. Zuvor war bekannt geworden, dass der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer in KΓΌrze die Zulassung ihres Corona-Vakzins fΓΌr Kinder ab zwΓΆlf Jahren in der EU beantragen wollen. Zwar sei zunΓ€chst natΓΌrlich abzuwarten, dass die Zulassung auch komme, sagte Spahn. Er rechne aber zΓΌgig damit.
Gleichzeitig warnte der Minister vor zu hohen Erwartungen fΓΌr den Juni β spΓ€testens dann soll der Bundesregierung zufolge die Impfpriorisierung enden. "Wir mΓΌssen jetzt ein bisschen aufpassen mit diesem Juni, dass der nicht so ΓΌberfrachtet wird mit Erwartungen", forderte Spahn. Im Juni kΓ€me zwar wohl so viel Impfstoff wie in keinem Monat zuvor, aber "nicht so viel, dass wir alle zwischen zwΓΆlf und 60 mal eben im Juni impfen kΓΆnnen". Es sei wichtig, dass nicht der Eindruck entstehe, dass sofort alle Jugendlichen geimpft werden kΓΆnnten.
"Es gibt Hoffnung, aber es gibt noch keine Entwarnung"
Trotz erster Anzeichen einer Stabilisierung der Corona-Infektionszahlen rief Spahn weiter zu nΓΆtigen EindΓ€mmungsmaΓnahmen auf. "Es gibt Hoffnung, aber es gibt noch keine Entwarnung", sagte der CDU-Politiker. Der steile Anstieg der Infektionszahlen habe vorerst gebremst werden kΓΆnnen, dies reiche aber nicht, sie seien insgesamt noch zu hoch. "Die Zahlen mΓΌssen nicht nur stagnieren, sie mΓΌssen weiter runter." Intensivstationen in Kliniken seien in zu vielen Regionen weiter zu voll, teilweise mΓΌssten Corona-Patienten verlegt werden.
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen ist bundesweit so niedrig wie seit rund zwei Wochen nicht mehr. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank am Donnerstagmorgen laut Robert Koch-Institut (RKI) auf 154,9. Niedriger war sie zuletzt am 14. April (153,2), vor einer Woche hatte sie bei 161,1 gelegen.
"Worst-Case-Szenario" in Indien
Angesichts der dramatischen Lage in Indien kΓΌndigte Spahn weitere Corona-Hilfslieferungen an. "Zum Hilfspaket der Bundesregierung trΓ€gt das Bundesministerium fΓΌr Gesundheit Waren im Wert von etwa 50 Millionen Euro bei", sagte der Gesundheitsminister. Dazu gehΓΆrten 120 BeatmungsgerΓ€te, Medikamente und Schutzmasken. Damit solle die Not in Indien gelindert werden.
"Wir sehen dort ein Worst-Case-Szenario", sagte Spahn. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverteidigungsministerium wΓΌrden die HilfsgΓΌter zΓΌgig nach Indien ausgeflogen. Wenn sich das Virus vΓΆllig ungehemmt ausbreiten kΓΆnne, sei dies mit "viel Leid verbunden und mit Bildern, die bei uns allen einen Eindruck hinterlassen".
Am Sonntag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Hilfe zugesichert. Deutschland stehe "Seite an Seite in SolidaritΓ€t mit Indien", lieΓ Merkel ΓΌber ihren Sprecher Steffen Seibert erklΓ€ren. Auch die EU und GroΓbritannien kΓΌndigten Hilfe an.