Maulwurfverdacht beim BND: "Das ist ein Weckruf"

Die Festnahme eines mutmaΓlichen Spions aus den Reihen des BND bereitet vielen Politikern Sorgen. Denn es zeige: Russland macht bei Deutschland keine Ausnahme.
Nach der Festnahme eines Mitarbeiters des Bundesnachrichtendienstes wegen des Verdachts auf Landesverrat hat sich Marie-Agnes Strack-Zimmerman (FDP) besorgt gezeigt. "Das ist ein Weckruf an alle, dass Russland keine Ausnahme macht, auch bei uns zu spionieren, um unser System, die Bundesrepublik, zu destabilisieren", sagte verteidigungspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag dem Bayerischen Rundfunk. Sie lobte gleichzeitig die Arbeit der SicherheitsbehΓΆrden. "Die BehΓΆrden sind hellwach und schlagen zu, wenn es sein muss."
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angesprochene Zeitenwende bedeute auch, dass die militΓ€rische Komponente der internationalen Beziehungen deutlich an Gewicht gewinne. Nachdem man 30 Jahre lang auf Dialog mit Russland gesetzt habe, sei nun ein Politikwechsel hin zur Abschreckung gefragt.
SPD-Politiker Wiese: "Sehr ernste Situation"
Bundesjustizminister Marco Buschmann gratulierte am Donnerstagabend auf Twitter der ermittelnden Generalbundesanwaltschaft zu der Festnahme. "Wenn sich der Verdacht bestΓ€tigt, ist hier ein wichtiger Schlag gegen russische Spionage gelungen", schrieb Buschmann. Dies zeige, "wie wachsam wir sein mΓΌssen".
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SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese forderte, wachsam zu sein und die Ausstattung der Sicherheitsdienste zu ΓΌberprΓΌfen. "Der aufgedeckte Fall macht erneut deutlich, dass wir uns im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in einer sehr ernsten Situation befinden", sagte Wiese t-online. "Hier gilt es fortwΓ€hrend zu prΓΌfen, ob unsere Sicherheitsdienste fΓΌr diese Situationen technisch und personell optimal ausgestattet sind."
Wichtig sei jetzt, dass die ErmittlungsbehΓΆrden den Fall umfassend aufklΓ€rten, sagte Wiese weiter. "Bereits in den vergangenen Jahren hat die russische AgententΓ€tigkeit hierzulande zugenommen. 40 vermeintlich russische Agenten mussten bereits im FrΓΌhjahr das Land verlassen." Ebenso gebe es in den vergangenen Jahren mehr gezielte Desinformationskampagnen.
Hartmann: "Dynamischer Gegner, der aggressiv vorgeht"
SPD-Innenpolitiker Sebastian Hartmann warnte vor vielfΓ€ltigen AktivitΓ€ten Russlands im Westen. "Russland ist seit Ende des Kalten Kriegs nie in eine Phase der Entspannung eingetreten", sagte Hartmann t-online. "Russland ist schon seit LΓ€ngerem ein dynamischer Gegner, der aggressiv vorgeht."
Hartmann, Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags, erlΓ€uterte: "Die russischen AktivitΓ€ten im Westen haben dabei eine groΓe Bandbreite, auf die wir uns einstellen mΓΌssen: Das Portfolio reicht von der Umgehung von Wirtschaftssanktionen durch Scheinfirmen ΓΌber Desinformationskampagnen bis hin zum AusspΓ€hen militΓ€rischer FΓ€higkeiten und staatlicher Akteure."
SPD-AuΓenpolitiker Nils Schmid forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen Russland. Moskau sehe sich seit Jahren in einem Konflikt mit dem Westen und meine, dass alle Mittel zulΓ€ssig seien, wie etwa die Ermordung von Oppositionellen auf deutschem Boden oder eben auch Spionage, sagte Schmid am Freitag im Deutschlandfunk. "Und da mΓΌssen wir sehr wachsam und entschieden vorgehen." Es sei notwendig, "sehr viel aufmerksamer" der hybriden KriegsfΓΌhrung von Russland entgegenzuwirken.
Am Mittwoch war in Berlin ein deutscher StaatsbΓΌrger festgenommen worden, der beschuldigt wird, in diesem Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an einen russischen Nachrichtendienst ΓΌbermittelt zu haben. Bei dem Inhalt handele es sich um ein Staatsgeheimnis im Sinne des Strafgesetzbuchs, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Donnerstag mit. Lesen Sie hier mehr dazu.
Weitere Informationen zu dem Fall sollen laut BND-PrΓ€sident Bruno Kahl bis auf Weiteres nicht verΓΆffentlicht werden, um Russland bei seinen PlΓ€nen, Deutschland zu schaden, keinen Vorteil zu verschaffen. Er verwies dabei auf die "Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft" Russlands.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- Statement von Dirk Wiese
- Eigene Recherchen