Wolfram Weimer Kulturstaatsminister beklagt "Übergriffigkeit der Linken"

Der neue Kulturstaatsminister sieht die Freiheit der Kunst bedroht. Er beklagt eine "freiheitsfeindliche Übergriffigkeit der Linken" in Deutschland.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sieht die Freiheit der Kultur durch "Reinheitsgebote" vom rechten wie vom linken Rand des politischen Spektrums akut bedroht. "Die liberale Antwort auf diese Entwicklung lautet, keinen politischen Einfluss zu nehmen, sondern, ganz im Gegenteil, die Freiheit der Kunst zu verteidigen", schreibt Weimer in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung".
Darin beklagt er eine sowohl globale und staatliche Dimension des Kulturkampfs durch Russland, China und neuerdings auch die USA als auch eine deutsche. Hier besitze dieser Kampf eher eine gesellschaftliche Dimension, die oft von vorauseilendem Gehorsam etwa an Universitäten oder in Verlagen geprägt sei: "Bleiben wir die Hochburg der Aufklärung? Oder verfallen auch wir der identitätsideologischen Freiheitsfeindlichkeit von rechts und von links? Auch bei uns gibt es mittlerweile Übergriffe und bevormundende Identitätskämpfe von den Rändern des politischen Spektrums."
Weimer: "Macht weder die Kunst besser noch die Menschen"
Während in den USA der Diskursraum nicht zuletzt durch die massiven Angriffe von Präsident Donald Trump – etwa auf die Universität Harvard oder durch die staatliche Verbannung von fast 4.000 Buchtiteln auf den Index – bereits vergiftet sei, sieht Weimer in Deutschland vor allem eine "freiheitsfeindliche Übergriffigkeit der Linken", wenn etwa eine Venus-Bronze aus einer Berliner Behörde entfernt werde oder Begriffe aus Geschichtsbüchern verschwinden: "In einem gesellschaftlichen Klima, dessen Taktung von linkem Alarmismus vorangetrieben wird, scheint vorauseilender Gehorsam, Bevormundung und Sprachwächtertum die ultima ration zu sein."
Die großen US-Digitalkonzerne mit ihren auf Empörung ausgelegten Algorithmen hält der Kulturstaatsminister für wesentliche Treiber dieser Entwicklung am linken wie am rechten Rand. "Das neue Faible für Reinheitsgebote übersieht etwas Wesentliches: Es macht weder die Kunst besser noch die Menschen." Die Ziele seiner künftigen Kulturpolitik umreißt Weimer wie folgt: "Wenn linke und rechte Bilderstürme die Freiheitsräume verengen wollen, sollten wir sie weiten. Kultur und Sprache und Debatten sind Ermöglichungsräume, keine Verbotszonen."
- Vorabmeldung der "Süddeutschen Zeitung"