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Patrick Graichen: Entlassener Habeck-Vertrauter äußert sich zur Kritik


Entlassener Habeck-Vertauter
"Wucht der 'Heizungshammer'-Kampagne massiv unterschätzt"

Von t-online
Aktualisiert am 07.06.2025 - 12:00 UhrLesedauer: 2 Min.
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Patrick Graichen und Robert Habeck (Archivfoto): Der Klimaexperte wurde 2023 von Habeck aus dem Wirtschaftsministerium entlassen. (Quelle: Nico Lepartz/photothek.net/imago-images-bilder)
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Er galt als Kopf hinter dem Heizungsgesetz und fiel durch den Vorwurf der Vetternwirtschaft in Ungnade. Jetzt meldet sich der ehemalige Vertraute von Robert Habeck, Patrick Graichen, wieder zu Wort.

Für Robert Habeck war Patrick Graichen einer seiner wichtigsten Mitarbeiter zur Zeit der Ampelkoalition. Der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz war unter anderem nach Beginn der russischen Vollinvasion in der Ukraine mit dafür zuständig, die deutsche Energieversorgung aufrechtzuerhalten. Später fiel Graichen allerdings aus verschiedenen Gründen in Ungnade und musste im Frühjahr 2023 seinen Posten räumen.

Graichen war danach lange aus der Öffentlichkeit verschwunden. Rund zwei Jahre nach seiner Entlassung gab der 53-Jährige jetzt der "Süddeutschen Zeitung" Einblicke in sein Leben von heute und damals. Graichen sagte der Zeitung, dass seine Entlassung für ihn "ein harter Einschnitt" gewesen sei. Allerdings habe er die Zeit mittlerweile überwunden. "Die schlaflosen Nächte sind jedenfalls vorbei." Im Nachgang spricht er davon, dass die Zeit in gewisser Weise ein "Absturz" war.

"Massiv unterschätzt"

Graichen wurde damals in der Öffentlichkeit scharf kritisiert, weil er mitverantwortlich für die Entstehung des Gebäudeenergiegesetzes war, das allgemein als "Heizungsgesetz" bekannt wurde. Der Entwurf des Gesetzes war in einer frühen Phase an die Öffentlichkeit gelangt und sorgte dafür, dass der Eindruck entstand, das Ministerium plane bestehende Heizungsanlagen ab 2024 zu verbieten. Tatsächlich sieht das mittlerweile gültige Gesetz vor, dass jede neu eingebaute Heizung seit 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss. "Die Wucht der 'Heizungshammer'-Kampagne haben wir massiv unterschätzt", sagte Graichen dazu heute.

Letztendlich wurde er allerdings wegen der geplanten Besetzung eines Postens entlassen. Der 53-Jährige hatte für den Chefposten der Deutschen Energie-Agentur seinen Trauzeugen vorgeschlagen, seine persönliche Verbindung allerdings dem damaligen Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) verschwiegen. "Ich habe mitgeteilt, dass ich den Kandidaten sehr gut kenne. Aber nicht, dass er mein Trauzeuge war."

"Was mache ich hier eigentlich gerade?"

Graichen sprach davon, er habe bei der Personalie einen "Tunnelblick" gehabt. Er habe einerseits bei der Postenbesetzung mitreden wollen und sei gleichzeitig davon überzeugt gewesen, dass sein Trauzeuge dem Amt gewachsen sei. "Im Nachhinein würde ich sagen: Selbst wenn du 18 Stunden am Tag arbeitest, musst du immer wieder drei Schritte zurücktreten und dich fragen: Was mache ich hier eigentlich gerade?"

Graichen sprach von einem "persönlichen Fehler". Zudem waren weitere Verwandte und Bekannte in seinem Umfeld tätig: Unter anderem war auch Graichens Schwager, der Grünen-Politiker Michael Kellner, damals Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Graichen habe die Verbindungen vor seinem Amtsantritt offengelegt. Rückblickend sei es allerdings naiv gewesen "zu glauben, damit sei das Thema durch".

Kritik an schwarz-roter Koalition

Aktuell ist Graichen Aufsichtsratsmitglied bei dem ukrainischen Stromnetzbetreiber Ukrenergo. Zudem denke er darüber nach, ein Buch zu schreiben. Den Kampf für die Umwelt habe der 53-Jährige noch nicht aufgegeben: "Der Job ist erst erledigt, wenn die Erderhitzung gestoppt ist."

Die aktuellen Klima- und Energiepläne der Bundesregierung sieht Graichen kritisch. "Dieser Koalitionsvertrag strotzt vor Rollback und Gassubventionen. Interessierte Kreise arbeiten schon daran, uns zurück in die Gasabhängigkeit zu bringen und das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 infrage zu stellen." Er könne da nicht "an der Seitenlinie stehen und zuschauen."

Verwendete Quellen
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