Umfrage "Wahrscheinlich nicht" – So viele Deutsche würden kämpfen

Die Ukraine setzt sich seit 2022 in einem brutalen Krieg gegen Russland zur Wehr, auch in Deutschland steigen die Verteidigungsausgaben. Aber wer wäre wirklich bereit zu kämpfen?
Im Verteidigungsfall würde laut einer Umfrage nur etwa jeder Sechste für Deutschland ohne Zögern zur Waffe greifen. "Auf jeden Fall" sind 16 Prozent dazu bereit, weitere 22 Prozent würden dies nach eigener Einschätzung "wahrscheinlich" tun. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die klare Mehrheit von 59 Prozent wäre hingegen "wahrscheinlich nicht" oder gar nicht dazu bereit, Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs selbst mit der Waffe zu verteidigen. Bei Frauen liegt dieser Anteil sogar bei 72 Prozent.
Angriff auf Deutschland?
Gleichzeitig hält mehr als jeder Vierte (27 Prozent) es für sehr oder eher wahrscheinlich, dass Deutschland in den nächsten fünf Jahren militärisch angegriffen wird. Dass Deutschland in diesem Zeitraum im Rahmen seiner Beistandspflicht einem anderen Nato-Mitglied militärisch zu Hilfe kommen muss, weil es angegriffen wurde, halten wiederum 59 Prozent der Befragten für wahrscheinlich. Es wurden gut 1.000 Bürgerinnen und Bürger befragt.
Es besteht also eine gewisse kognitive Dissonanz in der Bevölkerung – die Einsicht, dass Deutschland womöglich ein Angriff droht, bei gleichzeitig fehlender Bereitschaft zur Verteidigung. Hoffnung macht Verteidigungsexperten hingegen eine andere Zahl. Denn das Interesse an der Bundeswehr als Arbeitgeber steigt.
Wie aus Daten des Verteidigungsministeriums hervorgeht, wurde in diesem Jahr bereits 28 Prozent mehr militärisches Personal eingestellt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bis zum 21. Juli habe es rund 13.750 Einstellungen gegeben. Positive Zahlen gebe es sowohl bei den aktiven Zeitsoldatinnen und -soldaten als auch beim freiwilligen Wehrdienst. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über die Zahlen berichtet.
Nach Ministeriumsangaben hat die Bundeswehr aktuell rund 183.100 Männer und Frauen in Uniform – etwa 2.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2024. Allein beim Wehrdienst gab es ein Plus von rund 15 Prozent – insgesamt leisten aktuell 11.350 junge Leute freiwillig Dienst an der Waffe.
Bundeswehr soll wachsen
Das Ministerium führt die steigenden Zahlen zum einen auf Werbekampagnen der Bundeswehr zurück, zum anderen aber auch auf die angespannte internationale sicherheitspolitische Lage. Diese ist auch Grund dafür, dass die Bundesregierung einen Aufwuchs der Truppe für dringend nötig hält.
Ende August soll das Kabinett deswegen über einen Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius für einen neuen Wehrdienst abstimmen, der möglichst zu Jahresbeginn 2026 in Kraft treten soll. Er setzt auf Freiwilligkeit und einen attraktiven Dienst mit höherem Sold, um mehr junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen. Ziel ist es, bis zu 15.000 neue Wehrdienstleistende pro Jahr zu gewinnen. Ab 2027 soll zumindest eine Musterung verpflichtend werden.
- Nachrichtenagentur dpa