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Tagesanbruch: Weltnachrichten – es ist nicht alles düster


Was heute wichtig ist
Es ist nicht alles düster

MeinungVon Florian Harms

19.03.2019Lesedauer: 6 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
John Bercow.Vergrößern des Bildes
John Bercow. (Quelle: Reuters-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Die Nachrichten sind düster in diesen Tagen. Der Massenmord in zwei neuseeländischen Moscheen. Die Schicksale der Opfer, von denen wir nun nach und nach erfahren. Die verstörenden Details zum Täter, der auf den Spuren der Kreuzritter auch nach Deutschland reiste, wie mein Kollege Lars Wienand recherchiert hat. Der Mann, der in einer Straßenbahn in Utrecht auf Fahrgäste schoss. Die verzweifelte Suche nach der vermissten Berliner Schülerin Rebecca. Der Wirbelsturm, der in Mosambik Tod und Verwüstung hinterlassen hat, womöglich tausend Opfer fordert. Und ja, auch die Briten, deren Premierministerin sich um Kopf und Kragen taktiert, deren Regierung in der Brexit-Achterbahnfahrt drauf und dran ist, aus der Kurve zu fliegen. Düstere Ereignisse.

Aber selbst wenn die Nachrichtenlage es anders nahelegt: Es ist nicht alles Schatten in der Welt, da ist auch viel Licht. Auch jetzt, auch in diesen Tagen, und daran sollten wir uns gerade jetzt erinnern. Das bedeutet nicht, dass uns die Schicksale der Opfer all der Tragödien egal sind, im Gegenteil. Sie bestürzen uns. Aber zugleich können wir auch die Hoffnungsschimmer sehen und die Taten solidarisch und konstruktiv handelnder Menschen würdigen.

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Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern zeigt Haltung, spendet Trost und will nun das Waffenrecht verschärfen – also tun, was die US-Regierung trotz zahlreicher Massenmorde in ihrem Land immer noch nicht zustande gebracht hat. Ins Krisengebiet in Mosambik sind Helfer von Organisationen wie Unicef geeilt, die alles daransetzen, die Betroffenen zu unterstützen. Und im britischen Parlament übernimmt endlich jemand Verantwortung: Der bislang eher belächelte Speaker John Bercow hat mithilfe einer Klausel aus dem 17. Jahrhundert eine nochmalige Abstimmung über Theresa Mays schon zweimal gescheiterten Brexit-Plan untersagt. Seine unmissverständliche Botschaft: Schluss mit Taktik, schmiedet endlich einen tragfähigen Kompromiss!

Drei helle Nachrichten. Schenken wir ihnen doch dieselbe Aufmerksamkeit wie den düsteren. Wenn wir das tun, fühlen womöglich nicht nur wir selbst uns besser. Vielleicht stecken wir damit auch andere an. Und wer weiß, vielleicht kann die Welt auf diese Weise ein klitzekleines bisschen besser werden. Wäre doch schön, oder?


Sprache ist verräterisch. Zu den Standardfloskeln im politischen Betrieb gehört es, über "die Menschen" zu sprechen – als moderne Kurzform des Klassikers "die Menschen draußen im Lande". Als gehöre man gar nicht dazu. Aber manchmal verlassen auch die, die sich gerne so ausdrücken, ihre überirdische Sphäre und steigen zu uns hernieder, ins Land, am Ende sogar nach draußen – und wenn sie das tun, dann können sie was erleben. Der südafrikanische Präsident Ramaphosa zum Beispiel hat sich in das irdische Jammertal seines Staates begeben, denn es ist Wahlkampf am Kap der guten Hoffnung, da kommt volksnah immer gut, und deshalb steigt man schon mal in den Pendlerzug. Parliert mit den Menschen, Pardon: Wählerinnen und Wählern. Händeschütteln, Lächeln, Fotos, vorgesehen ist eine Dreiviertelstunde Bad in der Menge, nanu, der Zug bleibt ja stehen.

Das mit dem Bad in der Menge stimmt wirklich, jedenfalls ist der Zug brechend voll. Und steht immer noch. Die Strecke, wird ein Sprecher der Bahn viel, viel später erklären, wurde durch einen anderen Zug blockiert, nachdem jemand einen Stein durch die Scheibe der Lok geworfen hat. Vielleicht vor Wut. Kommt öfter vor. Im Moment weiß das allerdings niemand – nicht das Bahnpersonal, nicht die Presse, nicht der Präsident. Der Nahverkehrszug des Präsidenten: steht. Und steht. Und hatte übrigens zu Beginn des Wahlkampfbesuchs auch schon eine Stunde Verspätung. Kommt öfter vor. Trotzdem: Die Fotografen reisen mit, also unbedingt lächeln! Ganz schön heiß in dem Ding. Im Waggon nebenan haben die Leute inzwischen spontan einen, ja was: Gottesdienst? initiiert. Der Zug steht immer noch. Planmäßige Fahrzeit: 45 Minuten, tatsächliche Verweildauer in der Sardinenbüchse: vier Stunden. Der Präsident wird die Fahrt nach der Ankunft als "grauenhaft" beschreiben. Wenn die Bahn das nicht in den Griff kriege, würden "Köpfe rollen". Wir dürfen ihm an dieser Stelle abnehmen, dass er das nicht nur als Wahlkampfgetöse gemeint hat.

Lassen wir uns von dieser lebensnahen Geschichte auch in Deutschland inspirieren. Zugausfälle, dauernde Verspätungen, verpasste Anschlusszüge? Ausbau des Nahverkehrs? Lösbare Probleme. Ich denke, zwei bis drei Wochen konsequenter Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, am besten mit zahlreichen Umsteigeverbindungen, dürfte jedem Verkehrspolitiker bis hin zum zuständigen Minister vermitteln, was zu tun ist. Heißen wir sie willkommen! Bei uns, den Menschen. Draußen im Zuge. Und schon geht's voran.


WAS STEHT AN?

Heute Vormittag um 10 Uhr schließen sich die Türen: In einem abgeschotteten Raum der Bundesnetzagentur in Mainz nehmen Vertreter der Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Telefónica, Vodafone und 1&1 Drillisch Platz. Störsender unterbinden jede Handyverbindung; lediglich mit ihren Konzernzentralen dürfen die Gäste über eine gesicherte Leitung telefonieren. Denn keiner von ihnen soll sich heimlich einen Vorteil verschaffen, wenn die akribisch vorbereitete Versteigerung der 5G-Mobilfunklizenzen beginnt.

41 Sendeblöcke stehen zur Auktion, das wird tage- oder sogar wochenlang dauern. In jeder Runde haben die Unternehmensvertreter eine mit der Stoppuhr gemessene Stunde Zeit, ihre Gebote in einen supersicheren Computer der Netzagentur zu tippen. Klingt ein bisschen wie im Film "Mission Impossible" und ist tatsächlich ein bisschen so. Denn die neue 5G-Technologie bietet nicht nur enorme Möglichkeiten für Unternehmen, die Unterhaltungsbranche, Autofahrer, jeden Smartphone-Nutzer – sie ist auch ein gigantisches Geschäft. Die Kollegen unseres Digitalressorts geben Ihnen hier einen kompakten Überblick über das Spektakel, damit Sie mitreden können, wenn Sie heute im Büro, am Stammtisch oder vor ihrem eigenen Computer sitzen. Außerdem empfehle ich Ihnen einen weiteren Artikel: Unsere Mitarbeiterin Alena Hecker geht der Frage nach, ob mit der größeren Datenübertragung durch 5G auch die Gesundheitsgefahren durch Handymasten für Menschen wachsen. Ich habe bei der Lektüre einiges gelernt.

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Trägt Deutschland eine Mitverantwortung, wenn amerikanische Soldaten per Knopfdruck auf der US-Airbase Ramstein Tausende Kilometer entfernt Terrorverdächtige von Drohnengeschossen töten lassen? Darüber urteilt heute Vormittag das Oberverwaltungsgericht Münster. Drei Jemeniten und ein Somalier haben die Bundesregierung verklagt.


US-Präsident Trump empfängt heute den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Na, da haben sich zwei gefunden.


Der Europäische Rechnungshof in Brüssel veröffentlicht heute seinen lang erwarteten Bericht zur Cybersicherheitspolitik der EU. Meine Digital-Kollegen werden berichten.


WAS LESEN?

Ein merkwürdiges Thema hat sich mein Kollege Jonas Mueller-Töwe da vorgenommen: umfallende Windräder – na, sowas kommt doch höchstens alle Jubeljahre mal vor. Dachte ich. Tja, falsch gedacht. Masten brechen, Rotoren stürzen zu Boden, brennende Trümmer fliegen Hunderte Meter weit: Was mein Kollege recherchiert hat, ist tatsächlich beunruhigend.


Die große Koalition arbeitet emsig Gesetze ab. CDU, CSU, SPD: Jede Regierungspartei darf ihrer Klientel etwas spendieren. Wie lange geht das so weiter? Wohl kaum zwei Jahre, meint unser Kolumnist Gerhard Spörl: "Für die Kanzlerin und ihr viertes Kabinett fällt die Nacht allmählich herein."


Was ist da eigentlich los beim DFB? Bundestrainer Löw muss sich immer noch gegen seinen Rauswurf von drei Münchner Weltmeistern verteidigen. Verbandspräsident Grindel bricht beleidigt ein Interview ab, kritisiert seinen Trainer, rudert dann zurück. Fast könnte man vergessen, dass auch noch Fußball gespielt wird: Morgen startet die deutsche Nationalmannschaft ins Länderspieljahr – und hat mit Serbien gleich einen unbequemen Gegner. An der Seitenlinie steht dort der frühere Top-Verteidiger Mladen Krstajic. Mein Kollege David Digili hat sich von ihm erklären lassen, wie er Löws Umbruchtruppe überrumpeln will.


WAS AMÜSIERT MICH?

Deutsche Bank und Commerzbank, CDU und SPD, Bayern München und Borussia Dortmund: Wer sich zu sehr in einen Machtkampf verbeißt, der verliert den Blick für … HSBC? Für die Grünen und die AfD? Für Liverpool? Oder nein, Moment… ach, schauen Sie doch selbst!

Ich wünsche Ihnen jederzeit einen klaren Rundumblick, in düsteren Zeiten immer einen Hoffnungsschimmer – und natürlich einen schönen Tag.

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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