t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaGesellschaft

Leo XIV. | Papst-Schneider gibt exklusive Einblicke in seine Arbeit


Schneider des Pontifex
"Wir nehmen niemals die Maße von Päpsten"

InterviewVon Sara Guglielmino

13.05.2025 - 19:14 UhrLesedauer: 3 Min.
Der Schneider Filippo Sorcinelli: Für ihn ging es aus einem kleinen italienischen Küstendorf in den Vatikan.Vergrößern des Bildes
Der Schneider Filippo Sorcinelli: Für ihn ging es aus einem kleinen italienischen Küstendorf in den Vatikan. (Quelle: Filippo Sorcinelli)
News folgen

Er ist tätowiert, hip und homosexuell – und der Schneider des Papstes. Der Italiener Filippo Sorcinelli schneidert seit mehr als 20 Jahren Gewänder für den Vatikan.

Er beschreibt sich als Künstler, Fotograf und als Parfümeur. Auf Instagram zeigt er sich gerne einmal oberkörperfrei. Und er ist katholisch. Der Schneider Filippo Sorcinelli hat es aus einem kleinen italienischen Küstendorf in den Marken in den Vatikan geschafft: Er kleidet nicht nur Priester und Bischöfe ein, sondern hat auch die Gewänder für Papst Franziskus und Benedikt XVI. geschneidert.

Einen Tag, nachdem Leo XIV. zum Papst gewählt wurde, befindet sich Filippo Sorcinelli am Madrider Flughafen. Er fliegt zurück nach Rom. Denn ein neuer Papst bringt auch neue Arbeit. Im Gespräch erzählt er t-online, wie sich die päpstlichen Gewänder im Laufe der Jahre verändert haben, wie gläubig er selbst ist und wie er auf den ersten US-amerikanischen Papst blickt.

t-online: Herr Sorcinelli, wie kommt man an so einen besonderen Beruf?

Filippo Sorcinelli: Vor 25 Jahren ist ein Freund von mir Priester geworden. Damals habe ich ihm das Gewand für die Priesterweihe geschneidert. Und so ist eines zum anderen gekommen. Ich habe dann für Kardinäle und schließlich für den Vatikan geschneidert. Damals war ich 25 Jahre alt.

Der Schneider Filippo Sorcinelli.
Der Schneider Filippo Sorcinelli. (Quelle: Filippo Sorcinelli)

Filippo Sorcinelli

Filippo Sorcinelli wurde 1975 im Küstendorf Mondolfo in der italienischen Region Marken geboren. Im Jahr 2001 gründete er das Atelier für sakrale Gewänder LAVS (Laboratorio Atelier Vesti Sacre) und kleidete die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus ein. 2013 gründete er zudem das Kunstparfümhaus UNUM. Sein Römer Geschäft liegt unweit des Vatikans, in einer Nebengasse der berühmten Straße Via della Conciliazione, die auf den Petersplatz führt.

Viele würden nicht erwarten, dass ein junger, tätowierter und homosexueller Mann den Papst ankleidet.

Ich wirke wahrscheinlich jünger als ich bin. Ich bin 50 Jahre alt, der neue Papst 69. So groß ist der Unterschied nicht. Was viele aber nicht denken: Auch die Kirche ist jung. Und als Schneider arbeitet man mit vielen Jungen zusammen.

In einer Pressemitteilung über Sie heißt es, dass Ihre Identität nicht als Provokation erlebt werden soll, sondern als kreative Spannung. Was meinen Sie damit?

Als Künstler arbeite ich kreativ. Mein Körper und meine Tattoos sind die Erweiterung meiner kreativen Arbeit.

Sind Sie selbst gläubig?

Ja, sehr.

Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde zum Papst gewählt, überraschend früh, nach dem vierten Wahlgang. Haben Sie damit gerechnet?

Nein, aber das Konklave hält immer Überraschungen bereit. Ich kenne Papst Leo gut, ich habe ihn vor einigen Monaten getroffen.

Wie kam es dazu?

Ich schneiderte damals Gewänder als Geschenk für Priester. In diesem Rahmen habe ich auch ihn kennengelernt.

Und wie haben Sie ihn erlebt?

Als sehr intelligenten und vor allem gutmütigen Menschen. Das ist wichtig.

Werden Sie persönlich seine Maße nehmen?

Auf keinen Fall. Wir nehmen niemals die Maße von Päpsten. Das läuft alles über die Büros, die Mitarbeiter des Vatikans schicken uns solche Informationen zu.

Gab es einen Papst, mit dem sie in der Vergangenheit besonders gerne zusammengearbeitet haben?

Ich habe mit allen Päpsten gut und gerne zusammengearbeitet. Mit Papst Benedikt XVI. hat meine Schneiderarbeit im Vatikan begonnen, aber auch für Franziskus habe ich viel angefertigt. Für beide Päpste habe ich jeweils rund ein Dutzend Gewänder entworfen.

Wie haben sich die päpstlichen Gewänder in der Vergangenheit verändert?

Ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Sie sehen heute noch genau so aus, wie vor Jahren.

Gab es einen Moment in Ihrer Arbeit mit den Päpsten, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

2013 habe ich das erste Messgewand für Papst Franziskus entworfen, das er bei seiner Antrittsmesse trug. Daran erinnere ich mich noch ganz genau, weil wir sehr schnell arbeiten mussten. Das war eine große Probe.

Herr Sorcinelli, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Fiippo Sorcinelli
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom