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Aschewolke aus Island sorgt für Flugverbote in Norddeutschland


Vulkanausbruch
Aschewolke aus Island sorgt für Flugverbote in Norddeutschland

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Gut ein Jahr nach dem großen Vulkanasche-Chaos müssen Flugpassagiere erneut Geduld aufbringen. Weil die Aschewolke des isländischen Vulkans Grimsvötn nun auch Deutschland erreicht hat, mussten viele Flieger im Norden am Boden bleiben.

Wegen der Aschewolke aus Island stellten heute Morgen einige Flughäfen in Norddeutschland den Flugbetrieb vorübergehend ein. In Hamburg galt von 6 Uhr bis etwa 12 Uhr ein Flugverbot. Auch der Flughafen in Bremen, der seit 5 Uhr gesperrt war, wurde gegen Mittag wieder geöffnet. Um 14 Uhr erhielten schließlich auch die Berliner Flughäfen, die seit 11 Uhr dicht waren, wieder eine Start- und Landeerlaubnis. Damit waren am Mittwochnachmittag alle erteilten Flugverbote wieder aufgehoben. In einer ersten Schätzung sprach eine Sprecherin des Hamburger Flughafens von 170 betroffen Starts und Landungen mit etwa 16.000 Passagieren.

Kein Verbot für Frankfurt

Anderen großen Flughäfen in Deutschland wie Frankfurt, Düsseldorf oder München drohen laut Deutscher Flugsicherung keine Flugverbote. In Frankfurt fielen am Morgen allerdings 26 Passagierflüge aus, weil sie nicht nach Bremen, Hamburg und Berlin starten konnten.

Foto-Serie Grimsvötn

Thomas Rinderer von der Meteomedia Unwetterzentrale rechnet nicht damit, dass sich die Wolke im Laufe des Tages noch weiter über Deutschland ausdehnt. "Am späten Abend zieht sie voraussichtlich Richtung Osten über Polen ab", sagte der Meteorologe gegenüber wetter.info. In den nächsten Tagen könnte allerdings ein neuer Schub Asche aus dem Norden drohen. "Möglicherweise zieht etwas aus Großbritannien auf das europäische Festland", so Rinderer. Allerdings seien diese Berechnungen noch sehr unsicher. Sie hängen unter anderem davon ab, wie viel Asche der Vulkan noch spuckt.

Nur noch "sehr, sehr dünne" Rauchsäule

Offenbar schleudert der Grimsvötn inzwischen aber kaum noch Asche in die Luft und steht möglicherweise kurz vor dem Ende seines derzeitigen Ausbruchs. Ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik sagte der Nachrichtenagentur, es gebe nur noch eine "sehr, sehr dünne" Rauchsäule aus dem Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Allerdings seien die Aktivitäten noch nicht völlig beendet. Der internationale Flughafen Keflavik auf Island selbst seit Mittwochmorgen wieder für Starts und Landung geöffnet.

Die Vulkanasche in der Wolke aus Island ist nach aktuellen Messungen weniger konzentriert als nach dem Ausbruch vom vergangenen Jahr. Das teilte der Physiker Cornelius Schiller vom Forschungszentrum Jülich mit. "Man kann im Vergleich zu den Bildern, die wir im letzten Jahr gemacht haben, ablesen, dass die Konzentrationen nicht so hoch sind", sagte Schiller nach Messungen mit dem Lasersystem LIDAR in Schleswig-Holstein. Wie viel schwächer die Wolke sei, könne er noch nicht sagen. "Da müssen wir genauer in die Daten reingucken", sagte Schiller.

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Ramsauer rechnet mit Entspannung

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte im ARD-Morgenmagazin, es könne davon ausgegangen werden, dass sich die Lage an den betroffenen Flughäfen "im Laufe des Nachmittags wieder entspannen" werde.

Nach Angaben der europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol wurden bereits am Dienstag europaweit 500 Flüge wegen der Aschwolke gestrichen. Zumeist handelte es sich um Flüge von oder nach Schottland oder Nordengland. Angesichts von täglich rund 29.000 Starts und Landungen in Europa waren die Auswirkungen aber eher gering. Die britische Flugaufsicht Nats erwartet bereits für heute wieder eine Normalisierung des Flugbetriebs, da die Aschekonzentration im dem britischen Luftraum bereits nachlasse.

Die Wolke verflüchtige sich wesentlich schneller, sagte Vulkanforscherin Gillian Foulger von der Universität Durham mit Blick auf den Ausbruch des Eyjafjallajökulls im April 2010. Damals hatte die Aschewolke den Flugverkehr über Europa tagelang zum Erliegen gebracht. Etwa 100.000 Flüge fielen damals aus, mehr als zehn Millionen Passagiere konnten nicht reisen.

Grenzwerte eingeführt

Bei Ausbruch des Eyjafjallajökulls fehlten noch Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Atmosphäre. Inzwischen wurden dafür drei Zonen festgelegt - und das Fliegen in Arealen mit geringer Konzentration ist erlaubt. Fluggesellschaften beklagen aber, dass es nach wie vor keinen einheitlichen Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.

In Deutschland wurde von Verkehrsminister Ramsauer eine kritische Marke festgelegt. Bei mehr als 2,0 Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft darf nicht mehr geflogen werden - es sei denn, Triebwerk- und Flugzeughersteller geben grünes Licht. Die Flugverbote stünden auf einer soliden rechtlichen Basis. "Wir haben seit der großen Aschewolke im letzten April ein sehr verfeinertes Regelwerk entwickelt", sagte der Minister. "Wir sind heute wesentlich besser in der Lage, eine solche Situation zu beherrschen."

Beweisen, "dass sie es besser können"

Nach Ansicht des Flughafenverbands ADV müssen alle Beteiligten jetzt beweisen, "dass sie es besser können als vor einem Jahr". Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen, Ralph Beisel, forderte vor allem transparente Entscheidungen. Zugleich bemängelte er, dass es bislang nur nationale Regelungen gibt. "Im Rahmen eines Single-Sky-Gedankens sollte zügig eine europaweit einheitliche Regelung gefunden werden", sagte er.

Quelle: dpa, wetter.info

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